*RH-92.6* Fwd: Brutaler Polizeieinsatz in Graz
milhouse springfield
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Sat Oct 7 08:16:42 CEST 2000
From: "mayday graz" <mayday2000graz at hotmail.com>
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Brutaler Polizeieinsatz in Graz
Zahlreiche Anzeigen wegen Widerstandes und Versammlungsstörung
Massives Vorgehen gegen Personen, die das Vorgehen dokumentieren
Zu einem folgenschweren und brutalen, allerdings völlig unmotivierten
Polizeieinsatz kam es am Freitag, den 6. Oktober, gegen Abend in Graz.
Bei einer Wahlkampfveranstaltung der ÖVP am Hauptplatz mit dem bayrischen
Rechtsaußen-Politiker E. Stoiber (CSU) und W. Klasnic mischten sich ca. 12
Leute unter die ZuhörerInnen und versuchten, ein Transparent mit der
Aufschrift "Widerstand organisieren" hochzuhalten. Sofort riß ihnen ein
Großaufgebot an Polizei dieses Transparent aus den Händen und zerstörte es
unter aktiver Mitwirkung von ÖVP-SympathisantInnen.
Beamte der Sondereinheit "Taurus" kesselten die kleine Gruppe ein und ließen
niemanden mehr hinaus oder hinein. Die Leute im Kessel taten nichts außer
genau viermal zu rufen: "Stoiber ist ein Rassist!" Zur Information: Von
Stoiber stammen Aussagen wie: "Wir wollen nicht, daß sich hier Lebensformen
etablieren, die nicht deutsch sind, wo man nicht unsere Bräuche pflegt." Bei
dieser Veranstaltung halluzinierte er von den "Europäern", die nur noch "5%
der Weltbevölkerung" ausmachten und daher den "Kampf" aufnehmen müßten und
lobte unter dem tosenden Beifall der Anwesenden die "traditionell gute Achse
Berlin-Wien".
Nach dem Ende der Wahlkampfveranstaltung wollte die Gruppe geschlossen den
Platz verlassen. Das war nicht mehr möglich: Die Polizisten zerrten die
AktivistInnen unter Gewaltanwendung an den Straßenrand und hinter eine
Tribüne, also weg von Kameras, PassantInnen und sogar weg von der
polizeieigenen Überwachungskamera. Während der Einsatzleiter noch die
Perlustrierung anordnete, stürzten sich seine Beamten ohne Vorwarnung auf
die Leute, stießen sie zu Boden, traten und schlugen zu, legten einigen von
ihnen Handschellen an, zogen und schleiften sie in Seitengassen und
Eingänge.
Niemand von den AktivistInnen wehrte sich oder leistete irgendeine Form von
Widerstand, sie versuchten nur, einander festzuhalten und durch Rufe auf
sich aufmerksam zu machen. Auch Bekannte und FreundInnen, die ihnen zu Hilfe
kommen wollten, fanden sich plötzlich am Boden und in Handschellen wieder.
Ein gerade 18jähriger z.B. wurde zu Boden geworfen, und drei Beamte stürzten
sich auf ihn. Eine ÖVP-SympathisantInnen attackierte einen anderen
Aktivisten, dem die Polizei gerade Handschellen anlegte. Einem
Minderjährigen, der sich wegen einer beschädigten Brille beschwerte, drohte
ein Polizist eine Anzeige wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt an.
Taschen wurden weggerissen, durchsucht, Sachen wie Flugblätter und Bücher
beschlagnahmt.
Massiv ging die Polizei gegen Personen vor, die lediglich das Geschehen
dokumentieren wollten: Ein Mitarbeiter von "Radio Helsinki" wurde daran
gehindert, die Vorgänge aufzunehmen. Nachdem ihm ein Mann um die 50 Jahre im
Anzug sein Aufnahmegerät aus der Hand geschlagen hatte, verlangte die
Staatspolizei vom Radio-Mitarbeiter unter dem Vorwand der "Behinderung einer
Amtshandlung" seine Personalien. Ein anderer Beobachter, der einen
Fotoapparat bei sich hatte, wurde von Staatspolizisten in eine Ecke gezerrt,
gegen die Wand gestoßen, geschlagen, die Kamera wurde ihm abgenommen - die
Beamten suchten offenbar nach einem Film, um ihn zu entfernen, fanden den
aber nicht. Ein Aktivist trug ein Aufnahmegerät bei sich, die Polizisten
hielten ihn fest, verdrehten ihm den Arm und bogen zu dritt seine Finger
zurück, mit denen er das Gerät umklammerte. Als er sie später nach dem
Diktiergerät fragte, erwiderte einer der Beamten: "Das ist verloren
gegangen."
Es hagelte willkürlich und wahllos Anzeigen: wegen Ordnungsstörung,
"Versammlungsstörung", und bei einigen "Widerstand gegen die Staatsgewalt",
betroffen davon: auch mehrere minderjährige Jugendliche. Das heißt: nicht
nur zahlreiche Verwaltungsstrafverfahren, sondern auch Gerichtsprozesse
stehen uns ins Haus!
Die Dienstnummern, die wir von einschreitenden Beamten erhalten haben: 1473
BPD Graz, 1044 BPD Graz, 1568 BPD Graz, 1825 BPD Graz und 494 BPD Graz.
Einen derart unbegründeten und exzessiven Polizeieinsatz haben wir in Graz
noch nicht erlebt! Nicht nur Brutalität und haltlose Anzeigen, sondern auch,
daß Fotoapparate, Aufnahmegeräte und persönliche Dinge weggenommen wurden,
ist alarmierend und erschreckend. Genauso beängstigend ist, daß ganz normale
BürgerInnen die Gewalt der Polizei nicht nur beklatscht, sondern sogar
tatkräftig unterstützt haben, gegen Leute, die sich nicht mehr verteidigen
konnten und nur eine andere Meinung als die ihre geäußert hatten.
Wir erwarten uns von allen Gruppen und Organisationen in Graz, die politisch
tätig sind und denen Menschenrechte etwas bedeuten, daß sie sich mit
massivem Protest an Polizei, Stadt und Öffentlichkeit wenden! Wer jetzt
wortlos zuschaut, macht sich verantwortlich dafür, daß Rechte und
Menschenwürde mit Füßen getreten werden. Wenn jetzt weiter geschwiegen wird,
müßten wir feststellen, daß Menschenrechte für viele nur noch ein leeres
Wort sind!
PS: Wir suchen dringend Gedächtnisprotokolle von ZeugInnen! Ebenso dringend
bitten wir um Spenden für die Rechtshilfe: BLZ 38000, Sparbuch-Nr. 32 226
185, Bezeichnung Mayday 2000 Graz.
Fotos und weitere Berichte unter: http://www.blubb.at/mayday
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Personenkomitee MAYDAY 2000 GRAZ - KEINE KOALITION MIT DEM RASSISMUS
e-mail: mayday2000graz at hotmail.com
homepage: www.blubb.at/mayday
Post: PF 103, 8046 GRAZ
Support: Sparbuch: 32226185, BLZ: 38000, Bezeichnung: MayDay2000 Graz
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