[Backstage-list] Workshop in der Urania Graz, 18/19.3.04

MMag. Harald A. Friedl harald.friedl at stud.uni-graz.at
Mo Mär 1 14:18:02 CET 2004


Sehr geehrter Herr Zinganel, 
liebe Forumsmitglieder,

ich darf folgenden Hinweis auf meinen Vortrag und Workshop zum Thema
„Respektvoll reisen“ anbringen:

Einführungsvortrag:
„Die lustvolle Kunst des verträglichen Reisens“

19. März 2004, 19.30 Uhr, Hörsaal A, Neue Technik, Kopernikusg. 24, 8010
Graz
Eintritt frei
Angesprochene Themen: 
Aufbruch in „exotische“ Welten - Vorbereitungsfreuden - Risiken
einschätzen, mindern - Rezepte gegen Reisestress - Vom Foto-Shooting zur
interkulturellen Begegnung - „Bereiste“ sinnvoll verdienen lassen -
Pflege für „unberührte“ Natur


Workshop: 
20.3.2004, 9.00-17.00 Uhr (mit Pausen), URANIA Graz, Burgg.4/I, 9010
Graz
Kosten: 20 €, Nichtmitglieder 30 €

Reisen ist die lustvollste Art, Fremdem zu begegnen… wenn man
vorbereitet ist. Am Last-Minute-Schalter aber verzichtet man auf
Vorfreude und riskiert Fettnäpfchen, Gesundheitsschädigungen oder gar
Gewaltakte. Was weiß man schon vom eben „gebuchten“ Land… 
Wer mehr weiß, sieht mehr, ist sicherer unterwegs, hat keinen Stress,
aber mehr und dauerhafte Freude am Reisen. Im Workshop werden für die
wesentlichen Reise-Etappen (Vorbereitung, Reise, abschied) Tipps und
Tricks vermittelt, wie man Land und Leuten lustvoll erleben und damit
zugleich das Land fördern kann. 

Aus dem Programm:
Ø	Heikle Reiseziele – „Achsen des Bösen“ oder mediale Mythen?
Ø	Immer Flugzeug und Auto? Sinnvolle Beiträge gegen den
Klimawandel.
Ø	Sind alle Reiseprodukte koscher? Worauf beim Buchen zu achten
ist.
Ø	Edle Wilde oder Gauner? Realistischer Umgang mit Fremdem.
Ø	Nix verstehen? Austausch ohne Sprache – nicht „Kunst“, sondern
Spaß!
Ø	Ritualobjekt Kamera als Brückenschlag statt als Barriere 
Ø	Arme Schlucker – wie Kinder durch Gaben zu Bettler werden…
Ø	Rambo oder Diplomat? Interkulturell richtig handeln, wenn’s
brenzlig wird
Ø	und vieles mehr…

MMag. Harald A. Friedl ist Philosoph, Jurist, Journalist und arbeitete
viele Jahre weltweit als Reiseleiter. Für seine Forschung über
"Ökotourismus als Mittel der Armutsbekämpfung bei den Tuareg" lebte er
bei den Nomaden im Niger, Westafrika. Seit Herbst 2003 unterrichtet er
Tourismussoziologie und Tourismusethik an der FH Bad Gleichenberg.
Über „Respektvolles reisen“ und verwandte Themen hielt er an
Universitäten, Schulen und anderen Institutionen zahlreiche Vorträge,
Workshops und war Diskussionspartner in vielen Radio- und TV-Sendungen. 
Im Jahr 2002 erschienen seine beiden Bücher „Tourismusethik“ (Profil
Verlag) und „Respektvoll reisen“ (Reise Know-how; wurde im Feber 2004
mit dem SignaTOUR 2004 ausgezeichnet). Daneben veröffentlichte er
zahlreiche Beiträge zur praktischen Tourismusethik in Zeitschriften und
Büchern. 




