+comunity+ [ml] Bericht vom zweiten Projektgruppentreffen
Martin Schitter
ms at mur.at
Mo Feb 12 19:51:01 CET 2018
Da es schon längst überfällig ist, hier der Bericht von
unserem 2. machine learning Vorbereitungstreffen am 8.2.2018.
Anwesend waren (im Uhrzeigersinn):
Maggie, Reni, Jogi, Adina, Christian, Jakob
Vorzustellen ist Christian Gölles, weil er neu hinzugestoßen ist.
Wer sich für seinen kreativen Hintergrund interessiert, sei auf die
webseite: http://gld-industries.com/dnl/ verwiesen.
Adina Camhy war auch das erste Mal dabei, dürfte aber als kürzlich
hinzugekommenes mur.at-Prasidiumsmitglied ein Begriff sein.
Leider hat sich Artemi - Maria Gioti diesmal leider
(http://www.artemigioti.com/about.html) kurzfristig entschuldigen
müssen, so dass wir vermutlich erst das nächste Mal in den Genuss
einer kurzen Vorstellung ihrer bisherigen künstlerischen Projekte im
ML-Umfeld aus dem Blickwinkel des musikalischen Schaffens kommen
werden.
## Allgemeines
Einleitend hat uns Jogi ein wenig von Behandlung des ML-Schwerpunkts
in der letzten mur.at-Präsidiumssitzung berichtet, und die Einladung
überbracht, bei der nächsten Präsidiumssitzung am 19.3 um 20:00, das
Projekt bzw. dessen Fortschritte in die andere Richtung zu präsentieren.
So weit es aber unsere Arbeitsgruppe selbst betrifft, bleibt es bis
auf Weiteres bei den wöchentlichen Arbeitstreffen:
der nächste Termin also:
Do., 15.2, 18:00, mur.at, Leitnergasse 7
## Strukturen
Im wesentlichen versuchen wir uns natürlich an jenen groben Fahrplan
zu halten, der bereits im offiziellen Projektantrag
bzw. mur.at-Jahresansuchen skizziert ist.
Im Laufe der nächsten zwei-drei Wochen sollten daher unsere
Vorstellungen bzgl. des geplanten "workshops" bzw. dem ersten Teil des
Gesamtprojekts konkretere Formen Annehmen.
In den letzten Wochen haben wir unsere Kräfte hauptsächlich darauf
verwendet haben, weitere Mitstreiter aus dem lokalen Umfeld für unsere
Sache zu gewinnen und aktive in die Mitgestaltung einzubinden. Je mehr
Interessierte und Fachkundige sich hier vor Ort zusammenfinden, umso
mehr Spielraum eröffnet sich, den Frühjahrs-workshop nicht nur als
Frontalunterricht und Entwicklungshilfe aus der Ferne umzusetzen.
Als Deadline für die Entscheidung im Hinblick auf den Hauptteil des
Projekts bzw. die abschließende Produktion in der zweiten
Jahreshälfte, haben wir nach ausschweifender Rekapitulation des
ursprünglichen Projektentwurfs, den symbolträchtigen
Stichtag: 21. Juni festgelegt.
## Kontakte und Anregungen
Damit auch die Namen möglicher weiterer Ansprechparter nicht gleich
wieder dem Vergessen anheimfallen, hier eine grobe Aufzählung samt
weiterführender Infos:
* Adrian Spataru -- TU machine learning group (http://www.mlgraz.at/)
[Von ihm gibt es mittlerweile ein äußerst positve Rückmeldung.
Er hat sich bereits nach dem nächsten Treffern erkundigt. :) ]
* Herbert Danzinger -- Er hat für Stefan Schmitzer "deep schmitzer"
(http://schmitzer.mur.at/deep-schmitzer/) realisiert und ist neben
seinen Aktivitäten beim verein https://www.graz.ai/ auch im Umfeld
des machine learnings beruflich forschend tätig.
