*RH-92.6* Fw: Die (Miss)Wirtschaft mit der Gesundheit - eine Notwendigkeit?

Mag. Inge Zelinka zelinka at smz.at
Tue Aug 28 09:29:17 CEST 2001




Sehr geehrte Damen und Herren! 

Das SMZ-Liebenau lädt Sie ganz herzlich zu folgendem Workshop ein: 

Einladung zum Workshop:

Die (Miß)Wirtschaft mit der Gesundheit - eine Notwendigkeit? 

Montag, 8. Oktober 2001, 16.00 Uhr

SMZ-Liebenau: Veranstaltungsraum, Liebenauer Hauptstraße 102




Seit 1996 gilt in der Schweiz ein neues Krankenversicherungesetz (KVG), das eine für alle obligatorische Grundversicherung vorsieht. Die Schweiz gilt somit als »Vorzeigeland« für die in Europa und damit auch Österreich angestrebten Entwicklungen. 


Das Schweizer Komitee 'Gerechtigkeit im Gesundheitswesen' zeigt die Probleme und Irrwege dieses Systems auf! Das SMZ-Liebenau hat nun zwei Vertreter dieses Komitees eingeladen, in Graz einen Workshop zu gestalten. 

Frank Mathwig und Ruedi Spöndlin werden zu folgenden Fragen referieren und debattieren: 



  a.. Sollen gesundheitspolitische Fragen nur noch unter ökonomischen Gesichtspunkten diskutiert werden? 


  b.. Zeigt das Beispiel Schweiz wirklich den »besseren Weg«? 


  c.. Welche Schlüsse kann man für Österreich aus dem Schweizer Modell ziehen? 

Referenten: 

Ruedi Spöndlin, Jurist/ Journalist, Redaktor der Zeitschrift Soziale Medizin

Frank Mathwig, Institut für Systematische Theologie der Evang.-theol. Fakultät Bern, Abteilung für Sozialethik, Mitglied des Komitees Gerechtigkeit im Gesundheitswesen 


Moderation der Arbeitskreise: 

Bettina Mitter, Health & Public

Christian Stenner, Korso 

Um Anrechenbarkeit als Diplomfortbildungsstunden 

für AllgemeinmedizinerInnen im Ausmaß von 

4 Stunden wurde angesucht!

Wir bitten um Anmeldung!



Information und Anmeldung unter:
SMZ-Liebenau, Mag. Inge Zelinka

Tel.: 0316/ 47 17 66 - 13, Fax: 0316/ 46 23 40 - 19, e-mail: zelinka at smz.at



Workshop-Programm:

16.00 Uhr: 

Beginn und Eröffnung durch den Obmann des SMZ, Rainer Possert 

16.15 - 17.45 Uhr: 

Referate von Frank Mathwig und Ruedi Spöndlin 


Im Anschluß daran Diskussion


18.30 - 19.30 Uhr: 

Pause, Buffet, Gedankenaustausch



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19.30 - 21.00 Uhr: 

Aufteilung in die beiden Arbeitsgruppen

Arbeitsgruppe 1: »Rationierung im Gesundheitswesen - 

Schweiz und Österreich im Vergleich«

Ruedi Spöndlin erarbeitet mit Bettina Mitter und den TeilnehmerInnen folgende Themenbereiche: 

  a.. Wie kommt es überhaupt zu einer Ökonomisierung des Gesundheitswesens, wer profitiert davon und welche Gruppen forcieren so eine Ökonomisierung? 
  a.. Gibt es in Österreich ähnliche Beispiele von Rationierung im Gesundheitsbereich wie in der Schweiz?

Arbeitsgruppe 2: »Die Ethik der Gesundheitswirtschaft«

Frank Mathwig erarbeitet mit Christian Stenner und den TeilnehmerInnen folgende Themenbereiche:

  a.. Soll die Medizin ein reines Dienstleistungsunternehmen sein oder ist es ein sozialer Bereich? 
  b.. Wandel der Ethik im Gesundheitsbereich
  a.. Ist die Diskussion über Wirtschaft im Gesundheitswesen überhaupt ethisch? 
  b.. Ist die Gesundheit eine Ware oder ein Menschenrecht? 


21.00 - 22.00 Uhr: 

Abschlußdiskussion im Plenum 


Zu den Referenten: 



Ruedi Spöndlin und Frank Mathwig gehören beide dem Schweizer Komitee »Gerechtigkeit im Gesundheitswesen« an und sind Vertreter der Schweizerischen Gesellschaft für ein Soziales Gesundheitswesen (SGSG). Die SGSG wurde 1974 von Krankenschwestern, ÄrztInnen, TherapeutInnen, StudentInnen und Angehörigen sozialer Berufe gegründet. Ziel der SGSG ist ein gerechtes und solidarisches Gesundheits- und Sozialwesen. In den letzten Jahren beschäftigte sie sich einerseits mit tagespolitischen Fragen, indem sie beispielsweise für eine soziale Krankenversicherung, gegen die Einschränkung des Leistungskatalogs der Grundversicherung, für eine liberale Drogenpolitik, für die Genschutz-Initiative, gegen die Ausgrenzung von Menschen mit HIV/AIDS, für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Pflege und gegen eine Abbau der sozialpsychiatrischen Versorgung eintrat. Eine wichtige Rolle spielte daneben die Aufarbeitung von grundsätzlicheren Fragen. Dazu gehört etwa die kritische Auseinandersetzung mit der Rolle der Genetik in Medizin und Gesellschaft, die Frage nach der Stellung der Frau im Gesundheitssystem, die Zusammenhänge zwischen Gesundheit und Migration, die gesundheitlichen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit sowie die Fragen um Euthanasie, Sterbehilfe und Organtransplantation. 

