**H-I-T** [ESC] Sa, 17.12.2011, von 20.00 Uhr abends bis 8.00 Uhr früh 8 Komponist*innen, 48 Stücke, 88 Musiker*innen to be continuum

Reni Hofmueller reni at mur.at
Mo Dez 12 12:42:01 CET 2011


Sehr geehrte Damen und Herren, geschätztes Publikum!

Samstag, 17.12.2011 .- 20.00 - 8.00 früh
ESC im LABOR
Jakoministrasse 16, 1.Stock

Ich möchte Sie ganz herzlich zum Komponist*innen - kontinuum einladen.
http://esc.mur.at/to_be_continuum.html

12 Stunden lang durchgehend werden 8 Komponist*innen, die derzeit bei
Klaus Lang studieren, 48 Kompositionen und Improvisationen
präsentieren, mit der Unsterützung von 88 Musiker*innen.

Die Stücke werden in der Installation

Ars magna lucis et umbrae von 
MACHFELD [Sabine Maier | Michael Mastrototaro] und Norman T.White aufgeführt.
http://esc.mur.at/machfeld_ars.magna.html

Die 8 Komponist*innen sind:
Adam McCartney
Ailin Huang
Anna Kropfelder
Hristina Takovska
Ja Young Baek
Seongmin Ji
Young Na Kim
Yula Yu

das detaillierte Konzertprogramm finden Sie hier:
http://esc.mur.at/tobecontinuum.pdf

occupy time!
(klaus lang)

Man könnte sagen, daß der eigentliche Gegenstand der bildenden Kunst
die Erfahrung von Licht im Akt des Sehens ist, in Analogie dazu der
Gegenstand von Musik das hörende Erlebnis von Zeit. Die Zeit als das
eigentliche Material des Komponisten wird in einem der bedeutendsten
Werke des 20. Jahrhunderts zum "Thema" der Musik, eine Zeitangabe zum
Titel: John Cage's 4'33". 
In den letzten Jahrzehnten haben sich immer mehr technische Geräte
etabliert, die dazu geführt haben, daß unsere Zeit ständig für andere
verfügbar ist. Die Maschinen, die angeblich Zeit sparen sollen,
fressen immer mehr davon. Dieselben oder andere Geräte, die sogenannte
Unterhaltungselektronik sorgt dafür, daß unsere uns verbleibende Zeit
von anderen mit "Unterhaltung" angefüllt wird. Fast verloren gegangen
ist die Idee, sich Zeit zu nehmen, um sich ungehindert einer Sache zu
widmen. Aber tiefe Erfahrung - und darum geht es in der Kunst -
braucht, im Gegensatz zur Unterhaltung, das sich ganz Einlassen auf
eine Sache. Sie braucht Zeit.
Indem wir uns Zeit nehmen, zuzuhören, wird das Hören von Musik zur
Erfahrung von Zeit in ihren verschiedensten Qualitäten: gedehnte Zeit,
gestauchte Zeit, rückläufige Zeit, Fluß, Langeweile… Die Qualitäten
von Zeit werden erfahrbar, nicht nur die Quantität messbar. Und gerade
die Qualität ist die zentrale Kategorie der Kunst, nicht die Quantität.
In der Musik geht es darum, Zeitqualitäten zu erleben und nicht um die
Reduktion von Zeit auf ein "Zeitbudget". Kunst erschließt sich nicht
mit einem Denken, das reduziert ist auf quantitative Kategorien, die
dem darwinistisch-marktwirtschaftlichen Dogmatismus entstammen, der in
den letzten Jahrzehnten den römisch-katholischen abgelöst hat. Dieses
Denken, das in einer unablässigen Gehirnwäsche durch die Massenmedien
bis in die Begriffe unserer Alltagssprache vorgedrungen ist fordert
von den Menschen, dem Markt, als der neuen unfehlbaren allwissenden
Gottheit zu dienen, indem sie das heilige Gebot des Kampfes jeder
gegen jeden erfüllen. Künstlerische Qualität kann niemals einem
derartigen Denken entspringen, sie hat ihre Quelle in dem Streben nach
höchster Qualität um ihrer selbst willen: das Kunstwerk soll so gut
wie möglich werden, nicht besser als ein anderes. Kunst ist in ihrer
Geschichte sehr oft aus dem gemeinsamen Bemühen, aus gegenseitiger
Hilfe und Solidarität entstanden und nicht aus dem destruktiven Kampf
"jeder gegen jeden".
In einer Zeit, die wie kaum eine andere voher, von einem einzigen
Dogma beherrscht wird - eben dem, des heiligen Marktes - ist es die
einzige Überlebensmöglichkeit der Kunst undogmatisch zu sein.
Kunsthochschulen müssen Orte der Freiheit bleiben, an denen Wert nicht
definiert ist als Geldwert, in denen sich andere Formen des freien
Denkens etablieren können, die die Sicherheit des Musealen verlassen,
um sich auf das Risiko des Gegenwärtigen, des Neuen und daher nicht
kontrollierbaren einzulassen, denn das Neue und das Dogma schließen
sich aus. Eine Musikuniversität darf nicht verkommen zu einem
Ausbildungsbetrieb für funktionierende Musikautomaten, die möglichst
stromlinienförmig und reibungslos im Musikbetrieb funktionieren, quasi
als Reinigungskräfte zum Abstauben der musealen Musiktradition. 
Gerade eine Kunstinstitution muß ein Ort sein, für Menschen, deren
Ziel es nicht ist, fit zu sein für den Musikmarkt, die sich ihre Zeit
nicht wegnehmen lassen wollen, durch den Zwang ökonomisch nützliches,
am Markt benötigtes zu produzieren.
Besetzen wir wieder selbst das Wertvollste, über das wir verfügen -
unsere eigene Zeit.
(klaus lang)


Ars magna lucis et umbrae von 
MACHFELD [Sabine Maier | Michael Mastrototaro] und Norman T.White aufgeführt.
Die Ausstellung ist noch diese Woche 
von Dienstag - Samstag von 14.00 - 19.00 zu sehen.

Im Namen der ESC im LABOR möchte ich Sie gern zu unserer letzten
Veranstaltung 2011 am Samstag begrüßen.
Reni Hofmüller



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