*RH-92.6* Markus Huemer

Galerie Six Friedrich Lisa Ungar friedrich.ungar at t-online.de
Mon Nov 6 23:28:42 CET 2006


Liebe Freunde der Galerie,
 
am kommenden
Donnerstag, den 09.November 2006
wird ab 18.00 Uhr die Ausstellung von
Markus Huemer
eröffnet.
 
Wir würden uns freuen, Sie zahlreich bei uns begrüßen zu dürfen.
Im Anhang ein Pressetext zu Markus Huemers Arbeiten
 
Liebe Grüße,
Six Friedrich
Lisa Ungar
 
Galerie Six Friedrich Lisa Ungar
Steinheilstrasse 18
80333 München
tel: 004989 523 10717
fax: 004989 523 10 718
friedrich.ungar at t-online.de>friedrich.ungar at t-online.de
www.sixfriedrichlisaungar.de>www.sixfriedrichlisaungar.de


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Pressetext Markus Huemer
Eröffnung: Donnerstag, 9. November 2006, 18 Uhr
Ausstellungsdauer: 9. November 2006 bis 12. Januar 2007

Huemer überprüft in seiner künstlerischen Auseinandersetzung, die er als
Medialen Manierismus bezeichnet die Erfahrungen des “alten" Mediums Malerei
und überprüft zugleich die Kunsttauglichkeit der so genannten Neuen Medien.
Dies geschieht durch die Anwendung technischer Gerätschaften und den Rekurs
auf historische Vorbilder der Malerei, wie Pollock, Rothko, Klein oder
Polke. 
Daß Künstler sich mit ihren Arbeiten auf berühmte Werke der Kunstgeschichte
beziehen, hat eine lange Tradition. Immer wieder rekurrieren Künstler auf
ein Werk oder einen Kunststil, um damit eine Aussage für die Gegenwart zu
formulieren. Meistens handelt es sich jedoch lediglich um einen Aspekt
ihres Oeuvres und bleibt somit eine Randerscheinung. Der österreichische,
in Köln und Berlin lebende Maler und Installationskünstler Markus Huemer
hingegen hat dieses Thema zum Ausgangspunkt seiner eigenen Kunst gewählt,
um spezifische Fragestellungen der aktuellen Kunsttheorie zu
problematisieren. Wie er selbst ironisch bekennt, möchte er der
“Kennerschaft der Kunst" durch die Auseinandersetzung mit seinen Arbeiten
“viel Freude bereiten". Denn seine “Kunst über Kunst" scheint oft ohne
profunde Kenntnis der Kunstgeschichte nicht verständlich. 

Der 1968 geborene Künstler studierte in Linz Malerei und konnte auf dem
dort jährlich stattfindenden Festival für elektronische Kunst “Ars
electronica" seit seiner Kindheit die frühe Entwicklung der Medienkunst
beobachten. Anschließend wechselte er an die Kunstakademie Düsseldorf und
später als Fellow an die Kunsthochschule für Medien in Köln. Ein Stipendium
am Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe vertiefte sein
Interesse an der Medienkunst. Mit dem Studium der Kunstgeschichte,
Philosophie und Lateinischen Philologie an der Universität in Köln
verschaffte er sich fundierte Kenntnisse der Kunsttheorie und -geschichte,
die die Basis für sein künstlerisches Schaffen sind. Markus Huemer gehört
nicht zu den Künstlern, die Erklärungen ihrer eigenen Werke ablehnend
gegenüberstehen. Huemer arbeitet nicht nur künstlerisch, sondern verfasst
auch aktuelle kunstkritische Texte. Daneben betätigte er sich ebenso als
Kurator. 

Huemers Hauptinteresse in seinem künstlerischen Schaffen gilt der so
genannten “Medienkunst", die der in seinen Werken der traditionellen
Kunstgattung Malerei gegenüberstellt. Seine Werke sind auch als Kommentare
zu verstehen, mit einem besonderen Verweis auf die neuen Möglichkeiten
durch das Internet. Mit den “neuen" Medien, die er installativ einsetzt,
greift er auf Konzepte und Mythen des “alten" Medium zurück. Sowohl
interaktive Netzinstallationen als auch traditionell auf Leinwand gemalte
Bilder thematisieren darüber hinaus die neue Welt des Internets. Markus
Huemer deshalb einen Medienkünstler zu nennen, wäre jedoch verfehlt, da er
die Existenz der Medienkunst reflektiert und auf ihre Tauglichkeit
überprüft, ohne sie dabei als selbstverständlich zu betrachten. Für Huemer
steht die Malerei als Synonym für die Kunst per se. Huemers Aussagen
erlangen gegenwärtig eine besondere Brisanz: Während vor nicht allzu langer
Zeit der Malerei als rückwärtsgewandter Gattung der Tod voraus gesagt
wurde, erlebt dieselbe nun eine neue Blüte. Obwohl Huemer stets mit
bösartigen Seitenhieben die Malerei kommentiert, verringert dies nicht
seine tiefe Achtung vor dieser Gattung. Von der Malerei kommend, prägt sie
sein Schaffen bis heute mit groß angelegten Bildserien.

Huemer macht nicht nur “Kunst über Kunst“ sondern reflektiert auch
folgerichtig deren Präsentationsbedingungen. 
Letztlich zeigen die Räume und Bildfelder, seien sie digital oder analog,
in welchen Markus Huemer seine Erkundungen der künstlerischen Sprache
stattfinden läßt, dass sie leer bleiben, unabhängig davon, wie viele
Zeichen und Codes sie scheinbar tragen. Huemer zeigt, wie sehr die schiere
Konstruktion des Mediums die völlig grundlose Vermutung aufkommen läßt, es
müsse eine Mitteilung zu finden sein. Dies wiederum ist aber eine
Grundbedingung des Rezipienten, nicht des Mediums: die zeichentragende oder
zeichengenerierende Apparatur müsse zwangsläufig einen Inhalt produzieren.
Auch deshalb interessiert Huemer sich für die Wirklichkeitskonstruktionen
der Wissenschaft, die in bildgebenden Verfahren das sichtbar machen, was in
Formeln allein nicht mehr genug Glauben findet. Dass diese Bilder selbst
nicht auf der Wirklichkeit, sondern auf den sie beschreibenden Formeln
beruhen, ist das, was den Künstler in seinem Verhältnis zu Bildern und
Zeichen beunruhigt. Diese Apparatemedizin im Bereich der Kunst wie der
Wahrnehmung im allgemeinen ist es, die Markus Huemer in ihrer ganzen
spektakulären Leere zeigt.

Aus: “Ironie als Waffe"

                                                                           
                                    





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