**H-I-T** Ausstellung Pro(s)thesis & Posthuman Complicities
Evelin Stermitz
es at mur.at
Do Mär 2 08:38:01 CET 2017
Pro(s)thesis & Posthuman Complicities
Eröffnung | 09.03.2017, 19.00 h, xhibit
Begrüßung | Eva Bliminger, Rektorin der Akademie der bildenden Künste Wien
Einführung | Berenice Pahl und Felicitas Thun-Hohenstein, Andrea
Popelka und Lisa Stuckey, Kuratorinnen
Ausstellungsdauer | 10.03. - 14.05.2017
Orte | Akademie der bildenden Künste Wien, Schillerplatz 3, 1010 Wien,
xhibit und Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien
Öffnungszeiten | Di–So und an den Feiertagen (17.04.+01.05.) 10.00–18.00 h
Eintritt | xhibit: frei, Gemäldegalerie: regulär
PRO(S)THESIS
xhibit und Gemäldegalerie
Kuratorinnen: Berenice Pahl, Felicitas Thun-Hohenstein
Architektur: Dorit Margreiter
Künstler_innen: Renate Bertlmann (AUT), Lisa Bufano (USA), Virginia
Chihota (ZIM), Chitka (Anetta Mona Chişa & Lucia Tkáčová) (CZE/SVK),
Erika Fransson (SWE), Kerstin von Gabain (USA/AUT), Judith Hopf (GER),
Rebecca Horn (GER), Anne Imhoff (GER), Birgit Jürgenssen (AUT), Mari
Katayama (JPN), Brigitte Lang (AUT), Roberta Lima (BRA/AUT), Kumi
Machida (JPN), Iris L. Moore (CAN), Nadine Rennert (GER), Barbis Ruder
(AUT), Toni Schmale (AUT), Anne Schneider (AUT), Evelin Stermitz
(AUT), Angela Su (HKG), Viktoria Tremmel (AUT), Anna Vasof (GRC/AUT)
Die Ausstellung PRO(S)THESIS beschäftigt sich mit der kulturell
mittlerweile weitgehend akzeptierten technologischen Durchdringung des
Körpers. Das sich dabei eröffnende Problemfeld weist die menschliche
Physis als das zentrale Medium des Zugriffs auf den Menschen aus,
zumal ja unsere leibliche Verletzungsoffenheit die anthropologische
Voraussetzung für Machenschaften von Machtstrukturen liefert.
Besteht mit der Upgradekultur zwar zweifelsfrei die Chance auf
wachsende Möglichkeiten von Lebensverwirklichung, birgt diese doch
zugleich das Risiko, der Verzweckung und Verdinglichung des
menschlichen Körpers zuzuarbeiten. Sieht man diese hinreichend
postulierte Krise des menschlichen Körpers nun als Chance, so bietet
sich – wie im posthumanistischen und -feministischen Diskurs angeregt
– gerade auch durch die transformativen Möglichkeiten von Biologie und
Technologie die Perspektive eines Handlungsraumes. Als konstruktives
Moment verstanden wohnt damit dem Körper ein selbstermächtigendes
Potenzial inne.
Im Verhältnis zur Sammlung der Gemäldegalerie entwickelt sich so aus
dem xhibit heraus ein Parcours zeitgenössischer Kunstpraxis, der das
poetisch-metaphorische Potenzial der Prothese moduliert und dazu
einlädt, zwischen historischen und gegenwärtigen Körperbildern zu
oszillieren. Den Besucher_innen eröffnen sich damit Blicke auf
künstlerische Praktiken, welche die Mitbeteiligung an
machtstrukturellen Ordnungen aus der Reserve locken und umdeuten.
Dabei werden jene Potenziale enthüllt, die sich hinter dem Schein der
technischen Perfektion verbergen.
Im Fokus der Schau stehen feministische künstlerische Arbeiten, die
mit Ironie und Humor Normierungsansprüchen zuwiderlaufen. Als
künstlerisches Artefakt wird die hochstilisierte Prothese dabei zum
wirkungsvollen Zeichen von Selbstentwurf und Selbstermächtigung.
