[Spacemovie] Eureka, morgen So 12:00 KIZ im Augarten

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Sat Sep 9 14:54:46 CEST 2006


"Das Schulkind war keine zehn Jahre alt, als es in einen Wagen gezerrt
und in ein Versteck in einem unscheinbaren Einfamilienhaus verschleppt
worden war. Fast ein Jahrzehnt lang wurde es dort von einem
gewalttätigen Einzelgänger gefangen gehalten. Die meiste Zeit fesselte
er sein Opfer an ein Bett. Widersetzte es sich seinen Anordnungen,
wurde es misshandelt.

Erst einer Routinekontrolle der Polizei in dem japanischen Städtchen
Kashiwazaki verdankte die mittlerweile 18-jährige Fusako ihre Freiheit
und die Rückkehr zu ihren Eltern.

Der Fall ereignete sich im Jahr 2000. Doch bis heute existiert kein
Foto, das die gerettete Frau nach ihrer Befreiung zeigt. Wie auch bei
Natascha Kampusch berichtete das Fernsehen live von dem
»Horrorhaus«. Doch gleichzeitig wahrten die nicht immer zimperlichen
japanischen Boulevardmedien respektvolle Distanz zu dem Opfer,
bedrängten weder die Gerettete noch ihre Eltern, ihre Gefühle zu
enthüllen. Erst zwei Jahre nach der Befreiung erzählte der Vater in
einem knappen Brief von dem mühsamen Weg seiner Tochter zurück in den
Alltag. Als sich vor über einem Jahr Reporter des Magazins Shukan
Shincho bei Nachbarn nach dem Befinden der Frau erkundigten – die
Eltern verweigern weiterhin jede Auskunft –, nannten sie in ihrem
Bericht nur ein Pseudonym. Nach ihrem Trauma blieb es der Entführten
erspart, dem Hunger der Medien zum Opfer zu fallen."
Die Zeit, http://www.zeit.de/2006/36/511-Natascha

Japan ist anders, viele kennen Japan allerdings nur aus den hierzulande 
geläufigen, oft banalen Trashfilmen und Comics.
Die zeitliche Koinzidenz ist interesant. Eureka behandelt kein so 
spektakuläres, medial aufbereitbares Thema. In Eureka beschliessen die 
Opfer, zwei Kinder, nach dem Terrorakt fortan zu schweigen, sie ziehen 
wie in Agotha Christof's grandiosem Buch "Das große Heft" zurück. Nur 
ein als Frauenmassenmörder Verdächtiger dringt zu ihnen durch und 
gemeinsam machen sie sich auf die lange Reise zurück in die Welt.

Wir sind sehr stolz diesen Film erstmals in Graz präsentieren zu dürfen, 
und sind noch stolzer ihn im Augartenkino zeigen zu können. Eureka ist 
der eigentliche Grund für die Filmreihe "spacemovie" im Kunsthaus.
So ein Film wirkt Jahre nach, und man kann ihn nicht erzählen.
Der Regisseur war beim Viennale Screening anwesend, und beim 
Publikumsgespräch erkärte er den Titel: "Eureka" ist eine CD von Jim O 
Rourke. Die war beim Schreiben des Drehbuchs immer dabei.

Eureka - Yûreka

Am So, 10. 9. 2006 - 12.00 Uhr, im KIZ im Augarten

Cannes: Preis der internationalen Filmkritik (FIPRESCI) und Preis der 
ökumenischen Jury.
Singapure 2001 - Bester asiatischer Film
Japan: Beste Neudarstellerin.

An einem heißen Sommermorgen wird auf der Insel Kyushu, im Südwesten 
Japans, ein öffentlicher Bus entführt. Nur ein Mann und zwei Schulkinder 
überleben das Blutbad: der Fahrer Makoto, das Mädchen Kozue und ihr 
älterer Bruder Naoki.

Makoto kann die Last des Traumas nicht ertragen und verlässt die 
Kleinstadt. Zwei Jahre lang verschwindet er spurlos, bis er eines Tages 
ohne eine Erklärung bei der Familie seines Bruders auftaucht. Die Kinder 
scheinen noch stärker traumatisiert: Nach der Busentführung verlässt die 
Mutter die Familie, wenige Zeit später stirbt der Vater. Die Kinder 
ziehen sich in beharrliches Schweigen zurück und bleiben allein im 
Elternhaus zurück.

Zeitgleich ereignen sich in der Gegend mysteriöse Frauenmorde. Makoto, 
fälschlicherweise als der Mörder verdächtigt, verlässt die Familie 
seines Bruders und zieht zu den verwaisten Kindern. Bald darauf gesellt 
sich noch deren Cousin Akihiko dazu, der die Semesterferien nutzt, um 
ihnen einen Besuch abzustatten. Makoto erkennt, dass nur ein Ortswechsel 
die erstarrte und verzweifelte Situation retten kann: Er erwirbt einen 
alten Linienbus, den er zum Wohnmobil ausbaut, um gemeinsam mit den drei 
anderen eine Reise anzutreten.

EUREKA ist die Geschichte von Menschen, deren Gleichgewicht durch den 
plötzlichen Eintritt einer Katastrophe erschüttert wird. In ihrem 
Schmerz können sie sich nur ganz allmählich vorantasten. Behutsam 
knüpfen sie eine Art Familienbande, um ihren gemeinsamen Erfahrungen 
entgegenzutreten. So gelingt es ihnen, ein neues Leben aufzunehmen, vor 
dem die Vergangenheit nach und nach zurückweichen muß.

Der Film nimmt ihren Rhythmus auf und begibt sich mit ihnen auf die 
Reise. Ein Roadmovie durch Seelenlandschaften.


Mit: Koji Yakusho, Aoi Miyazaki, Masaru Miyazaki, Yoichiro Saito, Ken 
Mitsuishi.
Drehbuch und Regie: Shinji Aoyama. Kamera: Masaki Tamura. Schnitt: 
Shinji Aoyama. Musik: Shinji Aoyama, Isao Yamada. Ton: Nobuyuki Kikuchi. 
Ausstattung: Takeshi Shimizu. Produktion: Dentsu, Imagica Corporation, 
J. Works, Les Films de l'Observatoire, Suncent Cinema Works, Tokyo 
Theaters Company. Produzenten: Philippe Avril, Takenori Sento.
Frankreich/Japan 2000. 217 min. Schwarzweiß und Farbe. 35 mm. 2,35. DTS. 
Japanisch. OmU. Ab 12.

-- 
Reini Urban
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