[Schaumbad-info] Schaumbad HomeRun

Schaumbad - Freies Atelierhaus Graz schaumbad-info at mur.at
Mon Jun 6 22:10:38 CEST 2011


Wir laden herzlich ein zum

Schaumbad HomeRun
Ausstellung, Sounds, Performances


Eröffnung: Freitag, 24.6. um 19:30
Ausstellungsdauer: 25.6. - 15.7., Di – Sa 15:00 – 19:00 Uhr und nach
Vereinbarung (email: schaumbad at mur.at)
Ort: Schaumbad – Freies Atelierhaus Graz, Starhemberggasse 4, 8020 Graz
(neben SelfStorage/MyPlace)


Performance
Christof Neugebauer -  Musikfechten. AkteurInnen bzw. Fechtende: Roland und
Claudia Klar, Regie: Christof Neugebauer
zweite liga für kunst und kultur - “warum man beim proben weint und beim
spielen nicht“. durational performance - 12 stunden in einem zimmer
fritz.itsch - "macht mi.grantig" keine abrechnung in einem akt
Moderation und weitere Performances: Karl Grünling

Soundperformances
Schaumbad Stadium Allstars (Eva Ursprung, Thomas Rottleuthner, Isabella
Hollauf, Alexander Gartlgruber u.a.)
extofita (oblak/pruckermayr/strobl/zmölnig)
Fancy3
MognStuamBuam

Ausstellung  
Daniel Bergmayr/Isabel Espinoza (candy lebensformen), Robert Findenig,
Martin Gansberger, Alexandra Gschiel, Elisabeth Gschiel, Karl Grünling,
Gruppenfoto, Solveig Haring/Heidi Mullins, Michael Maier, Christof
Neugebauer,  Igor F. Petkovic, Doris Psenicnik/RAKETA / Karin Petrowitsch,
Robert Riedl, Stefan Schmid, Klaus Schrefler, Bernhard Eisner (kuratiert von
Edda Strobl), Eva Ursprung, Kathrin Velik, Markus Wilfling, zweite liga für
kunst und kultur


„The innerer Schweinehund doesn‘t live here anymore“ (diedrich diederichsen)

Die dritte (Jubiläums-) Werkschau des freien Atelierhauses Schaumbad stellt
die Frage nach den Räumen, die übrig bleiben, wenn sich die Grenzen zwischen
Arbeit und Privatheit immer mehr vermischen. Das Zuhause passt sich in
seiner Geschwindigkeit und Reglementierung mehr und mehr den Außenräumen an,
während der Arbeitsplatz - zumindest in den „freien“ Berufen - zu einem
zweiten Zuhause mutiert. Hier wird bei Bedarf bis weit nach Mitternacht
gearbeitet, und der Sonntag ist schon lange nicht mehr „heilig“. Die
Verschachtelungen von Privatleben und Arbeit bedrohen das Konzept des
„Zuhause“ als  letzten Zufluchtsort vor den Zumutungen der Arbeitswelt, in
der sich private „Gegenidentitäten“ formulieren.

Das Schaumbad präsentiert sich in der Schau als zweites „Heim“ der
KünstlerInnen, als Trainingsstätte für das echte Leben draußen, wo man
„seine Hausaufgaben“ macht, um perfekt vorbereitet in die Öffentlichkeit zu
treten. Unterschiedliche Positionen aus Malerei, Fotografie, Installation,
Performance und Skulptur, die im Laufe des Jahres hier entstanden sind,
treten in Kommunikation, gruppieren sich um die Frage der Häuslichkeit.
Unter dem Titel „domestic science“ etwa bearbeiten Daniel Bergmayr & Isabel
Espinoza die Frage nach den narrativen, ideologischen oder subversiven
Potentialen unseres selbstgeschaffenen, privaten dinglichen Universums.
Welche Transformationen und Gegenentwürfe sind hier möglich? Die
unzivilisatorischen, monströsen Seiten eines wild wuchernden Eigenheims sind
die Basis von Markus Wilflings Installation „Arachnetektur“, in dem der
wissenschaftliche, der künstlerische und der private arachnophobe Blick auf
eine Spinnenpopulation, die sich kontinuierlich weiter entwickelt und
organisiert, zusammen geführt werden.

