+comunity+ Re: [Strategie] landeskulturholding die zweite

Christine Werner office at christine-werner.com
Mi Jan 28 12:17:54 CET 2004


  so gibt´s halt in jedem bereich experten. es stellt sich nur die frage, wann kunstschaffende endlich (gemeinsam und öffentlichkeitswirksam und solidarisch) zum kern kommen: es geht um die förderung zeitgenössischer kunst und was sie politisch wert ist. ob da irgendwelche kunstsachen in irgendwelchen häusern oder sonst wo vermarktet werden oder nicht, ist wieder etwas anderes. 
  wollen wir also eine kurze und entscheidende frage stellen:
  ist zeitgenössische kunst politisch was wert, wenn ja, wieviel (fakten und zahlen dürfte es wohl geben, zudem gibt es auch politische wertungen). ganz konkret. wenn nämlich ausschließlich der wirtschaftliche faktor (besucherInnenzahlen, beschaulichkeitsfaktor, tourismus etc.) zählt, dann wäre schließlich provokativ folgendes zu fordern: nur mehr werke von mindestens 50 jahre lang toten künstlerInnen zeigen (keine abgaben) und nach beliebtheitsquoten auswählen. entweder oder. wenn schon, denn schon. ich bin für radikale zuspitzung, denn die wirtschaftliche effizienz schaffen sie nämlich auch nicht (wenn es nur nach dieser ginge, also der kulturpolitische anspruch, jetztzeitkunst zu fördern, nicht gegeben ist)! von wirtschaft verstehen nichts, nur "wie verwirtschafte ich am besten in meine und in die taschen meiner seilschaften. aber das ist ja nicht unser thema, ob sie für alles zu blöd und dazu korrupt sind (jedenfalls nicht im kulturpolitischen "kampf"). wir sollten doch unser zurückdrängen und die zerschlagung unserer szene darstellen und öffentlichkeitswirksam bewußt machen. das einzige, was die politik schafft und auch gezielt fördert, ist ein aushungern jener, die sich künstlerisch mit den derzeitigen politischen und gesellschaftlichen systemen auseinandersetzen. das ist zwar nicht neu, aber unter dieser bundesregierung zum system geworden. dieses land ist ja ein einziger schweigezustand geworden! es reden nur mehr die regierungsautomaten!
  da hilft´s nix! wir müssen uns endlich und wirklich radikal organisieren und entsprechende aktionen machen. und zwar östeichweit, mit allen kräften und atypischen möglichkeiten, die wir haben (und das sind wahlich nicht wenige!!!) es betrifft alle. auch jene, die aus welchen gründen auch immer ihr recht auf meinungsfreiheit nicht wahrnehmen. 

  ----- Original Message ----- 
  From: Pavel 
  To: juergen.kapeller at tub.at ; straden.aktiv at styria.co.at ; strat at mur.at ; kig at mur.at ; comunity at mur.at 
  Cc: joerg.vogeltanz at chello.at 
  Sent: Wednesday, January 28, 2004 10:41 AM
  Subject: AW: [Strategie] landeskulturholding die zweite


  Ich bin net verwundert, allerdings gab es weder im landtag noch bei einem der öffentlichen auftritte der letzten zeit irgendeinen hinweis, dass das ding in dieser form und auf die schnelle unter der hand auf uns zukommt. Die printmedien haben sich ja vornehm zurückgehalten in derhoffnung auf medienpartnerschaftliche partnerschaft. Ausnahme: http://oesterreich.orf.at/oesterreich.orf?read=detail&channel=8&id=303583

  Bei gelegenheit, lieber jk, zeig ich dir das ganze papier und du wirst mir recht geben.

  -----Ursprüngliche Nachricht-----
  Von: Jürgen Kapeller [mailto:juergen.kapeller at tub.at] 
  Gesendet: Dienstag, 27. Jänner 2004 19:40
  An: 'Pavel'; straden.aktiv at styria.co.at; strat at mur.at; kig at mur.at; comunity at mur.at
  Cc: joerg.vogeltanz at chello.at
  Betreff: AW: [Strategie] landeskulturholding die zweite

   

  liebe leut....

   

  ähhhh

  wundert das wen?

  abgesehen von den details der kostruktion war das absehbar und ich hab schon mehrmals deponiert, was da kommen wird.

  Ich hätt zwar vermutet, dass man die 03-ges. weiterführen und damit betreuen wird, aber die hat ja inzwischen einiges an altlasten, die man besser nicht angreift sondern lieber unbeschwert in neuen institutionen geld vernichten geht.

  Die personen lassen sich ja ohnedies recyceln....

   

  aber eines stinkt mir schon lieber michi:

  das ist keineswegs das ergebnis, wenn wirtschaftsberater darüber nachdenken, sondern wenn tourismus-manager und politiker was bestimmtes wollen und dafür externe consulter benutzen.

  integre unternehmensberater sprechen eine andere sprache, aber das wird wohl daran liegen, das ich einer bin und die unterschiede sofort erkenne.

  Hier geht es genau um eine sache: macht und einfluss zu behalten und die verantwortung gegenüber der öffentlichkeit zuerst auf eine studie etc. und später auf irgendeine gesellschaft auslagern zu können.

  Nur aus diesem grund werden solche analysen gemacht und das ergebnis ist weitgehend vorbestimmt.

  Die ergebnisse sind darüber hinaus auch nicht wirklich anfechtbar, weil sie in dem engen scope, für den sie gemacht werden, ja auch richtig sind.

  Politik ist nun mal eine Willens- und Ermessensangelegenheit - politiker brauchen eben jetzt publicity und keine tollen nachrufe in 100 jahren...