* Ludwig Mohr -- TU Inst. für maschinelles Sehen
https://www.tugraz.at/institute/icg/research/team-bischof/people/team-about/ludwig-mohr/
* Andreas Zobel -- http://www.dustmap.org/
* Seppo Gründler -- FH Lehrender, Künstler und kritischer Geist.
http://gruendler.mur.at/
* Elena Peytchinska -- https://www.elenapeytchinska.com/
Weil es uns ja nicht nur um Technik, sonder vor allen Dingen auch
um Kunst und angemessene intellektuelle Reflexion gehen sollte.
* Nicolas Anatol Baginsky -- "The Three Sirenes" (vor allem hist.
interessant)
http://baginsky.de/agl/index.html
http://www.nb-instrument.com/
* Dorian Santner -- Langjähriger Blender-Usergroup-Aktivist und Gründer
der Software-Firma: http://www.providens.at
Für weitere Anregungen und Kontakte, wären wir aber auch weiterhin
allen hier Mitlesenden ausgesprochen Dankbar!
## Projektanregung: "Orchideen" (Dietmar Jakelly)
Wie schon bei unserem ersten Projekttreffen, wurde auch diesmal über
Jakobs Vorschlag, seine umfangreiche Bildersammlung von seltenen
Orchideen aus dem Adria-Raum zum Gegenstand unserer
praktisch-kreativen Annäherung zu machen, ausführlich diskutiert.
Auch wenn diese Blümchen auf den ersten Blick überhaupt nicht in
unser Vorhaben zu passen scheinen, entdeckt man in der Diskussion
recht schnell, dass sich hier jede Menge Anregungen und Parallelen
auftun, die faszinierend nah an unsere Fragen grenzen. Das Ganze ist
aber derart facettenreich und voller Überraschungen, dass auch ich
dazu -- ohne die sachkundige Hilfe vom Jakob -- höchstens ein paar
inspirierende Stichworte wiedergeben kann:
* Selbst unter Botanikern ist die Beurteilung und klare Zuordnung
derartiger Pflanzen an Hand ihrer äußeren Erscheinung nicht immer
einfach und unstrittig. Laufend werden in diesem Zusammenhang auch
neue Arten herausgelöst, beschrieben und eingeführt.
Eine Problematik, die unweigerlich Assoziationen zur visueller
Klassifizierung mittels deep learning software aufkommen
lässt. Nicht umsonst werden Übungsbeispiele, wie das maschinelle
Unterscheiden von Bildern, die jeweils Katzen oder Hunde zeigen,
oder die visuelle Zuordnung zu einer konkreten Hunderasse, gerne als
Beispiel in technischen Einführungskursen benutzt.
[Mittlerweile habe ich nun auch bereits 4200 Orchideenbilder vom
Jakob für eine derartige maschinelle Verarbeitung aufbereitet und
für unsere ersten Experimente praktisch zugänglich gemacht:
https://gitlab.com/mur-at-public/orchideen
Wie man sich an eine solche Aufgabenstellung technisch herantastet,
kann man z.B. den Tutorials: "Practical Deep Learning For Coders"
(http://course.fast.ai/start.html), aber auch vielen anderen
ähnlichen Einführungskursen, entnehmen.]
* Auch die Rolle der aus Kreuzung verschiedener Arten hervorgegangenen
Hybride, ist eine ausgesprochen spannende Sache, über die uns Jakob
eine ganze Menge zu erzählen wusste.
Daran anknüpfend haben die eher technisch orientierten Anwesenden
sofort über die Möglichkeit virtueller Generierung und Rekombination
bekannter Pflanzenbilder bzw. "fake science" nachzudenken begonnen.
Eine Aufgabenstellung, die vermutlich mit Hilfe von sgn. GANs
(Generative Adversarial Networks) verhältnismäßig einfach umsetzbar
sein dürfte.
