[Schaumbad-info] WELCOME BACK! Pula goes Graz / MS Schaumbad goes Pula revisited

Schaumbad - Freies Atelierhaus Graz schaumbad-info at mur.at
Mon Aug 8 21:20:08 CEST 2011


WELCOME BACK! - PULA GOES GRAZ
/ MS Schaumbad goes Pula revisited
 

Eröffnung: Fr. 26.8.2011, 20:00 Uhr
Ort: Schaumbad – Freies Atelierhaus Graz, Starhemberggasse 4, 8020 Graz

Ausstellungsdauer und Öffnungszeiten: 27.8. - 4.9. Mo - So 15:00 – 18:00 Uhr


Künstlerinnen aus Pula in Graz:
Hassan Abdelghani (Fotografie), Robert Pauletta (Malerei), Dejan Štifanić
(Fotografie), Bojan Šumonja (Malerei), Marko Grbac Knapić
(Klanginstallation), Sandra Vitaljić (Fotografie)

KünstlerInnen der MS Schaumbad - Arbeiten zu Pula:
Robert Findenig, Max Gansberger, Alexandra Gschiel, Elisabeth Gschiel,
Michael Maier, Igor Petkovic, Heimo Ranzenbacher, Robert Riedl/Lili Popp,
Klaus Schrefler, Edda Strobl / Helmut Kaplan (Tonto), Eva Ursprung, Kathrin
Velik, Markus Wilfling, zweite liga für kunst und kultur

Konzert: Eva Ursprung (Graz) / Marko Grbac Knapic (Pula)

Eine Kooperation von Galerija MAKINA (Pula) und Schaumbad – Freies
Atelierhaus Graz


Die eingeladenen KünstlerInnen aus Pula fallen schon seit längerem durch
ihren Bezug zu einem breiteren sozialen Kontext auf. Die ausgestellten
Arbeiten beziehen sich sehr kohärent auf die Darstellung des
kulturgeschichtlichen Hintergrundes ihrer Stadt bzw. ihres Landes. Diese
Geschichte ist der gemeinsame Faden, der die KünstlerInnen nicht nur
miteinander verbindet, er zieht sich auch durch die gemeinsame Ausstellung
in Graz.

Die Zeit der österreichischen Verwaltung hat in jedem Segment des urbanen
Lebens Pulas unverwischbare Spuren hinterlassen. Das gilt für jegliche Form
des bürgerlichen und zivilisatorischen Erbes: das industrielle ebenso wie
das technologisch-innovative, architektonische, wirtschaftliche etc. Der
Fortschritt ist nicht nur materiell - die historischen Gegebenheiten
begründeten auch einen nicht-materiellen Diskurs, in dem sich kulturbezogene
Institutionen entwickelt haben: Rechtssystem, Schulen, Verwaltungswesen,
künstlerische Tätigkeiten, Mehrsprachigkeit, gesellschaftliche Offenheit und
anderes. Manche der KünstlerInnen treten das Erbe offen an und übernehmen
unmittelbar die noch lebenden Segmente dieses Vermächtnisses, während es ein
Teil der vertretenen KünstlerInnen sublimiert und mit den verbliebenen
Elementen des künstlerischen Ausdrucks kombiniert.


Sandra  Vitaljić (Fotografie)
Neplodna tla / Infertile Grounds / Unfruchtbare Böden

