+comunity+ Diaspora Pod
Martin Schitter
ms at mur.at
Di Dez 19 00:44:45 CET 2017
On 2017-12-18 18:17, Gernot Tutner wrote> Meine Intention:
> Wie bringt man Leute wieder raus aus Facebook?
lieber gernot!
ich bin mir nicht sicher, ob du mit so einer herangehensweise wirklich
vorbildlich lösungen erschließen wirst.
aus meiner sicht ist facebook nämlich nicht nur deshalb böse, weil es
mittlerweile zu einem moloch mit nahezu monopolistischen ansprüchen und
möglichkeiten herangewachsen ist, sondern weil es von allem anfang auf
genau dieses moment der *instrumentalisierung anderer* gesetzt hat.
was ich damit meine:
als besonders ungute daran empfinde ich vor allem die tatsache, dass man
dort immer von irgendwelchen anderen 'eingeladen' wird bzw. indirekt dem
[a]sozialen netz hinzugefügt wird, ohne das man gefragt wird od. wirksam
dagegen protestieren könnte.
auch wenn man dann letztlich von dieser aufforderung -- diesem *anstoß
(=push) von außen* -- keinen weiteren aktiven gebrauch macht -- nicht
anwortet --, ist man damit bereits als stummer teilnehmer der jeweiligen
strukturen erfasst, einbezogen und integriert!
diesen aspekt empfinde ich als derart ärgerlich, dass ich mir gar nicht
vorstellen kann, wie alternativen ansätze, die doch wieder nur diesem
vorbild nacheifern, es besser machen sollten?
für mich hat es also vielmehr mit der frage zu tun, wie wir uns
gegenüber den alltäglichen mutmaßung einer werbe- und
propagandamaschinerie positionieren, die in alle lebensbereiche
einzudringen versucht?
ob wir also die von ihnen aufgezwungenen maßstäbe und regeln akzeptieren
und in unser eigenes handeln übernehmen, oder eben doch weiterhin nach
antiquierten formen symmetrischer kommunikation -- "herrschaftsfreiem
diskurs" und dem vorbild des dialogs -- streben?
ich jedenfalls halte nicht viel davon, entsprechende fehlentwicklungen
und grundsätzliche missstände unreflektiert in die alternativkultur zu
übertragen.
wo es ums netz geht, bin ich weiterhin eher ein freund von
unaufdringlicheren publikationsformen -- büchern, die sich der leser
erst *aus freien stücken* aus dem regal holen muss, wenn er sich dafür
interessiert...
selbst das dezentrale moment würde ich dabei nicht vorschnell
überbewerten. mittlerweile würde es mir oft weit sinnvoller erscheinen,
wenn kollegen 'gitlab pages'
(https://docs.gitlab.com/ee/user/project/pages/index.html) statt mur.at
wordpress-instanzen zu diesem zweck verwenden würden, um auf diese weise
die tatsächliche robustheit, kurzfristige auslagerbarkeit und dezentrale
archivier-/replizierbarkeit entsprechender wissensbestände nach
möglichkeit zu maximieren -- oder einfach gesprochen: sich auch ganz
praktisch um möglichst große tatsächliche *unabhängigkeit* und
selbstständiger aneignung zeitgemäßer kulturtechniken bemühen würden.
liebe grüße
martin
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