+comunity+ AW: postscriptum:

joerg vogeltanz joerg.vogeltanz at chello.at
Di Apr 1 18:44:16 CEST 2003


das stimmt eh alles... trotzdem ist tun besser als reden... oder?

:-)

jö





-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Gerhard Zehner [mailto:zehner at arch.ethz.ch]
Gesendet: Dienstag, 01. April 2003 13:53
An: joerg vogeltanz
Cc: mur.at; KIG
Betreff: Re: postscriptum:


>"sexualität ist macht-diskurs" (g.z.)
>
>echt? nicht nur in der sm-szene?
>ich habe sexualität immer entweder als zeichen von tiefer zuneigung, als
>entladung starker libidinöser gefühle (üblicherweise auch "geilheit"
>genannt), angenehmes mittel zur arterhaltung, spirituelle übung oder
einfach
>nur spass empfunden.
>
>vielleicht wäre beim sex etwas unverkrampftheit erlösender..? :-)
>
>
>lg,
>jörg

lieber jörg, liebe sexuell befreite comunity
...ja entschuldige, da hab`ich wohl was schnell getippselt - statt
"sexualität ist macht-diskurs", möchte ich das thema präzisieren bzw.
ausweiten:
in sexualität einerseits ist macht-diskurs eingeschrieben, in der
frage nach "dem geschlecht" andererseits ebenso (& beides hat was
miteinander zu tun - eh kloar)

ich mach mal schnell küchen&kindergarten-theorie (also hausbacken,
subjektiv) - (am abend vielleicht genauer):

"sexualität" kann also bezeichnet werden als der begriff für eine
gewisse triebstruktur, "geschlecht" als polarisierte
gesellschaftliche zuschreibung, in der sich sexuelle verhältnisse der
individuen untereinander abbilden lassen: als kategorien "mann" und
"frau" - wobei hier (beim begriff "geschlecht") im allgemeinen noch
unterschieden wird zwischen "biologischem geschlecht" (sex) als
konstruktion des körpers und "sozialem geschlecht" (gender) als
konstruktionen der gesellschaftlichen
rollenzuschreibung/klischee/norm/matrix von "mann" & "frau"

zu ersterem/ sexualität & macht-diskurs:
jede triebstruktur ist A PRIORI  macht-diskursiv durchsetzt -
(triebstrukturen sind zb. auf das ego ausgerichtet, das eigene
wohlergehen steht bei der triebbefriedigung im vordergrund) -
deswegen werden triebstrukturen i.a. kontrolliert und
gesellschaftlichen regeln unterworfen, um die individuen zu
sozialisieren.

zu zweiterem:
um dir also die verstrickung von geschlechts-konstruktion,
normierung, unterdrückung aber auch sogenannte "befreiung" von
sexualität, macht/herrschafts/gewalt-diskurs mal auf die schnelle zu
verdeutichen, möchte ich mal folgende redeweise vorübergehend
einführen:

werter jörg vogeltanz - sozusagen vertreter des >starken
geschlechts<, ich spreche hier zu Ihnen als typ >vom anderen ufe<r,
unter anderem über das >schwache geschlecht<.

diese zitate liessen sich durch tausende bis millionen von
quellenangaben belegen bzw sind >dem volk aufs maul geschaut< - will
sagen: hier sind machtverhältnisse in der redeweisen über geschlecht,
körper und sexualität tradiert & eingeschrieben..

weitere beispiele gefällig? (lesen Sie michel foucault und judith
butler, ich sollte es auch tun...)


...der von dir, lieber jörg angesprochene bereich der sexualität -
die befriedete, begehren-erfüllte/erfüllende, harmonisierte
sexualität - wohl als sexueller akt verstanden - ist ja nur ein
kleiner aspekt des ganzen komplexes -
  übrigens schön zu wissen, dass du über eine solche (befriedete
etc....sexualität) verfügst - hut ab, glück auf und habe die ehre,
lieber jörg!
vor allem das du an die fortpflanzung denkst: damit "dienst du ja dir
selbst (ego-reproduktion), deinem volk, dem staat und schliesslich
auch deinem kinde, dem du leben schenkst!"....ich habe hier nur mal
wieder redeweisen zitiert  - die zwanghafte biologistische koppelung
von sexualität und fortpflanzung zur "arterhaltung" wurde und wird
zum teil heute noch als machtinstrumentarium eingesetzt, um
kollektive zu konstruieren, die nach aussen mächtig (>arterhaltung<),
nach innen unterdrückend und verfolgend jede >abweichende< von
sexualität..

....heute schauts (in den sogennanten westlichen gesellschaften) a
bisserl anders aus: sexualität ist ökonomisiert, dh. als marktwert
besetzt ( siehe medien, produktimage im marketing usw.: >sex sells<)
das hat rückkoppelung auf die >realen< sexuellen beziehungen der
individuen: die im produkt-image "sex" produzierten körper-bilder
koppeln repressionierend zurück auf die >realen< individuen zurück

...ich könnte noch aus dem nähkästchen plaudern wie sich so der
männlich-androzentrische macht-diskurs so in die schwulen
szenen/kulturen/milieus einschreibt - quasi dort, wo sich männliche
macht&sexualität potenziert...ein andermal....

liebe grüsse nach grazzz
casper g teutonia zehner










--
hscvhjscs




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