Die Landschaften auf den Fotografien dieser Reihe sind mit traumatischen
Erlebnissen, historischen Ereignissen und der menschlichen Erfahrung
verknüpft. Die ausgewählten Orte sind nicht nur schöne Landschaften, sondern
Orte, die aufgrund ihres geschichtlichen Kontexts auf verschiedene Weise und
mit starker, ausdrucksvoller Symbolik die nationale Identität mitkreiert
haben. Die Wälder, Felder oder Flüsse sind ein Teil der Volksmärchen und
Mythen, aber sie sind auch Teil der politischen Rhetorik, die den Systemen
und Ideologien Legitimität verliehen hat. Die Bedeutung ändert sich mit den
Umständen und durch die Geschehnisse, unabhängig von der Tatsache, dass die
Landschaft mit oder ohne Einwirkung des Menschen gleich und beständig
bleibt. Einige dieser Orte sind allgemein bekannt und jeder Bewohner
Kroatiens wird automatisch bei der Interpretation der Fotografien den
Ballast des Allgemeinwissens und der Mediendarstellung einschalten. Andere
Orte sind erst jetzt entdeckt worden, obwohl die Exekutionen von Menschen in
diesen Gegenden unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg stattgefunden haben.
Über diese Geschehnisse wurde bis zum politischen Systemwechsel nicht
gesprochen, und noch heute ist dieses Thema tabu. Auch wenn die Leichen auf
den Fotografien nicht sichtbar sind, sind sie doch in der Vorstellung und im
Alltag existent. Die Zahl der Opfer wurde schon immer zu politischen Zwecken
manipuliert. Im Jugoslawienkrieg 1990 wurden die Opfer des Zweiten
Weltkriegs in politischen Reden wieder belebt und als Aufruf zum Krieg
benutzt. Alle Seiten, die in diesen Krieg involviert waren, haben
Kriegsverbrechen und Greueltaten begangen, aber kein Land will sich die
Schuld eingestehen.

Die Fotografien zeigen auch Stellen, an denen nie Denkmäler stehen werden.
Sie werden so zu einer Art Markierung, um diese Opfer nicht in Vergessenheit
geraten zu lassen. Der Name der Reihe „Neploda tla“ knüpft an die
Unfähigkeit der Menschen an, sich mit den Geistern der Vergangenheit
auseinanderzusetzen. Der Mensch kommt nicht aus dem Teufelskreis des Hasses
und der gegenseitigen Beschuldigungen heraus.


Dejan Štifanić (Fotografie)
Tourismus macht frei
(Schwarz-weiß Fotografie (140X200 cm) mit Zusatztext (Panel)

Diese Arbeit bezieht sich sehr politisch auf die Ex-Militärzone in einer
Bucht von Pula. Das attraktive Gelände am Meer ist für die Bürger nicht
betretbar. Die politischen Entscheidungsträger von Istrien planen, dieses
Stück Land und Meer zu verkaufen oder es für 66 Jahre (also für immer) in
Konzession zu stellen. Das Foto und der dazugehörige Text (in drei Sprachen)
nimmt eine Haltung gegen das „one way thinking“ ein, dass uns nur der
Tourismus aus der Rezession befreien kann.


Marko Grbac Knapić (Klanginstallation)
Zvuci vremena / Die Geräusche der Zeit

Pula war kulturgeschichtlich schon immer mit Österreich verbunden. Im 19.
Jahrhundert diente sie als Haupt-Militärstützpunkt der
österreichisch-ungarischen Flotte an der Adria. Damals wurden viele Militär-
und Zivilgebäude errichtet, von denen manche noch immer in administrativer
bzw. verwaltungsbehördlicher Funktion der zivilen Gesellschaft stehen. Die
meisten Militärgebäude sind heute jedoch verlassen. So war auch das Gebäude
des heutigen „Rojc“, dem Zentrum vieler lokaler Gruppierungen, bis 1998
leer. Mit dem Einzug der Kultur in die verlassenen und verwüsten
Räumlichkeiten bekam das Gebäude neuen Inhalt und eine neue Identität. Heute
ist es der Hauptgenerator der Kultur in der Stadt Pula. Es beherbergt mehr
als hundert sehr unterschiedliche Verbände, es finden Konzerte, Lesungen,
Projektionen und Ausstellungen statt, außerdem ist es der Sitz der
aktivistischen Szene Pulas. Hier arbeiten Musiker verschiedenster
Stilrichtungen, von Punk, elektronischer Musik bis zu Jazzmusik und
Blasorchestern.  Als Nutzer dieser Räumlichkeiten im „Rojc“ beeindrucken
mich oftmals die Geräusche, die durch das offene Fenster hereinströmen. Die
von den anderen Musikern produzierten Laute, Geräusche und Töne habe ich oft
aufgenommen. Diese „Kakophonie“ und die Geräusche aus der Umgebung haben
innerhalb des akustisch spezifischen Atriums ein einmaliges Klangbild
erzeugt, das mit der Stille und den Geräuschen aus der Natur in den
verlassenen Räumen der österreichisch-ungarischen Festungen kontrastiert
wird.

