*RH-92.6* gegendarstellung (fwd)

Diestler Gudrun zille at gewi.kfunigraz.ac.at
Tue Mar 19 13:13:09 CET 2002


---------- Forwarded message ----------
Date: Sun, 17 Mar 2002 14:56:16 +0100
From: Lukas Liebmann <lukas.liebmann at aon.at>
To: zille at gewi.kfunigraz.ac.at
Subject: gegendarstellung


bitte, in den mailverteiler stellen (überarbeitete fassung):



"Betrifft: Radiosendung: Radio Free Europe: Pseudointellektuelle Diskussion
zwischen FeministInnen und PatriachInnen, in der Nacht vom 8. auf den
9.3.2002.


Liebe Helsinkis!

Der  Grund dieses Schreibens liegt in der falschen Darstellung von Sachlagen
und der Diffamierung des Frauenreferates durch Mario Matzer in der oben
genannten Sendung.
Zum einen wurden wir (Agnes Trattner und Olivia M. Lechner) als
Privatpersonen und nicht in unserer Funktion als Frauenreferentin und
Sachbearbeiterin eingeladen.
Weiters wurden uns von Mario Unwahrheiten in den Mund gelegt, die zudem in
der Sendung wiederholt zitiert wurden, wohlgemerkt ohne vorhergehende
Erlaubnis der betroffenen Personen, auf die er sich infolge berief.
Konkret handelt es sich um folgende Aussagen:
„Das Wort einer Frau zählt am Frauentag nicht.

„...ihr seid eh Patriarchen die da auf uns warten und es tut mir nicht leid,
euch Patriarchen scheiß ich eh gern rein“
Diese Aussagen sind unwahr, und wurden von uns NIE getätigt. Von einer
Erlaubnis zum Zitieren derselben ganz zu schweigen.
Außerdem wurden wir als „sogenannte Frauenreferentin“ und „sogenannte
Feministin“ und in weiterer Folge als „selbsternannte Vollblutfeministinnen
 bezeichnet und eindeutig von ihm bedroht. Bereits in Telefonaten, die der
Sendung vorangingen, wurden wir aufgrund einer Absage unsererseits massiv
unter Druck gesetzt, in die Sendung kommen zu müssen. Er betonte des
öfteren, Mittel und Wege zu haben, um sich zu beschweren, was für uns
ernsthafte Konsequenzen zur Folge haben würde. Selbst in der Sendung
bedauerte er, dass er nicht mehr so wütend sei, sich nicht mehr so
reinsteigern könnte, aber versuchen werde, „dass das trotzdem noch ein
Nachspiel hat“.
Wir möchten hier nochmals betonen, dass die Einladung NICHT an das
Frauenreferat sondern an uns als Privatpersonen erging und Mario kein Recht
hat, Drohungen und Diffamierungen an das Frauenreferat als solches zu
richten.
Ein weiteres Zitat von Mario und Stefan Schmitzer, das wir als Angriff auf
uns persönlich erachten und gegen das wir uns entschieden wehren:
„Eine wirkliche Emanze muss mit einem Vollblutmacho zusammen sein, damit sie
glücklich ist... die die dann furchtbar emanzipiert sind, die sind dann so
emanzipiert, dass es gar keine Machos auf ihrem Level mehr gibt, die werden
dann lesbisch. Das sind die politischen Lesben, die dann nicht in die
Sendung kommen .... und die dann eine halbe Stunde lang einen Aufsatz
schreiben, mit wem sie was haben, weil das politisch korrekt ist...“

Dass politisches oder berufliches Engagement mit sexueller Frustration in
Zusammenhang gebracht wird ist eine altbekannte Strategie zur Abwertung von
selbstbestimmten Leistungen von Frauen in jeglicher Hinsicht. Engagement
erscheint pathologisch, abweichend von „ihrer Natur“. Biologistische
Argumentationen dieses Kalibers zogen sich durch die gesamte Sendung.
Ein weiteres Zitat:
„Das Näher bei der Natur ist schon gegeben...“
Mario spricht in diesem Zusammenhang von einem Medizinmann der wörtlich
„eine beeindruckende Persönlichkeit und sehr glaubwürdig“ sei. Jener
vertritt die These, dass Frauen, die Kinder bekommen nie so weit von Gott
wegkommen, wie Männer oder Frauen, die keine Kinder bekommen. Denn die
Schwangerschaft sei die direkte Verbindung zu Gott.
Gott sei hierbei gleichbedeutend mit Natur, womit wir wieder bei der alten
Gegenüberstellung Frau – Natur, Mann – Kultur wären.

Nicht genug, dass diese Äußerungen in höchstem Maße sexistisch sind,
verstößt Mario dadurch auch gegen die Statuten von Radio Helsinki, des
Vereins FREIES RADIO STEIERMARK.
Die Programmrichtlinien, die für jedes Vereinsmitglied bindend sind,
beinhalten folgende Passagen:
1 c ) Widerstand gegen die Diskriminierung einzelner Menschen oder Gruppen
nach Geschlecht, Rasse, Religion, Lebenseinstellungen usw.
2 ) ... Radio Helsinki setzt den respektvollen Umgang mit der Achtung der
Menschenwürde voraus.
4) NoNos
Radio Helsinki lehnt jede Art von Diskriminierung strikt ab. Rassismus und
die Verbreitung fremdenfeindlichen Gedankengutes, sowie Sexismus und
Faschismus, sowohl in der Sprache als auch in der Musik, haben bei Radio
Helsinki keinen Platz.

Aus den Programmgrundsätzen:
§4 (1) Die Programme haben den Grundsätzen der Objektivität und
Meinungsvielfalt zu entsprechen.
(4) Alle Sendungen müssen im Hinblick auf ihre Aufmachung und ihren Inhalt
die Menschenwürde und die Grundrechte anderer achten und dürfen nicht zu
Hass aufgrund von Rasse, Geschlecht, Religion und Nationalität aufstacheln.

In den RECHTLICHEN GRUNDLAGEN FÜR RADIOMACHERINNEN finden sich Auszüge aus
dem Strafrecht und Zivilrecht, die Passagen beinhalten, gegen die er
verstoßen haben könnte:

§111 StGB: Üble Nachrede
§115 StGB: Beleidigung
§152 StGB: Kreditschädigung
§1330 ABGB
§6 MedienG.

Wir wünschen uns eine interne Auseinandersetzung mit dem Thema Sexismus,
insbesondere eine Diskussion über diese Sendung und deren Inhalte.

Wir fordern eine konsequente Umsetzung der Statuten, die unter anderem eine
Gegendarstellung beinhaltet.
Es wäre auf jeden Fall angebracht dieses Schreiben im Zuge der
Gegendarstellung vorzulesen.

Ob der gegenüber des Frauenreferates erfolgten Denunziation sind wir nicht
nur zutiefst betroffen und verletzt, der Vorfall verweist zudem auf die in
Österreich salonfähig gewordene öffentliche Herabsetzung von Frauen und
deren Engagement sowie Institutionen, die sich für Frauenbelange stark
machen.
Um so skandalöser ist die Tatsache, dass diese Manifestation von Sexismus im
Rahmen des Programmschwerpunktes „Femme totale“ stattgefunden hat.

Wir erwarten jedenfalls eine konstruktive Behandlung der Thematik und
möchten darauf hinweisen, dass wir uns gerne daran beteiligen würden und
nicht schweigen werden.
Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist noch lange nicht Realität!

Mf(eministischen)g

Agnes Trattner und Olivia M. Lechner"





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