* Dieses zugespitzte Spiel mit Ähnlichkeit, Nachahmung und Täuschung
findet sich aber bereits auch schon in der Natur. Gerade unter jenen
Orchideenarten, deren Bilder uns Jakob zur Verfügung gestellt hat,
finden sich einige, die zum Zweck der Fortpflanzung u.a. auch in
ihrer äußeren visuellen Erscheinung div. Insekten tlw. ähneln, um
sie anzulocken bzw. in subtilster Weise in die Irre zu führen.
Das erinnert stark an jene ausgefeilten Techniken, die uns auch im
Netz immer mehr mit möglichst treffsicheren individualisierten
Werbeeinblendungen und passenden weiterführenden Verweisen locken.
Derartiges wird aber in letzter Zeit auch in verschiedenen Formen von
"Adversarial Attacks" -- Techniken, die bilderkennende Apparaturen
und deren spezifischer Funktionsweise entgegenwirken und sie in
ihrem Urteils- und Vorhersagevermögen stören -- zusehends
thematisiert bzw. von Hackern unserer Tage in oft ausgesprochen
kreativer Weise durchgespielt.
Letztere Ansätze sind aber ziemlich kompliziert und erfordern ein
ungewöhnlich großes Maß an Einblick in die zu Grunde liegenden
Techniken. In diese Sphären werden wir mit unserem Projekt wohl eher
nicht gleich vorstoßen. Es verdient aber insofern Erwähnung, als
dieser Beschäftigung mit den im Inneren verborgenen Mechanismen, oft
auch genau jene Grenze markiert, die oberflächlichen Kitsch (ich
denke da an die beliebten "Style Transfer"-Spielereien u.ä.) von
ernsthafterer Reflexion und künstlerischem Anspruch trennt.
* Eine weitere Besonderheit im Zusammenhang mit Jakobs
Orchideen-Bildern ergibt sich schließlich auch noch aus der
Tatsache, dass seine Gattin, die Hilde Königshofer, eine begnadete
Zeichnerin ist, die sich schon lange mit dem Abbilden derartigen
Pflanzen beschäftigt. Das könnte im Rahmen unserer Bemühungen
interessante Gegenüberstellungen von technisch-maschinellen und
menschlichen Wahrnehmungs-, Strukturierungs- und Abbildunsgzugängen
erlauben.
Aber auch, wenn ich dieser Anregung von Jakob und all unsere daran
geknüpften Diskussionen hier derart umfangreich skizziere, soll damit
nicht der falsche Eindruck entstehen, dass wir uns damit bereits
weitestgehend festgelegt hätten. Vielmehr ist es als ein Beitrag im
gemeinsamen brain storming zu verstehen. Es ist zwar wirklich
faszinierend zu erleben, in welch anregender Weise diese Exkurse in
die Botanik unsere Debatten befruchtet hat, und die Sache eignet sich
ja auch wirklich hervorragend, um auch ganz praktisch ersten Schritte
in diesem Aufgabenfeld zu versuchen, trotzdem sollte man es besser als
Vehikel auf dem Weg einer langsamen gedanklichen Annäherung verstehen.
## Ausblick
Wenn alles gut geht, dürften am kommenden Donnerstag vermutlich Artemi
und Maggie wider ein wenig mehr über musikbezogene Zugänge zum
maschinellen lernen einbringen. Das betrifft einerseits jene etwas
anders gelagerten Techniken und Werkzeuge -- RNNs (Recurrent neural
networks) und LSTM (Long short-term memory) -- wie man sie im Umgang
mit zeitlich strukturierten Informationen gewöhnlich nutzt, vor allem
aber auch die Frage, was wir als Künstler in unseren jeweiligen
Arbeitsfeldern damit tatsächlich sinnvoll anstellen können?
Wie oben bereits erwähnt, sollten wir langsam zu konkretere
Vorstellungen gelangen, wie wir uns den geplanten workshop am
befriedigendsten vorstellen könnten? Ich wäre euch sehr verbunden,
wenn ihr euch darüber vorbereitend Gedanken machen könntet.
alles liebe
martin
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