 
Hassan Abdelghani (Fotografie)
Sa Distance/“From a Distance”

Abdelghani nähert sich der gemeinsamen Geschichte, indem er zuerst die
Städte der Toten besuchte. Die lange verblichenen Gesichter von Pula und
Judenburg, vermischt in ihren übereinstimmenden Schicksalen und Toden,
werden im Universellen Leben nach dem Leben durch Palimpseste und keramische
Portrait-Ovale wiederbelebt. Er beschloss, diese so hingebungsvoll zu
photographieren, als würde er die Portraits neu gestalten.Was erkannte der
Künstler in diesen Portraits der Portraits aus seiner photographischen
Distanz? 
Er entdeckte die Duplizität – die Fähigkeit, das Leben durch den Tod zu
umschreiben.
Er erkannte die vibrierende Stadt, die in der toten Stadt atmet und
umgekehrt die Stadt der Toten, die in der lebenden pulsiert. Die
photographierten Bilder - Portraits von Portraits - führten zu seinem
Entschluss, jeden Augenblick einzufangen.
Ein Leben nach dem anderen.
Den Tod fortsetzen, der lebt.
Oxymoron: Ein lebender Tod.
Portraits von Grabsteinen aus der gemeinsamen Geschichte, ein junger
österreich-ungarischer Soldat(begraben neben dem Mädchen im weißen Kleid),
dessen Leben ein Schicksalsfaden statt als Bohemien in der schicken Welt von
Paris als Nachleben beginnen ließ, das als einziges erhaltenes
Selbstportrait weiterlebt – eine Photographie, die von einem
schmutzverkrusteten Zelluloidfilm aus den Schützengräben von Galizien
stammt.
(Paola Orlic, aus dem Englischen von Mašek / LIQUID MUSIC)


Robert Pauletta (Malerei)
Sasvim Sam / All alone / Ganz allein

Robert Pauletta ist der Autor eines komplexen, oft kontroversen und
polemischen Oeuvres, dem er mit unterschiedlichen Medienzugängen und
Arbeitsverfahren gegenübersteht. Seine Ausstellungen werden von der Kritik
als die Rückkehr zur wahren Malerei klassifiziert. Seine neueren Arbeiten
entstanden durch die Sublimierung seiner Erfahrungen, als Resultat seiner
vorherigen künstlerischen Vorhaben. Im Gemäldezyklus „Pittura Nera“ hat
Pauletta seine eigene Figur multipliziert und in der Manier der klassischen
Porträtmalerei behandelt, wobei er einen paradoxen Psychologismus
hervorruft. Auf der anderen Seite hat sich Pauletta engagiert mit der
Fotografie beschäftigt, beziehungsweise mit Werbebotschaften, die immer eine
starke sozial-politische Konnotation haben.

Malerei ist etwas sehr intimes, so dass uns Pauletta dieses Mal mit
entschlossenem Reduktionismus und einer wortgewandten Prägnanz in seine Welt
der Selbstprüfung und der Konfrontation mit sich selbst entführt. Fern von
jedem Narzissmus, an welchem der naive Beobachter festhalten könnte, ist
dies vor allem ein autobiografisches Schaffen, in dem uns der Künstler sich
selbst in seiner Umgebung erklärt. Eine der sichtbarsten Charakteristiken
der heutigen Zeit ist der Verlust der Persönlichkeit und ihrer Originalität,
wodurch jeder intime Akt, wenn es auch nur das Malen von Selbstporträts ist,
zu einer engagierten politischen Haltung wird. Der Zyklus „Sasvim Sam“ (Ganz
allein) versteht sich als ein Zeugnis der Zeit. Jahre der künstlerischen
Erfahrung, wie auch die Selbsterkenntnis des Künstlers haben ihn in seine
klassische Phase geführt. Diese kann somit als (vorläufiger) Endpunkt eines
abgerundeten, wenn auch ein wenig hermetischen Malzyklus interpretiert
werden. Die Besonderheit der Kunst liegt in der Möglichkeit, dass wir uns in
anderen erkennen können und ihr Schicksal, wenn nur für kurze Zeit, unseres
wird.


