**H-I-T** Die Rösselmühle ist mehr als Wohnbau – Stopp für ein Wohnprojekt am Areal der Rösselmühle! _ Offener Brief an die Bürgermeisterinnen von Graz

Projektgruppe MEHL GRIES BETON florianr at mur.at
Mo Mai 13 18:51:04 CEST 2024


* * * Liebe Listenabonennt*innen, wir geben aus gegebenem Anlass auf 
diesem Wege einen offenen Brief des Komitees Rösselmühle weiter, der 
heute an die Adressatinnen sowie die Presse gegangen ist:

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin
Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin

Wir, das Komitee Rösselmühle, ein überparteilicher Zusammenschluss von 
Expertinnen und Experten aus den Bereichen Architektur, Universität und 
Kultur, protestieren gegen die Ausschreibung der Stadtregierung an eine 
Gruppe von Architekturbüros, einen Rahmenplan für das Areal Rösselmühle 
zu erstellen, der laut RöMü GmbH-Geschäftsführerin Birgit Leinich 
„Wohnraum und eine moderne Sockelzone mit Geschäften und Büros vereinen“ 
soll.

Der Bezirk Gries, der in den letzten Jahren mit eher minderwertigen 
Wohnanlagen ohne qualitätsvolle Außenanlagen vollgestopft wurde und 
dessen Bevölkerung seit 2001 um mehr als ein Drittel gewachsen ist, 
gehört neben Jakomini, St. Leonhard und Lend zu den am dichtesten 
besiedelten Bezirken von Graz. Er verfügt aber nicht über annähernd so 
viele Freizeit-, Kultur- und Bildungseinrichtungen wie für diesen 
Zustrom notwendig wären.
Soziale Probleme sind deshalb vorprogrammiert.
Verschärft wird dies, indem konsequent die bauliche, kulturelle und 
soziale Bedeutung des Industriedenkmals Rösselmühle ignoriert wird, wie 
insgesamt der Altstadtschutz und das Primat des Bauens im Bestand als 
fundamentales Interesse einer gemeinwohlorientierten und klimabewussten 
Stadtentwicklung. Der Unmut der Menschen zu beiden Seiten der Mur 
angesichts von Stadtzerstörung durch Altbauspekulation wird immer lauter.

Seit über zwei Jahren fordert das Komitee Rösselmühle vergeblich von 
Ihnen, dass das Areal Rösselmühle mit seinen identitätsstiftenden 
Qualitäten über die nötige Umwidmung zu einem dringend benötigten 
Stadtteilzentrum entwickelt wird, in dem auch Kultur-, Bildungs- und 
Sozialeinrichtungen integriert werden könnten. So benötigt etwa das 
Johann-Joseph-Fux-Konservatorium Auftritts- und Probenräume, sucht das 
benachbarte Geriatrische Zentrum nach Erweiterungsmöglichkeiten und 
braucht es Räume für niederschwellige Bildungs- und Kulturangebote sowie 
nachbarschaftlichen Austausch.
Was in Gries aber ganz sicher nicht gebraucht wird, sind weitere 
freifinanzierte Wohnungen und Büros mit einer Geschäftszone im 
Erdgeschoß, die am Standort ohnehin kaum funktionieren wird.
Wir sind außerdem entsetzt über die Ankündigung, dass der 
Bürgerbeteiligungsprozess erst angesetzt wird, wenn der Rahmenplan 
bereits feststeht. Das kommt einer Alibihandlung gleich und steht in 
eklatantem Widerspruch zum Willen von bisher über 1370 Unterzeichnenden 
des Appells „Rettet die Rösselmühle! Für eine respektvolle 
Stadtentwicklung!“

Die Stadt Graz verabsäumt seit Jahren, Bedarfe und Wünsche von 
Bewohnerinnen und Bewohnern von Gries zu erheben, mit Bürgerinitiativen 
wie dem Komitee Rösselmühle oder MehlGriesBeton in einen ernsthaften 
Dialog zu treten und eine zeitgemäße Stadtentwicklung zu betreiben, die 
an den Interessen der Bevölkerung und nicht an jenen der Investoren 
orientiert ist.
Wer geglaubt hat, dass diese Form von verfehlter Stadtplanung mit der 
neuen Stadtregierung der Vergangenheit angehört, wird wieder einmal 
enttäuscht. Nach wie vor lautet die Devise: die Investoren bestellen, 
die Stadtplanung liefert.
Dass es auch anders geht, zeigt etwa die Stadt Basel: Dort ist es „State 
of the Art“, die zukünftige Nutzungsverteilung auf freiwerdenden Arealen 
aufgrund einer umfassenden Bedarfsanalyse festzulegen und nicht den 
Wünschen der Grundbesitzer angepasst.

Wir glauben, dass das Areal Rösselmühle ein Vorzeigeprojekt für eine 
positive Stadtentwicklung werden könnte und ersuchen um echte Einbindung 
in die Rahmenplanung - gemeinsam mit der Initiative MehlGriesBeton und 
allen betroffenen Stakeholdern - zu Beginn des Planungsprozess und nicht 
erst am Ende.

  Graz, 13.05.2024

Unterzeichner*innen:
Vertreter*innen des Komitees Rösselmühle und Vertreter*innen von Soko 
Altstadt, der Initiative für ein Unverwechselbares Graz, des 
Seddwellcenters, des J.-J. Fux Konservatoriums, der TU Graz und der KF 
Uni Graz

* * * Bitte unterzeichnen und kommentieren Sie auch den Appell der 
Projektgruppe MEHL GRIES BETON für die Rösselmühle, wie insgesamt für 
eine respektvollere Stadtentwicklung. Jede Stimme ist wertvoll:
https://www.openpetition.eu/at/petition/online/mehl-gries-beton-rettet-die-roesselmuehle-fuer-eine-respektvolle-stadtentwicklung#petition-main




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