+comunity+ Ich erlaube mir höflichst einzuladen zu Einschmiegen III Berlin-Maribor-Belgrad-Wien-Graz und anderswo Künstlerhaus Wien ,

KAVN kavn at mur.at
Mo Okt 12 18:32:12 CEST 2015


Ich erlaube mir höflichst einzuladen zu
Einschmiegen III
Berlin-Maribor-Belgrad-Wien-Graz und anderswo

Künstlerhaus Wien , 
Karlsplatz 5
1010 Wien
Obergeschoß

Eröffnung: 15. Oktober 2015 1900 uhr 
16. Oktober bis 15. November 2015

http://www.k-haus.at/de/ausstellungen/vorschau/288/brennende-fragen.html

KünstlerInnen: ONA B, Wolfgang Becksteiner, Brad Downey, Christian Eisenberger, Karin Frank, Max Frey, G.R.A.M., Sabina Hörtner, Herrmann Glettler, Karl Karner, Richard Klammer, Ronald Kodritsch, Ina Loitzl, Claudia Nebel, Michael Petrowitsch, Michael Pinter / Luzyna Viale, Porut Popenko, Erwin Stefanie Posarnig, Nicole Pruckermayer, Arnold Reinisch, Werner Reiterer, Judith Rohrmoser, Christian Ruschitzka, Evamaria Schaller, Janis Schwab, Rene Stessl, Petra Varl,
Markus Wilfling, Josef Wurm, Zweintopf
Performance CARROTTI
eröffnungsrede Roman Grabner, KIEV

kuratiert : erwin stefanie posarnig
kontakt: erwin stefanie 069910405300
Einschmiegen III: Radikale Eingriffe – Kunst mischt sich ein.
 
schmiegen – schmücken - schmuggeln
Erwin Stefanie Posarnig organisiert seit nunmehr drei Jahren unter dem Schlagwort „Einschmiegen“ nomadisch-parasitäre Kunstpräsentationen im In- und Ausland. Begonnen 2013 mit dem Motto „Kunst schmiegt sich ein / an“ im Flussbad Steinerne Wehr in Kaindorf an der Sulm und mit Interventionen in Graz, Wien und Venedig, wurde die Trilogie 2014 mit „sensiblen Eingriffen“ im Alpengarten Rannach, in Semriach und Berlin fortgesetzt und findet heuer unter dem Schlagwort „Radikale Eingriffe“ ihren Abschluss mit Präsentationen in Maribor, Belgrad, Graz und Wien.
 
Schmiegen leitet sich vom mittelhochdeutschen smiegen ab, was ursprünglich so viel wie „in etwas eng Umschließendes drücken“ bedeutet. Ein-schmiegen impliziert demnach das freiwillige Einpassen und Einfügen in eine derartig knappe Umgebung und zugleich das Abfinden mit dem räumlichen Korsett. Die nächsten germanischen Verwandten von schmiegen sind etymologisch betrachtet die Verben schmücken und schmuggeln. Dieses verbale Dreiergespann umfasst sehr treffend die künstlerische Strategie, die hinter dem Projekt „Einschmiegen“ steht: die subversive, künstlerische Intervention, die poetisch-transformative Infiltration, das befruchtende Eindringen der Kunst in Räume, die nicht zwingend dafür vorgesehen sind.
 
Posarnig hat 30 Künstlerinnen und Künstler, die aus der Steiermark kommen oder in einem gewissen Nahverhältnis zu diesem Bundesland stehen, eingeladen, aus, mit oder in einer handelsüblichen Überseekiste eine künstlerische Arbeit zu realisieren. Gemäß ihrer ökonomischen Anforderungen haben diese Transportkisten aus Holz eine standardisierte Form, normierte Maße (50 x 50 x 50 cm), eine optimierte Konstruktion und eine zertifizierte Ausführung. Jeder der beteiligten KünstlerInnen hat somit den exakt gleichen Raum in der exakt gleichen Qualität zur Verfügung gestellt bekommen, nämlich 1/8 Kubikmeter, und die bedingungslose Freiheit, diesen Raum in welcher Form auch immer zu nutzen. Sie sollen sich in diese Kisten einschmiegen, sensibel oder radikal in sie eingreifen, sie auseinandernehmen oder überformen, sie transformieren oder in ihrer rohen Konstruktion belassen.
 
minimal - optimal
Donald Judd hat mit seinen specific objects das Objekt im Zwischenraum von Malerei und Skulptur verankert. Die neutralen Kuben der Minimal Art hatten zwar ebenso auf ihre industrielle Fertigung verwiesen, wollten aber nicht mehr sein als sie sind. „What you see is what you see“ lautete das berühmte Diktum von Frank Stella. Die Überseekisten, die Ausgangspunkt, Struktur und verbindende Klammer des Projekts „Einschmiegen“ sind, verweisen durch ihre Form und Konstruktion jedoch a priori eindeutig auf den globalisierten Handel und damit auch auf den Kunstmarkt und das Betriebssystem Kunst. Sie spiegeln paradigmatisch die kapitalistischen Anforderungen der Mobilität, Flexibilität und Vernetzung, die unter dem Schlagwort „Globalisierung“ die Gesellschaft und unser Wesen als Mensch nachhaltig beeinflussen,[1] und konfrontierten die Künstlerinnen und Künstler daher von Anfang an mit einem bedeutungsschweren Kontext.
 