   

  Meines erachtens gibt es nur eine sinnvolle möglichkeit, dem zu entgehen: Selbstorganisation und unabhängig von der politik aufsehenerregende dinge tun - das bewegt die leut mehr, als alles andere.

  Aber mit verlaub gesagt: soweit ich die szene kenne, wird sie nicht in der lage sein sich slbst zu organisieren, dazu gibt es zuwenig charakter in der szene.

  sorry.

  is leider so

  gute nacht graz..

   

  jk

    -----Ursprüngliche Nachricht-----
    Von: strat-admin at mur.at [mailto:strat-admin at mur.at]Im Auftrag von Pavel
    Gesendet: Dienstag, 27. Jänner 2004 15:51
    An: straden.aktiv at styria.co.at; strat at mur.at; kig at mur.at; comunity at mur.at
    Betreff: [Strategie] landeskulturholding die zweite

     

    Sorry, aber ich musste mich erst erfangen.

     

    Während sich die Szene mit Evaluierungsendergebnissen und deren Umsetzungen herumschlägt, wird im Hintergrund große Politik gemacht.

    Auf alle Fälle: Dem heutigen Standard entnehmen wir, dass Mag Bernhard Rinner zum Geschäftsführer einer neuen Kultur-Marketing-Service GmBH bestellt werden soll, ich habe versucht ihn zu erreichen, war nix.

     

    Nun: Aus den mir mittlerweile zugänglichen unterlagen geht in aller kürze folgendes hervor:

     

    Die Grazer Tourismus GmbH, der verein steirische Kulturveranstaltungen, die stadt graz, die steirische tourismus GmbH, das landesmuseum joanneum gmb, der steirischer herbst, die styriarte und die vereinigten Bühnen errichten eine gesellschaft mit beschränkter haftung als dachmarke. Diese setzten einen Kulturbeirat von 11-14 mitgliedern ein, der " das kultur- und marketingpolitische strategiebratungsorgan der gesellschaft ist" und sich aus den oben genannten zusammensetzt.

     

    Fazit: Es wird eine touristisch orientierte Dachmarke installiert und über den Content drübergestülpt ohne die vorhandenen Klein- und Mittelressourcen zu berücksichtigen, denn, und jetzt kommts:

     

    Eine Grazer Unternehmens- und Wirtschaftsberatungsfirma wurde beauftragt sich mit der "derzeitigen situation" auseinanderzusetzen, darin heißt es lapidar und in anspielung auf post03: Ab 2004 sind sowohl die stadt graz, sowie das land steiermark als auch die kulturträger mit der siutation konfrontiert, dass einerseits die hoteliers und zimmervermieter mit einem weiterhin hohen niveau der touristischen nachfrage rechnen, es aber andererseits keine sonderbudgets wie im jahr 2003 gibt. Die knapper werdenden mittel werden dringend zum betrieb der neunn einrichtungen (kunsthaus, literaturhaus, listhalle) benötigt)"

     

    Gefordert wird demnach: "überrregionales marketing und kulturveranstaltungen von überregionaler bedeutung.", kein wort von der Heterogenität und breiten Gefächertheit, kein gar nix.

     

    Diese überregionale Bedeutung stellen demnach sicher: "kunsthaus, vereinigte bühnen, styriarte, steirischer herbst, literaturhaus/forum stadtpark" (die beiden letztgenannten werden im text wirklich so bezeichnet!!)

     

    Dann folgt ne krude nicht nachvollziehbare "stärken/schwächen analyse, wobei ich mir das abmalen der größeren erspare:

    Bei Literaturhaus/forum stadtpark heißt es u.a. zB:

    "Stärken: neu adaptiertes gebäude.

    Schwächen: kultureller zugang für überregionale gäste und besucher schwer erkennbar (SIC!)"

     

    Das Horrorszenario der wirtschaftsprüfer: "die inhaltliche gestaltung", auf die jeder auf sich alleine gestellt ist führt zu "mehrgleisigkeit und damit zu unnötige kosten!" 

     

    Die Conclusio laut Gartler, Weber und Partner: 

    Die gemeinsame marketinggesellschaft soll die abstimmung der programme und inhalte bestimmen und ausgehend vom heurigen kulturbudget (!!) für die marketingmittel (ca. Euro 2 Mill.) um 2 geschäftsführer einsetzen zu können. Weiters sollen diese Mittel durch zuordnung der überregionalen mittel der bisherigen veranstalter aufgebracht werden."

     

    Was heißt das nun: Die Installierung erfolgt ohne den Miteinbezug vorhandener Ressourcen im Klein- und Mittelbau, sondern wird einfach drübergeschoben. Das bescheuerte Bild von der Kultur als Ancilla der Betriebswirtschaft wird schön langsam grausige Wahrheit. 

    Vollkommen unverständlich ist die Auswahl des Literaturhauses/Forum Stadtparks, Argument: als stärke "Segmente des Kulturbetriebes, die es sonst in dieser Form nicht gibt, Positionierung Literaturhaus und Franz Nabl institut gut vermarktbar".

     

    So siehts aus wenn Wirtschaftsberater über die Szene nachdenken, ohne das vorhandene Klima zu beachten, das man nähren sollte oder sich tiefer mit dem vorhandenen Potenzial auseinanderzusetzen.

    Das Forum, ich denke, dass die Betreiber nichts davon wissen, funktioniert als Alibikonstante, der Rest wird sich beim Programmmachen nach den Vorstellungen von WU-Abgängern richten müssen.

    Parole: Schaut, dass ihr euch in den Beirat reinreklamiert, rein sozialdarwinistisch gesprochen!

     

    Kaffee fertig und die Arbeit ruft

    schönen Nachmittag noch.

     

    michi petrowitsch

    ig kult stmk

     

     

     

     

     

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