*RH-92.6* FW: [BFR-CAFE] Berlin sendet

radio mimikry restrisiko at hotmail.com
Sun Feb 8 11:57:13 CET 2004



>From: Martin Dehnke <md at freie-radios.de>
>To: bfr-cafe at lists.nadir.org
>Subject: [BFR-CAFE] Berlin sendet
>Date: Fri, 06 Feb 2004 13:29:22 +0100
>
>Reboot.fm - ein Projekt im Bootlab, gefördert von der Kulturstiftung des 
>Bundes
>
>reboot: ein System neu starten, das nicht mehr funktioniert
>
>100 Tage Radio - Berlin 2004
>
>Reboot.fm ist ein unabhängiger Radiosender, der vom 1. Februar bis zum 30. 
>April 2004 für 18 Stunden am Tag - zwischen 12 und 6 Uhr - auf der Frequenz 
>104.1 UKW in Berlin zu empfangen sein wird. Das Sendebetrieb wird 
>organisiert von mehreren Initiativen aus dem Berliner Bootlab und dessen 
>Umgebung: Klubradio, Radio Internationale Stadt, Radiokampagne, textz.com, 
>TwenFM und anderen. Die Sendungen selbst werden produziert von einer 
>Vielzahl lokaler und internationaler Radioprojekte, Gruppen und 
>Einzelpersonen. Für noch entstehende Ideen und Beiträge is reboot.fm 
>weiterhin offen.
>
>Einen Schwerpunkt des Programms bildet die Kooperation mit einer Reihe von 
>Berliner Kulturveranstaltungen: der Transmediale , dem Club
>Transmediale und der Berlin Biennale. Zugleich begleitet reboot.fm das 
>Program der Berlinale und des Münchner Make World Festivals. Ein
>weiterer Fokus liegt auf der Zusammenarbeit mit Berliner Musik-Labels
>und Veranstaltern, wie Marke B, der Label Commission, dem WMF, dem Maria 
>und vielen anderen.
>
>Nach Juniradio und Radioriff ist reboot.fm die nächste Phase eines
>grösseren Projekts: jenen Radiosender vorstellbar zu machen und
>dauerhaft zu etablieren, der in Berlin so offensichtlich fehlt. Einen
>Sender, der Formate erlaubt, die im heutigen Formatradio nicht
>vorkommen, dessen Nachrichtenprogramm sich nicht auf das Verlesen von
>Agenturmeldungen beschränkt, dessen Musikprogramm mehr bietet als bloss die 
>grössten Hits vergangener Dekaden, und dessen Vorstellung von Partizipation 
>über die Veranstaltung von Gewinnspielen hinausgeht.
>
>Wireless peer-to-peer Local Area Radio
>
>Reboot.fm weiss um die Geschichte des Radios und vertraut darauf, dass 
>diese Geschichte alles andere als zu Ende ist. Wir sind davon überzeugt, 
>dass das Potential dieses Mediums über den Industriestandard der Neunziger 
>Jahre - das blosse Abspielen rotierender Playlists - weit hinausgeht. Radio 
>war das Internet der Zwanziger, das Napster der Achtziger, und ist auch 
>heute noch das am besten geeignete Medium für lokale Communities, die 
>jenseits des Mainstreams Nachrichten verbreiten und Musik in Umlauf bringen 
>wollen.
>
>Reboot.fm baut dabei auf über zehn Jahre an Internet-Wissen auf und wird 
>permanent und ganz konkret mit dem Netz verbunden sein. Das bedeutet mehr 
>als bloss den obligatorischen Live-Stream: es heisst vielmehr, das Netz als 
>ein Werkzeug für dezentrale und kollaborative Formen von Produktion und 
>Austausch zu verwenden. Als lokales Community-Radio mit internationalem 
>Horizont basiert reboot.fm bereits existierenden Zusammenhängen, die, in 
>Berlin und anderswo, längst im Überfluss potentielle Radio-Shows 
>herstellen, und stellt sowohl eine Infrastruktur zur Verfügung, die diese 
>hörbar macht, als auch einen Kontext, der ihnen die Resonanz gibt, die sie 
>verdienen.
>
>Freie Software für Offene Radios
>
>Reboot.fm ist nicht nur ein Radiosender, sondern zugleich ein
>Software-Entwicklungs-Projekt, das, umgeben vom Elend kommerzieller
>Radio-Software, einen grundsätzlichen Neustart unternimmt. Mehr und mehr 
>wird kulturelle Arbeit heute von den Technologien bestimmt, die bei ihrer 
>Produktion zum Einsatz kommen, und so glauben wir, dass eine Debatte über 
