*RH-92.6* Solidarität mit den ORF-Kultur-RedakteurInnen

IG Bildende Kunst office at igbildendekunst.at
Mon Oct 7 17:13:44 CEST 2002


ORF-RedakteurInnen gegen die Lügen des ORF
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In einer einstimmig verabschiedeten Resolution werfen die RedakteurInnen der
Hauptabteilung Kultur im Fernsehen dem ORF-Stiftungsrat und der
ORF-Generaldirektion (Dir. Dr. Monika Lindner) Quotenlüge, Gebührenlüge,
Sendeplatzlüge und Österreichlüge vor.

Die IG BILDENDE KUNST drückt hiermit ihre Solidarität mit den
ORF-KulturredakteurInnen aus, die sich ebenfalls für die Erfüllung des
gesetzlich verankerten Kulturauftrages im öffentlich-rechtlichen Fernsehen
einsetzen und diese Erfüllung nun auch bei den
ORF-Entscheidungsverantwortlichen einfordern!

Seit im Juni der Beschluss zu einer kunst- und kulturfeindlichen
Programmjustierung (die  Einstellung der Sendung kunst-stücke am 26.9. war
die Folge) gefallen ist, protestieren Filmschaffende, Kunstschaffende und
Kulturschaffende unaufhörlich gegen die Kampfansage des ORF an die Kunst.
Die ersatzlose Streichung der kunst-stücke ist allerdings nur das jüngste
Beispiel für eine kontinuierliche Ausschaltung von Kunst und Kultur im
öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Das als kunst-stücke-Nachfolge (!)
präsentierte Sendungskonzept von "25 das Magazin" ist ein Affront gegenüber
allen kunstinteressierten ORF-SeherInnen!

Der ORF-Programmreform, die in diesen Tagen präsentiert werden soll und in
die die Meinungen der ORF-KulturredakteurInnen NICHT eingeflossen sind,
stehen wir mit allergrößter Skepsis gegenüber. Die Arbeit der
ORF-Entscheidungsverantwortlichen in der jüngsten Vergangenheit hat deren
Kunst- und Kulturfeindlichkeit bereits unter Beweis gestellt.

Massiver Kritikpunkt ist die schon seit Jahren anhaltende Eliminierung von
Sendetypen für Kunst (u.a. Büchermagazin, Galerienrundblick, Apropos Film,
...etc.), die in der Absetzung der Sendung kunst-stücke einen neuen
Höhepunkt fand. Darüber hinaus verurteilen wir die nicht existente
Kommunikationsbereitschaft der ORF-Verantwortlichen mit Kunst- und
Kulturschaffenden. Die ORF-KulturredakteurInnen bestätigen in ihrer
Resolution die von der ORF-Generaldirektion und dem ORF-Stiftungsrat
praktizierte Kommunikationsverweigerung.

Beim Bundeskommunikationssenat wurde bereits im Juli eine Beschwerde wegen
der Nichterfüllung des Programmauftrages laut ORF-Gesetz eingereicht. Die
Rechtsaufsichtsbehörde möge im aktuellen Anlassfall feststellen, dass der
ORF-Beschluss zur Einstellung der Sendung kunst-stücke (der einzigen
Sendeplattform für Auseinandersetzung mit zeitgenössischer, innovativer
Kunst im öffentlich-rechtlichen Fernsehen) gesetzeswidrig ist und die
Aufhebung dieser Entscheidung verfügen. Die Beschwerde wurde angenommen, die
Rechtmäßigkeit der Absetzung der kunst-stücke wird derzeit geprüft. Die
Resolution der ORF-KulturredakteurInnen bestätigt alle bisher ausschließlich
ORF-extern formulierten Kritikpunkte.

Laut ORF-Gesetz hat sich der öffentliche Rundfunk an der Vielfalt der
Interessen aller SeherInnen zu orientieren und in seinen Sendungen durch
hohe Qualität auszuzeichnen. Der ORF hat Auftraggeber, Arbeitgeber und Forum
österreichischer Kreativität und Gegenwartskunst zu sein. Fehlt die
vorgeschriebene Unverwechselbarkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im
Wettbewerb mit kommerziellen Sendern, ist auch die Einhebung von
Programmentgelten nicht mehr legitimiert.

Das Verschwinden der Unterschiede zwischen den Hauptabendprogrammen des ORF
und jenen von deutschen Privatsendern prangern nun auch die
ORF-KulturredakteurInnen in der genannten Resolution an. Außerdem fordern
die VerfasserInnen die ORF-Generaldirektion und den ORF-Stiftungsrat auf,
dem Programmauftrag nachzukommen und Zielvorgaben auch für Kulturprogramme
unmissverständlich zu verlautbaren.
Kommt eine Programmreform, die die Ausschaltung von Kunst- und Kultur noch
weitertreibt, sind wir sehr gespannt, wie eine solche Entwicklung noch als
gesetzeskonform gerechtfertigt werden kann, wenn mittlerweile auch schon die
ORF-MitarbeiterInnen sich zur Einforderung der Erfüllung des
Programmauftrages gezwungen sehen.


Daniela Koweindl
IG BILDENDE KUNST


- Die Resolution der ORF-RedakteurInnen unter
http://derstandard.at/?id=1091699
- Information über die Proteste der Film-, Kunst- und Kulturschaffenden
unter http://www.amourfou.at/kunst-stuecke



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