Dieser Kontext wurde von ihnen kritisiert, konterkariert, ironisiert oder ignoriert. Hermann Glettler warf die Kiste vom Kirchturm, Zweintopf setzten sie unter Strom, Werner Reiterer stülpte ihr eine große rosa Blase über, Ronald Kodritsch versah sie mit dem Statement „Diese Frage soll man sich nicht zu oft stellen“, Ona B verpackte eine ganze Ausstellung in ihr und Josef Wurm wollte sie mit einem Bündel Würsten in die Luft sprengen. Es wurden kleine Ausstellungen und Istallationen in den Kisten und auf ihnen angebracht und natürlich das Betriebssystem Kunst adressiert: GRAM verschlossen die Kiste mit einem Spanngurt und zitierten eine Arbeit von Robert Morris, Sabine Hörtner markierte die Begrenzungen der Außenseiten mit ihren farbigen Linien und Markus Wilfling ließ die Kiste öffnen und den Inhalt zu Bruch gehen.
 
plug-in
Die uniformen Holzkisten sind Habitat für die Kunst und zugleich deren Transportbehältnis. Ein multifunktioner Trailer ist das Transportmittel, mit dem die 30 Reiseskulpturen schnell und unkompliziert zu beliebig vielen anderen Orten Europas gebracht werden und jederzeit in deren bestehende Systeme eingebunden werden können. Es gibt diesebzüglich ein enges Nahverhältnis, ein Anschmiegen, wenn man so möchte, an die visionären Plug-in-Architekturen der 1960er-Jahre. Obwohl plug-in als Begriff heute fast ausschließlich im Zusammenhang mit Computer-Software und dem Internet verwendet wird, wurde er vor 50 Jahren von der Architektengruppe Archigram für die Vision einer Stadt geprägt, die aus einer erweiterbaren Trägerstruktur mit flexiblen und modularen Wohneinheiten bestehen sollte. Die Idee einer Wohnkapsel, einer Raumzelle, die überall an ein bestehendes Versorgungssystem angedockt werden konnte und sofort in ein globales Kommunikationssystem eingebunden war, bot ein Maximum an Flexibilität, Kommunikation und gesellschaftlicher Partizipation bei gleichtzeitigem Schutz der eigenen Privatsphäre. Hier treffen sich die Architekturutopien der 1960er-Jahre mit den Netzwerkideen von Erwin Posarnig. Plug-in bedeutet sich andocken, anschließen, einbinden, beteiligen, vernetzen, kurz, sich einschmiegen in ein System. Die modulare Struktur der Überseekisten, die Möglichkeit sie jederzeit an einem anderen Ort aufzustellen, in ein anderes System einzuspeisen, macht sie zu Parallelinovationen, die auf subversive Weise die Parameter der Globalisierung nutzen, um gleichzeitig gegen deren Enmündigung des zoon politikon Stellung zu beziehen.
 
monadisch – nomadisch
Ein weiterer wesentlicher Aspekte von „Einschmiegen“ ist das Reisen, das Nomadisieren, das Erkunden neuer Topografien um das alternative Netzwerk zu erweitern und neue Kooperationen und Zusammenarbeiten zu generieren. Die Kiste als Monade, als in sich geschlossene, nicht mehr teilbare Einheit bildet den Kern einer Struktur, die ihr Augenmerk sehr genau auf die Politik des Raums legt. Das Einschmiegen findet an der Schnittstelle zwischen öffentlichem und privaten Raum statt und spiegelt im Großen, was die Künstlerinnnen und Künstler im Kleinen in den einzelnen Kunst-Kisten vollbracht haben.
 
Kunst im öffentlichen Raum, fasste Siah Armajani 1987 im Rahmen eines Vortrags in der Kunsthalle Basel zusammen, „ist eine auf Zusammenarbeit ausgerichtete Produktion. [...] Soziale wie kulturelle  Bedürfnisse und Notwendigkeiten bilden die Grundlage der künstlerischen Tätigkeit im öffentlichen Raum.“[2] Einschmiegen ist in diesem Sinne ein paradigmatisches Projekt für Kunst im öffentlichen Raum, für eine urbane Kunst, möchte man hinzufügen, die an keinen bestimmten Ort gebunden ist, unabhängig, autonom, frei. Die Kiste ist Kunstwerk und Verpackung, Präsentationsraum und Sockel, mobile Skulptur und mobile Ausstellung.
 
 
Roman Grabner, 2015

[1] Vgl. Richard Sennett, Der flexible Mensch (1998) und Die Kultur des neuen Kapitalismus (2005).
[2] Siah Armajani, zitiert nach: Jean-Christophe Amman, Siah Armajani. In: Skulptur. Projekte in Münster 1987. Ausst.-Kat. Westfälisches Landesmuseum Münster. Münster 1987, S. 29-34, 34.








KAVN  Existiertundizipliniertinterveniertagiertskandiertspendiertreagiertinszeniertresümiertdemontiertorientiertquittiertkommentiertkandidiertkorrigiertresultiertkonstruiertproduziertpräsentiertdefiniertreagiertsuggeriertdiskutiertakzeptiertverliertverliaktiviertinterdizipliniertkonspiriertkollaboriertdekonstruiertmoniertkuratiertmontiertfinanziertselektiertinhalliertkomprimiertreferiertsigniertintrigiertprotestiertkontrolliertverliertkanidiertkorrigiertblockiertgratuliertorganisiertskizziertprobiertexplodiertverschmierttelefoniertkristallisiertreduziertmoduliertphantasiertfunktioniertbeschmiertkonzentriertexperimentierttransportiertzentriertsortierturiniertdifferenziertsondiertmarschiertprogrammiertdimensioniertsubventioniertproportioniertintegriertstatuierttraktiertvegetiertstagnierttituliertungeniertstandardisiertspezialisiertskontiertinstrumentalisiertsterilisiertkulturinteressiertinterpretiertkatapultiertprofessionalisiertqualifiziert... seit 1997 interdizipliniert

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