Publikationsorgan der SGSG ist die Zeitschrift Soziale Medizin, die sich kritisch mit dem Sozial- und Gesundheitswesen befaßt und parteipolitisch unabhängig ist. Die Soziale Medizin erscheint sechsmal jährlich in einer Auflage von 2600 Stück. 

Internet: www.sozialemedizin.ch.

Ruedi Spöndlin

Geboren 1953, lebt in Basel 

Studienabschluß als Jurist (lic.iur.). 

Seit 1985 Redaktor und redaktioneller Koordinator der Zeitschrift 'SM Soziale Medizin', die von der Schweizerischen Gesellschaft für ein Soziales Gesundheitswesen (SGSG) herausgegeben wird. Daneben als freier Journalist mit Spezialisierung für Versicherungs- und Verbraucherfragen für verschiedene Medien tätig. 

Mail: rspoendlin at magnet.ch, 



Frank Mathwig

Geboren 1960 in Herford (Deutschland)

Studium der Evang. Theologie und Philosophie in Marburg und Hamburg

daneben 18jährige Tätigkeit in der Krankenpflege

Seit Oktober 1999 Forschungsprojekt mit Prof. Dr. W. Lienemann zur Verteilungsgerechtigkeit im Gesundheitswesen an der Universität Bern 

Seit August 2001 Oberassistent in der Abteilung Sozialethik am Institut für Systematische Theologie der Evang.-theol. Fakultät Bern

Arbeitsschwerpunkte: Medizinische und politische Ethik, methodische Fragen und analytische Ethik















Zu den Vorträgen: 



Ruedi Spöndlin und Frank Mathwig werden gemeinsam zum Thema »Rationierung im Gesundheitswesen« sprechen, wobei Herr Spöndlin als Schweizer verstärkt die schweizerische Entwicklung des Gesundheitswesens berücksichtigen wird. In der Schweiz sind die Krankenkassenprämien für Menschen mit geringem Einkommen zur unerträglichen Belastung geworden. Die Schweizer Krankenversicherung beruht auf dem Prinzip der Kopfprämie. Die Versicherungsbeiträge sind nicht nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit abgestuft, Arm und Reich bezahlen genau gleichviel. Abhilfe schaffen könnte entweder ein sozialeres Finanzierungsmodell, mit einem Umverteilungsmechanismus zugunsten der wenig Verdienenden, oder eine Begrenzung der Kosten. Ein Volksbegehren für eine sozialere Finanzierung kommt demnächst zur Abstimmung. 

Von anderer Seite wird jedoch energisch ein Leistungsabbau gefordert. Einen Versuch, auf differenziertere Art zu sparen, stellen die verschiedenen 'managed care'-Modelle wie HMO-Praxen und Hausarztmodelle dar. Bei deren Beurteilung gibt es positive und negative Aspekte. Sparmassnahmen sind ethisch nur solange vertretbar, als sie nicht zu einer Zweiklassenmedizin führen, bei der Heilungs- und Überlebenschancen im Krankheitsfall von der wirtschaftlichen und sozialen Lage des betroffenen Menschen abhängen. Eine Tendenz in Richtung Zweiklassenmedizin ist beispielsweise in den politischen Auseinandersetzungen um den Leistungskatalog der obligatorischen Krankenversicherung (Grundversicherung) zu erkennen: Der Leistungskatalog der obligatorischen Grundversicherung steht gegenwärtig unter politischem Druck. 

Die FDP - eine der einflussreichen Regierungsparteien aus dem bürgerlichen Lager, sozusagen die "Wirtschaftspartei" - fordert eine Begrenzung auf das medizinisch Notwendige. Sie vertritt die Ansicht, die obligatorische Grundversicherung dürfe nur subsidiären Charakter haben. Latent ist der politische Druck, den Leistungskatalog der Grundversicherung einzuschränken, schon im System der schweizerischen Gesundheitsversorgung angelegt. Vier gewichtige politische Lobbys haben nämlich ein übereinstimmendes Interesse daran, dass möglichst viele Zusatzversicherungen abgeschlossen werden. Je weniger Leistungen von der Grundversicherung übernommen werden, desto attraktiver werden Zusatzversicherungen. 

Frank Mathwig wird stärker methodisch vorgehen, d. h. Gründe und Argumente darstellen und reflektieren, welche der Position des Komitees »Gerechtigkeit im Gesundheitswesen« gegen Rationierung im Gesundheitswesen zugrunde liegen. Im Mittelpunkt stehen dabei Fragen der Kriteriologie, also danach, anhand welcher Kriterien über die Vorenthaltung medizinisch indizierter Maßnahmen entschieden wird/werden soll, sowie Fragen des sich dahinter verbergenden Menschenbildes und Medizin-/Pflegeverständnisses.



Wir freuen uns auf Ihr Kommen! 

Liebe Grüße

Inge Zelinka





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