[Graetzwerk] Soziale Menschenrechte: UNO kritisiert AMS-Sanktionen, niedrige Mindestsicherung und fehlende Mitbestimmungsrechte der Betroffenen
AKTIVE ARBEITSLOSE
kontakt at aktive-arbeitslose.at
Di Dez 10 23:07:58 CET 2013
*Soziale Menschenrechte:
UNO kritisiert AMS-Sanktionen, niedrige Mindestsicherung und fehlende
Mitbestimmung der Betroffenen*
*Aktive Arbeitslose fordern in Online-Petition die volle Umsetzung der
sozialen Menschenrechte *
Massive Kritik an der mangelhaften Umsetzung der sozialen Menschenrechte
äußerte das UN-Komitee für wirtschaftliche, soziale und kulturelle
Menschenrechte bei seiner bereits 4. Staatenprüfung, die alle 8 Jahre
von der UNO in Genf durchgeführt wird.
Erstmals wurden auch die Existenz gefährdenden *Bezugs**sperren beim
AMS* kritisiert, die nach den Verschärfungen durch die AlVG-Novellen
2004 und 2007 das Menschenrecht auf FREI GEWÄHLTE ARBEIT verletzen. Die
UNO kritisiert auch die Bedingungen unter denen Bezugssperren verhängt
werden (Verhängung auf reinen Verdacht hin, kein faires Verfahren, keine
Rechtshilfe für Betroffene) und drängt daher darauf, dass durch
Bezugssperren nicht das Recht auf frei gewählte Arbeit verletzt wird,
also dass durch die permanente Sanktionsdrohung niemand in Arbeit
gezwungen werde, die er/sie nicht selbst ausgesucht hat. Die UNO drängt
auch darauf, dass es einen regulären und offenen *Dialog des AMS mit den
betroffenen Arbeitslosen* gibt.
Die UNO kritisiert die hohe Anzahl der *Langzeitarbeitslosen* und dass
die *Jugendarbeitslosigkeit* trotz Ausbildungs- und Arbeitsprogramme
(Lehrwerkstätten, Produktionsschulen) um 60% höher als der Durchschnitt
ist und dass die Regierung den Arbeit suchenden Jugendlichen zu wenig
Alternativen anbietet. Ebenfalls kritisiert die UNO dass *Asylwerbern*
nach wie vor der *Zugang zu Erwerbsarbeit* verwehrt wird und dass jene
Asylwerber, die keine Arbeit finden, nicht einmal die Mindestsicherung
beziehen können.
Bei der *Mindestsicherung* kritisiert die UNO, dass diese (bei weitem)
nicht die realen Lebenskosten deckt und dass die Republik Österreich
auch nicht garantiert, dass alle die Mindestsicherung brauchen, diese
auch in einer "konsistenten und effizienten Weise" auch erhalten.
Österreich solle also den allgemeinen Empfehlungen der UNO folgend das
Recht auf soziale Sicherheit gewährleistet. Also auch hier kritisiert
die UNO (indirekt)das von Sozialminister Hundstorfer eingeführte
Existenz gefährdende Sanktionenregime.
*Regierung und Justiz missachten soziale Menschenrechte auch prinzipiell*
Wie die Aktiven Arbeitslosen als Teil der von der FIAN organisierten
Delegation der Plattform "WSK-Rechte" feststellen konnte, ist die UNO
vor allem darüber erbost, dass an der grundlegenden Missachtung der
Menschenrechte durch die österreichische Regierung und Justiz nichts
verändert hat. Die UNO fordert daher zum wiederholten Male, dass die
*sozialen Menschenrechte in die Verfassung*aufgenommen und dass
Österreich *Zusatzp**rotokoll zum WSK-Pakt*ratifiziert, damit soziale
Menschenrechte endlich einklagbar werden und auch der/die einzelne
EinwohnerIn bei der UNO Beschwerden machen kann. Die UNO kritisiert
insbesondere dass in die Rechtsprechung der Gerichte die sozialen
Menschenrechte immer noch kaum angewandt werden und immer noch nicht
RichterInnen über soziale Menschenrechte geschult werden. Auch die
Volksanwaltschaft habe immer noch zu wenig Kompetenzen und sei nicht
wirklich unabhängig.
Der Verein "Aktive Arbeitslose Österreich" sieht hier vor allem den
Verwaltungsgerichtshof gefordert, der nicht einmal dann, wenn einem
Juristen das AMS offenbar als Schikane eine Stelle als Putzkraft zuweist
und den Bezug sperrt (VwGH GZ 97/08/0572), das Menschenrecht auf frei
gewählte Arbeit in Erwägung zieht und auch sonst jede Kleinigkeit als
"Vereitelung" wertet. Auch raubt er Langzeitarbeitslosen die Rechte und
die Menschenwürde, wenn er ohne jeden empirischen Beleg behauptet, es
sei notorisch und daher nicht näher zu begründen, dass
Langzeitarbeitslose ein Kommunikations- und Einordnungsdefizit hätten,
womit JEDE Zwangsmaßnahme an sich gerechtfertigt sei (z.B. VwGH GZ
2008/08/0273).