Bojan Šumonja (Malerei)
Ovce / Sheep / Schafe

Die malerische Ausdrucksweise von Bojan Šumonja ist eklektischer Natur,
basierend auf die malerische Tradition und Kunstgeschichte, angelehnt an die
große „Pittura“. Bei Šumonja stoßen wir auf ein breites Referenzregister,
angefangen bei der expressiven Figuration, über Zitate aus der visuellen
Kultur, heimische Traditionen, bis zum Stimulus aus seiner unmittelbarer
Umgebung und Details aus dem Alltagsleben. Er greift auf postmodernistische
Mittel zurück, wobei er sich oft der Ironie, Paraphrase, Persiflage, dem
Kitsch, Rätsel, der Trivialität und dem Spiel bedient. Auf den Beobachter
wirken seine Gemälde oftmals wie verdrehte, bizarre, wunderliche und
ironische Allegorien. Die Schafherde ist das einzige Motiv und bedeckt die
ganze Fläche seiner Leinwand. In der Perspektive des akzentuierten
Vordergrunds scheint es, als ob die Schafe aus dem Rahmen fallen würden,
während die Landschaft in der Ferne nur leicht, durch die unfüllige blaue
Farbe, angedeutet wird. In der Variation und der Wiederholung des
einzigartigen Motivs der Schafherde, wie in der Umrahmung und Komposition
erkennen wir Einflüsse der Medien Film und Fotografie. Außerdem ist  das
technologische Bewusstsein und die Gegenwart digitaler
Bildbearbeitungsprogramme durch Marken wie X I _ für das Öffnen und
Schließen von „Fenstern“, oder Textelemente, wie novo_ovce2, Kolorite,
Negativ-Effekte, etc., gut erkennbar. Mit dem Effekt des Kontrasts zwischen
Schwarz und Weiß, zwischen der weißen Schafswolle und dem grau-schwarzen
Schatten, welcher auch in der Schwarzweißfotografie existiert, wird die
pastorale Idylle durch die Atmosphäre leichter Unruhe und Unsicherheit in
unserer Alltagsrealität getrübt. Die Medien und die heutige politische
Heuchelei verwandeln uns in Schafe.




KünstlerInnen aus Graz / Arbeiten aus der Ausstellung vom 4.-20. Mai 2011 in
der Galerija MAKINA, Rojc und im öffentlichen Raum Pula

Robert Findenig, Max Gansberger, Alexandra Gschiel, Elisabeth Gschiel,
Michael Maier, Igor Petkovic, Heimo Ranzenbacher, Robert Riedl/Lili Popp,
Klaus Schrefler, Edda Strobl / Helmut Kaplan (Tonto), Eva Ursprung, Kathrin
Velik, Markus Wilfling, zweite liga für kunst und kultur


Die MS Schaumbad hat den ehemaligen Hauptkriegshafen Österreichs entdeckt
und brach mit künstlerischer Fracht nach Pula auf, um gemeinsame kulturelle
Wurzeln und aktuelle Verflechtungen zu erforschen: leer stehende, ehemals
österreichische Festungen und Kasernen, die noch immer auf Hochtouren
arbeitende Werft "Uljanik", oder eine ehemalige k.u.k. Militärschule, die
seit 1998 kostenlos lokalen KünstlerInnen und NGOs zur Verfügung steht und
sich seitdem zum kulturellen Zentrum der Stadt entwickelt hat. Im Rojc sind
KünstlerInnenateliers, Ausstellungen und Konzerte, ein Hacklab pflegt die
digitale Kultur. Die Strände außerhalb der Stadt gehören zum Teil – wieder –
zu Österreich: Im Dezember 2000 kaufte die Hypo Alpe-Adria riesige
Landstriche an der Küste, die "Riviera von Brioni". Nur bei Pula nahe dem
alten Militärhafen ist noch eine größere "Riviera" zu haben – der Skandal um
die Hypo verhinderte den Kauf des gesamten Areals.

