+comunity+ AW: [Strategie] Re: ig kultur neuigkeiten

Jürgen Kapeller juergen.kapeller at tub.at
Mi Aug 6 13:51:02 CEST 2003


hallo,

mein kommentar zu jogi



> Na fein. Ich empfehle zuerst mal die Lektüre von
> 'http://www.delta-consulting.co.at/'.
####
na was gibt's dort schon? a völlig übliche web-site, die zumindest eine
struktur vermittelt. Daran kannst nullo bewerten, ob die für den job
geeignet sind resp. frische ideen haben. Ich würd meine ideen auch nicht in
die auslage stellen, damit sie jeder fußmarode möchtegern-kulturfritzi
abkupfern kann...

> Genausowenig wie mir jemand den
> Posten des Geschäftsführers eines größeren Unternehmens anvertrauen würde
> - unabhängig davon, ob ich es kann oder will - halte ich es für
> unvertretbar, eine derartige Firma mit der Entwicklung eines
> Kulturkonzeptes zu beauftragen. Was dabei rausschaut ist IMHO ein
> Eventkonzept, dass auf einige Schwerpunkte setzt:
>
> - breite Akzeptanz
> - in gewisser Weise Profitorientierung
> - gute Vermarktbarkeit
####
fein, dass man das anhand einer 0815-website schon a priori sagen kann.
Wenn man eh immer alles schon genau im voraus weiß, dann frag' ich mich,
warum die szene dort ist, wo sie ist? Hatte da irgendwer was besseres zu
bieten? Oder spiel ma wieder "Österreich, die heimat der verkannten genies"
mit zig ach so wertvollen projekten, die nur leider keinen interessiert
haben (weil gute projekte dürfen per definition nur homöopatischen
minderheiten auffallen) oder die gar von der politik (die sogar dafür
förderungsgelder aufgestellt hat) boykottiert wurden....

> Beispiele: Jazzsommer, La Strada, 2003
####
was is an dem so schlecht? Frisst da wen der neid oder worum geht es? Is
etwas zu verurteilen, nur weil es den eigenen geschmack möglicherweise nicht
trifft und dummerweise - au kacke - auch noch pubklikum anzieht? Wenn ich
einen kulturellen albtraum habe, dann den, dass es nur mehr local task und
keinen jazzsommer oder kein la strada gibt. Dann darf ich mir in der hitze
auch noch das brechstandengestümper veralteter netzkunstkonzepte antun.

> Was darüberhinaus auf der Strecke bleibt sind
>
> - [kritische] Inhalte
> - Projekte jenseits des mainstreams
> "Wir" halt ;)
####
soll ich jetzt grinsen oder kopfschütteln? wo bitte gab's denn da kritische
inhalte in den letzten 3 jahren? Abgesehen von kolleritsch &co., ihr habt's
euch alle fein leise kuschend bei 2003 angestellt um lumpige 160.000 eur für
14 projekterln einzusacken. Und als einzelne wirklich in (unfreiwillige)
oposition mussten, waren div. szene-aktivisten sich nicht zu gut, mit den
löwen zu brüllen und auch noch massiv gegen die eigenen leute zu posten.
Lass doch bitte die alten pappbilder von der edlen alternativ-szene draußen
und schau mal in den spiegel. Und des "wir", dass du dann hast,
unterscheidet sich von dem der deltas vorwiegend in der wahl des modehauses.
Jeder will auch erfolg, also stehen wir doch dazu - publikum ist das zentrum
jeder kunst und wenn mir einer kunst per selektion des publikums verkaufen
will, dann belügt er zumindest mich, wahrscheinlicher aber sich selbst.

> Ich schlage daher vor, prinzipiell gegen ein derartiges Vorhaben zu
> oponieren. Die von Michi gestellten Fragen sind durchaus berechtigt,
> jedoch IMHO nur Details (z.B. Finanzen, Ausschreibung, etc.).
####
das ist endgültig zuviel. Generelle oposition - genial. Ich empfehle
mainstream-rock: "der junge mit der gitarre; ich bin dagegen". Aus dem text
kannst noch was lernen....
Soviel ideen- und konzeptlosigkeit haut mich echt um. Niemand sollte auf die
eigene chance pochen dürfen, wenn er gleichzeitig anderen diese chance
generell absprechen möchte. Das ist paradigmenbruch in einer einzigen
gehirnhälfte. Verhinderungsstrategien haben noch nie wirklich funktioniert,
sind weder sympathisch noch besonders intelligent.
Auf die idee, einfach gute ideen vorzulegen is wohl noch keiner gekommen.
Mir geht diese verpolitisierung künstlerischer themenstellungen richtig auf
den sack. Und wenn ich solche statements lese, dann kann mir keiner mehr
sagen, "ja das machen nur die anderen". Das problem ist dermaßen
hausgemacht, dass ich vorschlagen würde, die initiativenszene macht gleich
einen pauschalen berufswechsel in die politik - dort sehe ich die wahren
begabungen....

> Ein wenig polemisch möcht ich noch anfügen: Nicht alles was glänzt ist
> Gold :) Ich hatte in den letzten Jahren einige Gelegenheiten zu
> beobachten, wie in der vielgepriesenen Privatwirtschaft so gearbeitet
> wird. Meine persönliche Schlussfolgerungen sind:
>
> - Alles was mir in der 'Kulturwirtschaft' begegnet kämpft mit den gleichen
>   Problemen wie die Privatwirschaft. Lösungsansätze sind hier jedoch meist
>   pragmatischer und billiger (no na). Die Frage wäre also, wer von wem
>   lernen könnte?
>
> - Das um und auf eines 'erfolgreichen' Betriebes ist die
>   Marketingabteilung; kurzgesagt: Schön[reder|färber]ei. Jegliches Produkt
>   tritt in den Hintergrund zugunsten der Kampagne, mit der es an die/den
>   Frau/Mann gebracht werden soll.

####
jaja, die meisten sehen halt immer nur das, was sie sehen wollen und somit
bleiben sie immer opfer der eigenen prophezeihungen... Es ist wie die story
vom fließbandarbeiter, der seinen big boss bedauert, weil der halt nicht so
ohne weiters in den laden um die ecke einkaufen gehen kann und nicht im
ruderleiberl bier saufen kann.
Wer gerne schrebergarten-idylle genießt, soll bitte konsequent dabei bleiben
und sich auch kulturpolitisch nicht weiter hervortun. Von
trivialerkenntnissen ala "die kochen auch nur mit wasser" lassen sich wohl
keine strategien oder innovative konzepte ableiten. Der wesentliche
unterschied in der privatwirtschaft ist: dort formulieren die leute
visionen, daraus leiten sie ziele ab, bewerten und operationalisieren diese
und entwickeln maßnahmen/methoden. Ja und genau deshalb kommen die auch wo
an und die intitiativen-szene macht bestenfalls generaloposition.
Natürlich macht auch die privatwirtschaft vieles schlecht, aber sie ist
zumindest konstruktiver ausgelegt als der kulturpolithaufen namens
initiativ-szene.

Ich hoffe das war nun polemisch genug und füllt das trockenheitsbedingte
sommerloch in den denkorganen.....

viel spaß
jk




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