+comunity+ Fw: Protest gegen die Abschaffung des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs

renatn renatn at mur.at
Di Jun 25 11:27:29 CEST 2013


Mit der Bitte um Unterstützung und Weiterleitung

Protest von Autor/inn/en, Journalist/inn/en und Kunst- und Kulturschaffenden gegen die Abschaffung
des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs

Aufruf: Wir lassen uns die Eliminierung der letzten Reste der Kunst aus den ORF-TV-Programmen nicht
gefallen

Die Unternehmensleitung des ORF hat beschlossen, zu sparen. Das Sparprogramm richtet sich auf
"Randzonen" und soll Kernaufgaben nicht betreffen. Als Mitverursacher für die Einsparungen werden
die nicht mehr aus staatlichen Mitteln bezahlten Gebührenbefreiungen genannt. Prominentestes Opfer
der Einsparungen ist der im ganzen deutschen Sprachraum bekannte Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb. Am
Sparprogramm soll sich auch dann nichts ändern, sollte die Refundierung der Gebührenbefreiungen
doch noch erfolgen. Auf diese Weise uneingeplant zustande kommende Einnahmen sollen der
Filmproduktion zufließen. Selbst im Fall der doch noch erfolgenden Refundierung von
Gebührenbefreiungen würden also Gelder aus dem Kultur- und Bildungsbereich auf andere Bereiche
umverteilt und bisherige Kultur- und Bildungsaufgaben nicht mehr wahrgenommen werden. Die
eigentliche Kernkompetenz des ORF ist aber sein öffentlich-rechtlicher Auftrag. Sparten der Kunst
und Kultur gegeneinander auszuspielen, ist ein Verstoß gegen diesen gesetzlichen Auftrag und
schadet dem Ansehen der Kunst in der Gesellschaft und im gesamten deutschen Sprachraum.

Laut ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner ist die ORF-Unternehmensleitung für die Entscheidung zur
Einstellung des Bachmann-Wettbewerbs nicht zuständig, obwohl die Vorgaben vom ORF-Generaldirektor
Wrabetz stammen. Das ist Sparkursmarketing und entspricht nicht der Realität. Das Landesstudio
Kärnten setzt so wie alle anderen Landesstudios die von der ORF-Geschäftsführung entweder konkret
oder budgetär vorgegebenen Sparmaßnahmen um. Beendet werden soll auch die Zusammenarbeit des ORF
mit dem steirischen herbst zur Durchführung des "musikprotokolls".

Die vergleichsweise lächerlichen Kosten von 350.000 Euro, um die es beim Rückzug des ORF aus dem
Bachmann-Wettbewerb geht, sind sicher nicht der Grund für die Einstellung. Rund 100 Millionen gibt
der ORF allein für Sportrechte im kommenden Jahr zusätzlich aus. Vielmehr dürfte es dem ORF einmal
mehr um die Befüllung von Sendezeiten mit quotenträchtigeren Programmen für andere Zielgruppen
gehen und zum anderen um den Rückzug aus dem Gemeinschaftsprogramm 3sat mit dem ZDF, der SRG und
ARD.

Zugleich mit diesen Sparkursentscheidungen der ORF-Unternehmensleitung wurde die Absicherung der
Opernballübertragungen bis 2017 bekanntgegeben. Wenn der ORF meint, damit einen Beitrag für seinen
Kulturauftrag zu leisten, hat er seinen endgültigen Bankrott bei der Erfüllung des
öffentlich-rechtlichen Kulturauftrags erklärt.

Wir nehmen die für die gesamte österreichische Kunst- und Kulturszene, die journalistischen und
künstlerisch tätige Mitarbeiter/innen unverschämte Provokation und Brüskierung durch den ORF nicht
hin. Wir lassen uns die Eliminierung der letzten Reste der Kunst aus den ORF-TV-Programmen nicht
gefallen. Wir fordern den ORF auf, seine Sport- und Unterhaltungsgelder umgehend auf den Kunst- und
Kulturbereich umzuschichten. Der ORF muss nichts zur noch größeren Bereicherung von internationalen
Großveranstaltern im Sport beitragen, er muss keine Ballunterhaltungen lückenlos begleiten, er muss
die Grundversorgung mit kulturell hochwertigen Programmen garantieren.

Wir fordern den ORF auf, seinen Kultur- und Bildungsauftrag zu erfüllen und seine auf den
Bachmann-Wettbewerb und das "musikprotokoll" bezogenen Entscheidungen umgehend rückgängig zu machen
und den Kunst- und Kulturbereich bei seinen weiteren Sparplänen unangetastet zu lassen und nicht
das Geld des ORF mit läppischen Softnewsprogrammen und lächerlichen Nachspielproduktionen zu
verplempern.

Gerhard Ruiss, IG Autorinnen Autoren
Fred Turnheim, Österreichischer Journalisten Club
Wien, 24.6.2013

Namentliche Unterstützung dieses Protestes mit Berufs- und/oder Funktions- und Ortsangabe bitte an:
Gerhard Ruiss, gr at literaturhaus.at




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