POSTHUMAN COMPLICITIES
xhibit
Kuratorinnen: Andrea Popelka, Lisa Stuckey
Künstler_innen: Viltė Bražiūnaitė (LTU/AUT) & Tomas Sinkevičius
(LTU/SWE), Joey Holder (GBR), Paul Maheke (FRA/GBR), Jennifer Mattes
(AUT), The Otolith Group (GBR), M. NourbeSe Philip (CAN), Stefanie
Schwarzwimmer (AUT/DEU) , Wolfgang Tillmans (DEU)
Posthuman Complicities widmet sich künstlerischen Auseinandersetzungen
mit dem Atlantik, der Tiefsee und Konzepten der Fluidität. Der Ozean
tritt als Ort der Gewalt und des Widerstands hervor. Koloniale Archive
werden in Sprache und Bild fragmentiert und disloziert, um von der
Geschichtsschreibung erzeugte Leerstellen sichtbar zu machen.
Die filmische und poetische Auseinandersetzung mit dem Massaker auf
der Zong bildet das Kernstück der Ausstellung. 1781 war das britische
Sklavenschiff Zong auf dem Weg von Ghana nach Black River in Jamaica.
Rund 150 Sklav_innen wurden aufgrund ökonomischer Interessen über Bord
geworfen und getötet. Dieses Ereignis ist einzig durch die erhaltenen
Dokumente des Rechtsstreits zwischen Schiffsinhaber und Versicherung
rekonstruierbar. Sowohl die Poetin M. NourbeSe Philip wie The Otolith
Group beschäftigen sich mit dem Massaker und seinen Nachwehen.
Paul Maheke behandelt den Körper als Archiv und Mittel, um
Subjektivität zu reimaginieren. Seine Arbeit ruft Fragen hervor wie:
Kann gewaltvolle Geschichte gegen sich selbst gewendet und produktiv
gemacht werden? Wie kann ein Körper Begehren leben, das außerhalb der
Norm liegt?
Stefanie Schwarzwimmer beschäftigt sich mit der künstlichen Erzeugung
von unnatürlich-natürlichen Realitäten. Ihr spielerischer Umgang mit
Kartenmaterial verdeutlicht die Konstruktionsleistung, die hinter der
Vermessung der Welt steckt.
Joey Holder oszilliert zwischen Kunsträumen und Onlinemilieus, um
digitale Kultur zu reflektieren. Für viele ihrer aktuellen
Installationen kollaboriert die Künstlerin mit Meeresbiolog_innen, um
die Abschöpfung von DNA-Daten von Tiefseeorganismen kritisch zu
kartografieren.
Jennifer Mattes setzt sich, unter Verwendung von Found Footage, mit
Jean-Antoine Watteaus Gemälden auseinander. Die in den Bildern
dargestellte Vorstellung der höfisch-aristokratischeotn Gesellschaft,
die sich auf die Liebesinsel Kythera von der Welt zurückzuzieht, wird
als Utopie dekonstruiert.
Wolfgang Tillmans veröffentlichte vor dem drohenden Austritt
Großbritanniens aus der EU eine Posterkampagne. No man is an island.
No country by itself., titelt eines der Bilder. Globale Verinselung
und das Einreißen von Brücken lassen die Möglichkeit neuer
Gemeinschaften am Horizont verschwinden.
Viltė Bražiūnaitės und Tomas Sinkevičius’ rotierende Pistole spiegelt
selbstreflexiv die Gewalt des White Cube wider. Die Arbeit entsteht
ortsspezifisch und verknüpft eine Metadiskussion mit der konkreten und
körperlichen Position im Hier und Jetzt des Ausstellungsraumes.
Queer-Feminist_innen und People of Color haben die vorherrschende
Kategorie des Menschen radikal herausgefordert. Ihre
antidiskriminatorischen Ansätze haben dem Posthumanismus eine Basis
bereitet. Sie thematisieren die Kompliz_innenschaft an Geschichten des
Othering, die unsere Gegenwart heimsuchen. Ihre produktive und
lustvolle Widerständigkeit ist Thema dieser Ausstellung.
Ausstellungen
https://www.akbild.ac.at/resolveuid/16397954eb1c54aaefbb8552fded6350
Rahmenprogramm zu den Ausstellungen:
https://www.akbild.ac.at/resolveuid/e415c49522ae9397975f485d8f262c5e
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