>Offenes und Freies Radio unmöglich ist ohne eine praktische 
>Auseinanderseztung mit Open Source und Free Software.
>
>Unter Open Source verstehen wir mehr als bloss eine transparentere,
>sicherere oder billigere Alternative zu proprietären, kommerziellen
>Programmen. Jenseits dieser offensichtlichen Vorteile weiss Freie
>Software davon, dass alle Software soziale Software ist: sie formt die 
>Arbeitsbedingungen ihrer Benutzer. Statt also die technologischen
>Einschränkungen zu reproduzieren, die die Tätigkeit der meisten
>Radio-Redakteure auf die Betreuung eines Autopiloten beschränken, ist
>unser Ziel, ein System zu entwickeln, das sowohl individuelle als auch 
>gemeinsame Programmentscheidungen ermöglicht, und zwar in jeder Phase des 
>Radiobetriebs. Ja, die Software wird kostenlos sein. Ja, jeder wird daran 
>herumschreiben können. Und: ja, sie wird funktionieren.
>
>Wer Radio hört, stiehlt Musik
>
>Reboot.fm ist nicht zuletzt Teil der Auseinandersetzung um den freien
>Austausch kultureller Daten - seien es Technologien zur dezentralen
>Distribution digitaler Musik oder politische Strategien gegen
>restriktive Copyright-Modelle. Wir sind davon überzeugt, dass weder
>Radioproduzenten noch Radiohörer sogenannte Rechte-Management-Systeme
>brauchen, die für sie entscheiden, was sie kopieren, downloaden,
>abspielen oder anhören dürfen - das zu managen sollten sie ganz und gar 
>selbst in der Lage sein.
>
>Für reboot.fm entwickeln wir ein Lizenzmodell, das den Austausch von
>Programmen zwischen unabhängigen Radiosendern erlaubt, die kommerzielle 
>Weiterverwertung unbezahlter Radio-Arbeit hingegen verhindert. Zugleich 
>arbeiten wir an ein einer Syndication-Plattform, die es Radio-Redakteuren 
>überall auf der Welt ermöglichen soll, Radiosendungen weiterzuverwenden, 
>die von ihren AutorInnen für den Vertrieb freigegeben worden sind. 
>Schliesslich produzieren Radios nicht nur Live-Programme, sondern auch 
>fantastische Archive - und wir sehen nicht ein, warum diese aus rechtlichen 
>Gründen bloss irgendwo verstauben sollten.
>
>Frei wie freier Markt, offen wie offenes Bier
>
>Reboot.fm ist sich der Widersprüche bewusst, von denen es umgeben ist:
>Wie ist Freies Radio möglich, ohne dauerhaft auf endlose Stunden
>unbezahlter Arbeit angewiesen zu sein? Wie ist Offenes Radio möglich,
>ohne jeglichen Anspruch an Konsistenz, Qualität oder Hörbarkeit
>aufzugeben? Und wie lässt sich der Professionalismus kommerzieller
>Radios vermeiden, ohne in einer Romantik des Amateurhaften
>steckenzubleiben und in einer weiteren subkulturellen Nische zu
>verschwinden?
>
>Sobald wir auf diese Fragen stossen, wissen wir, dass wir viel eher an 
>Problemen arbeiten als an Lösungen. Das beste Resultat wäre ein Radio, dass 
>die Bedingungen, unter denen es hergestellt wird, selbst hörbar macht. Die 
>Auswahl von Nachrichten und Musik wird sich von anderen Sendern 
>unterscheiden, und sie werden nicht nach definierten Regeln voneinander 
>getrennt sein, sondern so aufeinanderfolgen, wie die Verantwortlichen das 
>für notwendig halten. Einige Moderatoren werden zu schnell sprechen, einige 
>Platten werden zerkratzt sein, und mit Sicherheit werden sich viele Dinge 
>ereignen, die normalerweise nicht im Radio passieren. Als Ganzes wird 
>Reboot.fm wird ein Radio sein, das hörbare Ecken und Kanten hat - und das 
>ist nichts, wovon wir glauben, dass wir es dringend beheben müssten.
>
>http://www.reboot.fm/
>
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>Mailingliste des Bundesverbands Freier Radios (BFR)
>http://www.freie-radios.de/bfr/mailinglisten.htm
>oder mailto:bfr-postmaster at freie-radios.de

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