*Österreichs Auftritt in Genf: Eine Blamage für die Regierungsdelegation*
Die Regierung glänzte beim Staatenhearing Österreichs durch Abwesenheit
und ließ sich durch eine umfangreiche und hochrangige
BeamtInnendelegation vertreten. Diese mussten nicht nur zahlreiche
kritische Fragen über sich ergehen lassen, sondern machten noch
schlechte Figur, in dem sie sich nicht nur als uninformiert, sondern
auch als ausgesprochen arrogant zeigte. Bei der Frage nach den
Bezugssperren beim AMS konnte die Vertreterin des Sozialministerium
keine konkreten Informationen liefern und behauptete lediglich pauschal,
diese seien nur das allerletzte Mittel und würden nach ganz genauen und
strengen Kriterien, die durch die Rechtsprechung vorgegeben seien,
verhängt. Auf die Rüge, dass die Zivilgesellschaft nicht in die
Erstellung des Regierungsberichts eingebunden worden sei und keine
Unterstützung dazu erhält, konterten die BeamtInnen recht schnoddrig,
diese hätte doch eh die Möglichkeit, eigene Schattenberichte zu
erstellen. Aktuelle Zahlen über die Armut in Österreich mussten die
BeamtInnen erst in der Mittagspause beim Sozialministerium erfragen und
die Frage nach der Abschaffung der befristeten Invaliditätspension
ließen sie erst recht unbeantwortet.
Recht peinlich wirkte auch der Umstand, dass die
RegierungsvertreterInnen sogar eigene ÜbersetzerInnen mitbringen
mussten, weil einige RegierungsvertreterInnen -- vor allem das
Innenministerium -- sich außerstande oder nicht Willens zeigten in einer
der UNO Amtssprachen, also in Englisch -- vorzutragen.
*Sozialminister Hundstorfer ein Menschenrechtsverletzer ersten Grades*
Sozialminister Hundstorfer istfür die Vollendung des neoliberalen
Aktivierungs- und Arbeitszwangsregime durch verschärftes
Sanktionenregime durch die Mindestsicherung und Abschaffung der
befristeten Invaliditätspension plus Einführung der
menschenrechtswidrigen Zwangsrehabilitation verantwortlich. Im
schlimmsten Falle sind diese Zwangsbehandlungen z.B. bei psychiatrischen
Erkrankungen durch Zwangsmedikation im Sinne der UN-Konvention gegen
Folter sogar als Folter zu bezeichnen.Rudolf Hundstorfer muss sich
daherden Vorwurf gefallen lassen unter den bisherigen Sozialministern
der Zweiten Republik der größte Menschenrechtsverletzer zu sein.
Menschenrechtlichen Argumentationen gegenüber zeigte er sich ja bislang
völlig unzugänglich.
*Aktive Arbeitslose starten Online-Petition zur Umsetzung soziale
Menschenrechte in Österreich*
Aufgrund der zahlreichen Verletzungen der sozialen Menschenrecht und
wegen der grundlegenden ablehnenden Haltung der Regierung gegenüber
sozialen Menschenrechten starten die Aktiven Arbeitslosen Österreich
eine Online-Petition, in der entsprechende Forderungen an die
Regierungsverhandler gestellt werden. Soziale Menschenrechte kommen den
Menschen aufgrund ihres Mensch Seins zu, und nicht nur dann, wenn diese
sich gegenüber den Behörden als "(arbeits)willig" und untertan zeigen.
Ob wenigstens die Oppositionsparteien bereit sind, sich für die sozialen
Menschenrechte einzusetzen werden die Aktiven Arbeitslosen jedenfalls
auch noch genau überprüfen.
*Online Petition:*
*
https://secure.avaaz.org/de/petition/An_die_kommende_Regierung_in_Oesterreich_Soziale_Menschenrechte_jetzt_umsetzen_nicht_irgendwann/edit/
*Rückfragehinweis:*
Mag. Ing. Martin Mair
Obmann "Aktive Arbeitslose Österreich"
Tel.: +43 676 3548210
Email: kontakt at aktive-arbeitslose.at <mailto:kontakt at aktive-arbeitslose.at>
*
*
*Weitere Informationen:*
*
Concluding observations on the fourth periodic report of Austria*
(E/C.12/AUT/CO/4)
http://tbinternet.ohchr.org/_layouts/treatybodyexternal/Download.aspx?symbolno=E%2fC.12%2fAUT%2fCO%2f4&Lang=en
<http://tbinternet.ohchr.org/_layouts/treatybodyexternal/Download.aspx?symbolno=E%2FC.12%2FAUT%2FCO%2F4&Lang=en>
*
Statement der Aktiven Arbeitslosen in Genf plus weiter führende
Links (am Ende des Artikels)
http://www.aktive-arbeitslose.at/menschenrechte/wsk-rechte/statement_committee_on_social_conomic_and_culturural_rights.html
*
Fotos der Aktiven Arbeitslosen aus Genf (Fotocredit: Aktive
Arbeitslose Österreich/Karin Rausch)
http://www.flickr.com/photos/martinmair/sets/72157638084992355/
*
Internationaler Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle
Rechte ("WSK-Pakt") (BGBl Nr. 590/1978)
http://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10000629
--
====================================================
Aktive Arbeitslose Österreich, ZVR: 852272795
Krottenbachstrasse 40/9/6, A-1190 WIEN
Tel.: +43-676-35 48 310
http://www.aktive-arbeitslose.at
kontakt at aktive-arbeitslose.at
====================================================
Solidarität wirkt! Unterstützen Sie uns dabei:
Konto Nummer 22010059910, Sparda Bank, BLZ 14900
====================================================
Mehr Informationen über die Mailingliste Graetzwerk