*RH-92.6* [Strato] Schadensersatz: Der Professor und Herr Godot, 2. Akt

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Sun Nov 11 14:58:44 CET 2001


"Es wird mehrere lohnende Bonusprogramme geben", sagte der Vorstandsvorsitzende der Berliner Teles-Gruppe, Prof. Sigram Schindler, im Frühjahr 2000 auf die Frage, ob man denn die Kunden des zum Teles-Konzern gehörenden Webhoster Strato entschädigen wolle. Auf diese warten die verärgerten Kunden noch heute. Im Frühjahr 2001 wird er auf die Frage, ob man gedenke, die Kunden zu entschädigen, in der Presse mit den Worten "ich glaube, wir können da 100 Mark rausrücken" zitiert. Und wieder warten die Kunden vergebens.

Was war passiert?
Im Dezember 1999 fegte ein Wirbelsturm über Karlsruhe, den Ort, an dem sich die Webserver des Massenhosters befinden, hinweg und riss dabei auch Kühlanlagen vom Dach des Gebäudes des Technologiepartners kpnQwest, woraufhin die bei Strato gehosteten Domains mehrere Tage nicht erreichbar waren (wir berichteten mehrfach). In einem von Kunden eingerichteten Forum kam es dann zu der o.g. Aussage Schindlers. Er ging sogar noch weiter: "aber schließlich haben wir, die STRATO, Euch diese Dienste verkauft und müssen deshalb auch den Kopf für diese Mängel hinhalten."

Im März 2001 dann der zweite Akt der Misere. Während in Hannover die Cebit stattfindet, gehen am 27.03. gegen 14:15 Uhr in Karlsruhe "die Lichter aus". Die Präsenzen aller Kunden sind nicht mehr verfügbar. Erst am 31.03. sind die ersten Domains wieder verfügbar, jedoch wird es noch Tage dauern, bis alle Präsenzen wieder hergestellt sind. Bei einigen Domains kommt es sogar zu Datenverlusten. Da jedoch viele Kunden mit ihrer Internetpräsenz auch einen Nebenerwerb, wenn nicht sogar ihre gesamten Einkünfte beziehen, ist diesen ohne Zweifel ein wirtschaftlicher Schaden entstanden, der sich jedoch in den meisten Fällen nur schwerlich beziffern lässt.

In Anbetracht dieser Tatsache kam es dann zu der von Schindler gemachten Aussage hinsichtlich der möglichen 100 Mark. Man wolle auf alle Fälle eine unbürokratische und schnelle Schadensregulierung ermöglichen und stellte dafür ein Formular zur Erfassung der Schadensansprüche online. Als die Kunden begannen, die Frage zu stellen, wie denn nun der Stand der Dinge sei, bediente sich Strato einer Hinhaltetaktik. Es wurden Termine genannt, die ereignislos ins Land zogen. Später teilte Rochus Wegener in diversen Presseerklärungen mit, man müsse erst die Höhe der Forderungen an den Partner kpnQwest weiterreichen, bevor man den Kunden etwas auszahlen könne. 

Auf Anfrage bestätigte das Mitglied des Kundenbeirates Heinz-Ulrich Schwarz nunmehr, dass diese Aussage "juristischer Nonsens" sei. In einem offenen Brief an Schindler und Wegener setzt der Kundenbeirat eine Frist von zwei Wochen zur endgültigen Schadensregulierung. Andernfalls "sieht der Kundenbeirat leider keine andere Möglichkeit mehr, als den Kunden in allgemeiner Form zu raten, wie sie ihre Ansprüche gegebenenfalls unter Zuhilfenahme der Möglichkeiten durchsetzen können, die unser Staat für diese Fälle geschaffen hat"

Aufrgund der bisherigen Erfahrungen mit dem Strato-Management ist das Auftreten des Kundenbeirates aussergewöhnlich scharf, jedoch dürften die Kunden wenig Hoffnung haben, dass der Domainriese auch nur eine Handbreit von seiner bisherigen Verfahrensweise abweicht. "Eure Probleme sind erst recht meine Probleme" sagte Schindler bereits im ersten Akt des Strato-Dramas, obwohl er seine eigene Internetpräsenz gar nicht erst in Bertrieb genommen hat.

Diskussionen sowie Links hierzu im Forum der IG4 unter http://ig4.gfxgod.de/forum/viewtopic.php3?TopicID=506




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