Dieses Gebiet wurde von Igor F. Petkovic in seiner Fotoserie landnahme in
österreichischen Besitz übergeführt: in einer inszenierten Fotoserie wird
die österreichische Fahne an den Objekten wirtschaftlicher Begierden
gehisst, weitere Objekte in der Stadt fallen dem künstlerischen Monopoly zum
Opfer. Durch geschickte Verflechtung von staatsnahem Kapital, smartem
Business und alten Freunden hat Österreich wieder Zugang zum Meer. Welcome
back! 

Max Gansberger benannte den Tegetthoff-Platz in Graz kurzerhand in Park der
Stadt Pula um, analog zum Park der Stadt Graz in Pula. Das Denkmal für
Admiral Tegetthoff in Graz wurde ursprünglich 1877 in Pula errichtet.
Politische Umstürze brachten es nach Italien, von wo es 1935 der Stadt Graz
übergeben wurde. 

Markus Wilfling montierte an der Fassade des Forum 13 am Hauptplatz von Pula
ein Transparent: Die Welt hinter Ihnen existiert nicht (in kroatischer
Sprache), und Alexandra Gschiel verflocht die Gitter des ehemaligen k.u.k.
Verwaltungsgebäudes, in dem gerade die Volkszählung statt fand, mit einer
Installation aus roten Sicherheitsgurten. Diese werden nun zu einer neuen
Arbeit recycelt. 

Elisabeth Gschiel erforschte die Stadt über den subjektiven Blick ihrer
BewohnerInnen: Die Arbeit Ansichten/Aussichten auf zwei Städte beschäftigt
sich mit dem ganz persönlichen Blick verschiedener Menschen auf den
unmittelbaren Außenraum ihres Wohn- bzw. Arbeitsraumes. Der Fokus ist auf
die alltägliche "Aussicht aus dem Fenster" gerichtet. Der gewohnte Blick
erhält erst mit einer gewissen zeitlichen oder persönlichen Distanz eine
Bedeutung und offenbart seine unspektakuläre Schönheit. Eine sehr
menschliche Sicht auf beide Städte – jenseits der gängigen touristischen
Oberflächen-Wahrnehmungen.

Um eine subjektive Bestandsaufnahme geht es auch im Projekt A pARTicle of
Partnership der zweiten liga für kunst und kultur (Vera Hagemann, Klaus
Meßner). Sie interviewten KünstlerInnen aus Pula und erstellten mittels
dieser Interviews eine subjektive “Landkarte”.

Der Ohrenstuhl hat Ohren, der Traumstuhl hat Träume. Und erzählt sie weiter.
Der Hörstuhl3 von Kathrin Velik ist ein intimer Erzähler, der viele Sprachen
spricht und dem Zuhörer unterschiedlichster Sprachen lauschen. Scheinbar
schwebend wiegt er die Schaukelnden in die neuen Räume ihrer Träume… Seine
textile Haut trug die Geschichten vieler Träumenden. – gute und schlechte,
doch die sind längst verblichen, verwaschen mit dem Blau des Stoffmusters.
Und das altgediente Material nimmt erneut die Körperregungen und neue Träume
auf. Schaukelnd werden sie zu unschuldigen Wesen, die sich nichts als
Geborgenheit wünschen und ein wenig Raum für einen Traum… Soundcollage: Eva
Ursprung (aus dem Projekt R.E.M. mit Heimo Ranzenbacher)