Das Schaumbad feiert nicht den Rückzug in die eigenen vier Wände, sondern
das Öffnen des zuhause für Neuerfindungen und Begegnungen jenseits von
Cocktailparties oder Familienfeiern. Das Wohnen selbst bleibt meistens
prekär, wer ein Eigenheim hat, fürchtet sich vor Einbrechern oder viel zu
lauten Künstlern als Nachbarn, wer mietet, fürchtet die Auflösung seines
Vertrags. Die Kunst als ganz reale Störung der (nicht nur häuslichen)
Ordnung thematisiert Michael Maier, wenn er unter dem Titel „Künstler als
Verbrecher“ reale Berührungspunkte zwischen Kriminalität, Devianz und
künstlerischer Artikulation aufspürt.

Doris Psenicnik, Karin Petrowitsch wie auch Alexandra Gschiel arbeiten in
ihren aktionistischen Modefotos und Mode-Skulpturen zum Thema der weiblichen
Identität zwischen (männlichen) Erwartungshaltungen und post-feministischem
Aktionismus. Robert Findenig fragt nach den Möglichkeiten zur Konservierung
von Gefühlen des zuhause seins im eigenen Körper (ich bin jetzt da, hier ist
es schön wie komme ich später wieder dahin?), und Elisabeth Gschiel baut mit
dem Plastikabfall aus dem eigenen Haushalt ein geometrisches
Landschaftsbild: Made of „Home-Rubbish“, best before end 12011. Martin
Gansberger möbliert den prekären Haushalt mit "Endlosflächen" und baut
"Dynamische Vernetzungen" zum gruppendynamischen Verweilen und Netzwerken,
während die junge Fotogruppe Gruppenfoto ihre ersten gemeinsamen Geh- und
Stehversuche als Kollektiv im für sie neuen Haus thematisiert.

Igor F. Petkovic formuliert den Status der inneren Emigration in seinen
eigenen vier Atelierwänden, hinter denen bereits das Ausland beginnt: daham
is ned daham. Nicht nur MigrantInnen steht in den fragilen Wänden der neuen
Heimat oft das Wasser bis zum Hals: auch die in Graz heimische Kunstszene
strampelt ums Überleben. Eva Ursprung und Martin Gansberger werfen den
untergehenden Institutionen und Initiativen "Rettungsringe" zu und hoffen
auf den entscheidenden Run.

Die HomeRun Entwürfe stehen im Schaumbad nebeneinander und verhalten sich
zueinander wie Mitbewohner in einer WG: man weiß voneinander, man trifft
sich, man ist im ständigen Dialog, man teilt seinen intimen Raum und bleibt
dabei trotzdem irgendwie fremd. Die Ausstellungsbesucher*innen folgen ihrem
intuitiven Weg durch die verschiedenen Entwürfe, die ohne HAUSHALTSVORSTAND
nebeneinander stehen und Fragen des zuhause seins aufwerfen und
unterschiedlich beantworten. Niemand ist zuhause.

Konzept und Organisation: Johannes Schrettle, Eva Ursprung, Schaumbad Team

* Man spricht von einem Home Run, wenn es einem Baseballspieler gelingt, den
Ball über die Spielfeldbegrenzung zu schlagen und alle vier Bases
abzulaufen, bis er an der Home Plate angekommen ist. Metaphorisch: “That is
a home run” - ein großer, sensationeller Erfolg.


Mit Dank an Land Steiermark Kultur, Stadt Graz Kultur, KultRent, flobier und
allen beteiligten KünstlerInnen und HelferInnen

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