+comunity+ spät aber doch: biologismus & so
Gerhard Zehner
zehner at arch.ethz.ch
Di Apr 8 22:35:27 CEST 2003
warum ich biologismen & naturalsimen skeptisch betrachte:
(mal wieder haus&garten-theorie)
1: begriffsklärung:
- biologismus meint, dass eine (natur)wissenschaft einen
wahrheitsanspruch stellt, der gesellschaftlich wirksam wird (siehe
zb. rassentheorie der nazis)
- naturalismus meint eine technik, die bestimmte erkenntnisse
forciert/privilegiert (gegenüber anderen erkenntnissen) und diese zur
"naturhaftigkeit" erklärt - der prozess der wiederholung dieser
behauptung - bis sie sich in die köpfe der menschen eingeschrieben
hat (meist durch herrschafts/macht-verhältnisse) wird als
"naturalisierung" beschrieben
2: erkenntniss & "wahrheit":
- ich gehe davon aus, dass meine wahrnehmung einer sache meinen
wirklichkeitsbegriff dieser sache bewirkt und nicht die sache selbst
- das >ding an sich< - weil eben meine wahrnehmung zwischen >dem
ding< und meinem denk/reflexionsapparat steht
- dh. meine wahrnehmung einer sache ist "wirklich" (eben wahr), nicht
die sache selbst (die hat wahrscheinlich eine wirklichkeit/wahrheit
die von meiner wahrnehmung abweicht)
3: sprechen & "wahrheit":
- der (oder ein) umgekehrte(r) akt von wahrnehmung ist sprechen, also
das kommunizieren über meine wahrnehmung - hier trete ich in
interaktion mit anderen individuen
- dh. wir sprechen auch nie über die dinge an sich, sondern über
unserer wahrnehmung der dinge - die kann individuell sehr verschieden
sein
- die konsequenz daraus ist, dass das sprechen/kommunizieren über die
dinge wahrheit/wirklichkeit überhaupt erst produziert/konstruiert
dies wiederum führt zu 2 konsequenzen:
1. worüber am meisten gesprochen wird, welches sprechen zugelassen
wird und welches nicht (durch herrschafts/machtverhältnisse) wird
entscheidend für die konstruktion von wahrheit/wirklichkeit
2. ich (selbst!) kann durch sprechen wahrheit/wirklichkeit
konstruieren/produzieren
...und keine wahrheit/wirklichkeit ist absolut...das ist vielleicht
der wichtigste aspekt bei der sache
....und somit auch nicht "biologische erkenntnisse", weil die eben
auch nur aus gewissen interessen zustande kommen
und noch ne andere ebene:
- wir haben an anderer stelle in der diskussion festgestellt, dass in
sexualität als triebstruktur a priori macht&gewalt eingeschrieben
ist, wie in jede triebstruktur (weil sie egoistisch ist)
- biologie als disziplin neigt dazu, sich in erster mit
körperkonstruktionen & triebstrukturen zu beschäftigen - der
menschliche kognitions-apparat oder besser seine möglichkeit (also
das was ich denken kann - meine ratio) bleibt der biologie
weitestgehend verschlossen (bitte um aufklärung, falls ich da falsch
liege)
- eine entfesselung biologistischer kräfte/triebstrukturen hat uns
zum sozial-darwinismus geführt (das recht des stärkeren)
- eine befreiung der individuen in einer sozialen gesellschaft kann
nur durch überwindung (kontrolle, >weiterarbeiten an<,
nicht >zerstörung<) von biologistischen triebstrukturen erfolgen
so long
cgtz
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hscvhjscs
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