Zudem erlaube ich mir noch eine späte Replik auf das Feedback von Herrn
Zinganel:

Mein Gegenfeedback kommt etwas verspätet - bedingt durch die Tatsache,
dass ich
vom 2.-24.2. bei den Tuareg im Niger Touristen geführt habe, wobei der
Brückenschlag zwischen den Touristen und den Tuareg durch Besuche von
Tuareg-Freunden im Bergdorf Timia ein zentrales Anliegen war.
Besonders interessant an dieser Reise war die Tatsache, dass u.a. eine
Dame
speziell auf der Suche nach dem "wahren Afrika", den "durch die Wüste
spirituell geprägten Tuareg" etc war und sich nach einem mehrmonatigen
Aufenthalt in Afrika meiner Gruppe angeschlossen hatte. Die markanteste
Beobachtung für mich war dabei die Zweiteilung der Gruppe in jene, die
die
Tuareg als interessante Zeitgenossen und Fotomotive (also eher
pragmatisch),
bzw. in jene, die die Tuareg als Träger besonderer Fähigkeiten und
Kräfte
betrachteten. In beiden Fällen handelte es sich um starke Projektionen,
wobei
die - tendenziell sensiblere - zweite Gruppe weit weniger bereit war,
ihr
Tuareg-Bild zu hinterfragen: Meine entsprechenden, aufklärerischen
Anregungen in
der Gruppendiskussion (ich habe ein halbes Jahr in Agadez und Timia
gelebt,
zahlreiche Befragungen durchgeführt und bin zudem mit der
Tuareg-Standardliteratur vertraut) wurden gerade von jenen "sensiblen"
Personen als intellektuelle Untergrabung ihrer "intuitiven"
Erfassungsversuche der Tuareg empfunden.

Interessant ist dem gegenüber die Beurteilung der Tuareg-Problematik
seitens der Betroffenen - Nomaden und Bewohner aus Timia bez. dessen
Umkreis, also der klassische Backstage-Bereich. Diese Beurteilung
unterscheidet sich wesentlich von den wesentlichen westlichen Kritiken
gegenüber dem Tuareg-Tourismus.

Sollte zu diesem Thema Interesse bestehen, bin ich gerne bereit, ein
tiefergehendes Expose zu erstellen. Die Thematik ist im Wesentlichen
mein Diss-Thema, das darüber hinaus auch die Machtstrukturen im Bereich
des Tuareg-Tourismus - also die Agentur-Strukturen, deren Kanalisierung
der Touristen, der Einfluss der westlichen Agenturen, die politischen
Hintergründe, insb. aber auch die Zusammenhänge mit den wesentlichen
Modernisierern der Tuareg-Region, die einstigen Rebellen, die nunmehr
überwiegend die Tuareg-Agenturen betreiben.

In diesem Sinne: eine fallorientierte Backstage-Analyse par excellence.

Einige der Grundlagen der Interaktion zwischen Touristen und Tuareg wie
zB. das Phänomen der Gruppendynamik als autozentrierte Realität iS einer
"Environmental bubble" sowie die daraus resultierenden Handlungs- bzw.
Interventionsanregungen zur konstruktiven Steuerung der interkulturellen
Interaktion wurde von mir bereits in meinem Buch "Tourismusethik"
(Profil Verlag München, 2002) wesentlich behandelt.

Sollte zudem auch - angesichts der aktuellen kriminellen Übergriffe auf
(u.a. auch österr.) Touristen im Niger - Interesse an strukturellen
Hintergründen und Machtkonstellationen im Bereich des Niger-Tourismus
bestehen, stelle ich gerne auch einen dazu verfassten, aktuellen Beitrag
zur Verfügung.

Mit besten Grüßen,

MMag. Harald A. Friedl
Doz. an der FH Bad Gleichenberg
Diss. am Institut für Philosophie
Universität Graz
priv. Schanzelgasse 12/1
A-8010 Graz, Austria
Tel./Fax 0043-316-914425
Mobil 0043-699-191 44 250



-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: zinganel at t0.or.at [mailto:zinganel at t0.or.at] 
Gesendet: Mittwoch, 25. Februar 2004 14:00
An: friedlh at stud.uni-graz.at
Betreff: workshop in der urania


ja wir haben interesse. ob wir zeit haben ist aber eine andere frage...

ich habe das mail an die backstage-liste zurückgewiesen, nicht weil ich
es uninteressant fand, sondern weil es mehr Sinn macht, wenn der vage
Hinweis auf die Veranstaltung in der Urania gleich in konkreter Form
ausformuliert beigefügt ist, anstatt zweimal ein mail rumzuschicken. Wie
dieses workshop strukturiert ist, dürfte ja alle interessieren...

danke
Michael Zinganel

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