Heimo Ranzenbacher geht mit seiner Klangskulptur "From the Distance // 14
Std. 43’ 12” auf größtmögliche Distanz – sie erstreckt sich gleichsam fast
bis zum Rand des Sonnensystems:
Auf den Datenplatten der 1977 gestarteten NASA-Sonden Voyager 1 und 2 sind
Ton- und Bild-Dokumente gespeichert, darunter ein Audio-Porträt des Planeten
Erde. 
Anfang Juli 2008 betrug die Distanz zwischen der Sonde und der Erde etwa
14,9 Milliarden Kilometer. Für diese Strecke benötigt das Licht etwa 14,9
Stunden (14 Std. 43’ 12”) Diese Strecke von 14,9 Lichtstunden wird durch die
auf 14,9 Stunden gestreckte Wiedergabe des Audio-Porträts der Erde
imaginiert. Der Klangstrom bildet die Distanz ab, die eine Übertragung der
Daten von der Sonde zur Erde im Juli 2008 zurückgelegt hätte. Im Mai 2011
würde ihre "Länge" um cirka 20 Minuten mehr betragen.
Klangbearbeitung: Fränk Zimmer. From the Distance enstand als Beitrag zu
Liquid Music – Astronomy Domain, Judenburg/Österreich, Juli 2008

Klaus Schrefler beschäftigt sich mit organischen Systemen, deren
Funktionsweise und dem Zusammenspiel der einzelnen Teile. Indem er das Thema
der Teilung von seinem evolutionären Anbeginn herleitet, bringt er in seiner
ArbeitArchaesperm (Ursame) aus dem Zyklus Division Cell Seriesdie
Entwicklung von Kompartimenten und Barrieren ins Spiel, die Entstehung
natürlicher Räume und deren Grenzen. Gleichzeitig thematisiert er das
Gleichgewicht des Systems, das sich nur durch Austausch und Kooperation über
die Grenzen der Kompartimente hinweg aufrecht erhalten lässt. Auch in seinen
3D-Animationsfilmen visualisiert der Künstler diesen Wandel, dem die
natürlichen Zyklen unterworfen sind - so entstehen überdimensionale
virtuelle fließende Gemälde.

Eva Ursprung stellt in ihrer Mini-Videoinstallation die kahlen Gänge des
freien Atelierhauses Schaumbad denen des größeren, bunten Bruders “Rojc”,
einer ehemaligen k.u.k. Militärschule in Pula gegenüber und bewegt sich
spielerisch zwischen den Räumen.

Michael Maier versinnbildlicht in seinen Malereien Symbole und Embleme der
k.u.k. Monarchie. Die Vergangenheit lebt in ihren Zeichen weiter. Nur eine
starke Gegenwart lässt die Vergangenheit erblassen. Im Wiederbeschwören
einer glorifizierten Vergangenheit liegt eine tröstliche Wehmut, die den
Österreicher mit dem Kroaten verbindet und so das untergegangene Imperium
weiterleben lässt. 

Edda Strobl und Helmut Kaplan (Tonto) präsentieren Tonto Comics #12: NORDPOL
(80 Seiten, Farbe, Deutsch/Englisch): Früher einmal waren die Mädchen bei
Nacht in die verschneiten Berge gefahren, um mit ihren Urinmarken zu
beweisen, daß die Natur zu jeder Jahreszeit die Farbe Gelb hervorbringt.
Kurz darauf verlassen die beiden Freundinnen Europa und landen in
Mittelamerika. Es ist 1991. Der Ostblock ist am Zerfallen, das vermeintliche
"Ende der Geschichte" gerade noch nicht erreicht. Im Irak beginnt ein Krieg
- der erste, der live im Fernsehen übertragen wird. Die eigene Musik wird
auf Audiocassetten gespeichert.
Eine Idee von "Nomadologie", eine ziellose Sehnsucht ist der romantische
Leitstern der Mädchen. Sie wollen eine Spur ziehen, verlieren sich.
Um diese Erzählung herum und auch mittendrin melden sich KünstlerInnen zu
Wort und Bild: 
Norbert Gmeindl (AT), Franz Gruber (AT), Simon Häußle (AT), Michael Jordan
(DE), Helmut Kaplan (AT), Michaela Konrad (AT), Andreas Leikauf, (AT),
Nicolas Mahler (AT), Bernhard Raschl (AT/GT), Leopold Schmidt (AT), Edda
Strobl (AT), Aleksandar Zograf (SRB) / Alootook Ipelie (CAN).


In Kooperation mit: Galerija MAKINA, Pula; Liquid Music, Judenburg
Wir danken dem Kulturamt der Stadt Graz, Land Steiermark Kultur und dem Land
Istrien
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