+comunity+ Fwd: das steirische herbst dilemma ...

Winfried Ritsch ritsch at algo.mur.at
Sa Dez 11 18:34:17 CET 2004


Hallo,

Habe heute eine Stellungnahme von angeblich der freien-szene-graz bekommen, 
die hatten ja schon einige vermummte aktionen in graz und denke
das sollte ich euch mitteilen.

(Hintergrund: (denke ich mir) am 14.12. gibt es eine kulturrat sondersitzung 
zu dem thema, falls nochjemand infos  zum mitteilen hat bitte mir mailen, 
kann ich es ev. einbringen)

mfg winfried ritsch

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Subject: das steirische herbst dilemma ...
Date: Samstag 11 Dezember 2004 17:04
From: freie-szene-graz at nowhere.net
To: ritsch at mur.at

gebt uns den steirischen herbst zurueck - ein loesungsansatz zum dilemma sth!

(offener brief  - die freie-szene-graz)

abgesehen von den wirtschaftlichen debakel stellt sich die frage, was soll
 der sth leisten und was leistet er ?

- was soll der sth leisten ?

das missverstaendnis begann mit dem satz des intentaten "der steirische
 herbst hat keine heimat", denn der sth hatte immer schon eine heimat,
 naemlich graz. es ensteht der eindruck, der typisch fuer eine haltung von
 kulturmanager ist, sich auf seinen gebiet zu profilieren, ohne ruecksicht
 auf die stadt und deren kunstszene. das zentrum des sth war die stadt graz
 mit all seinen moeglichen veranstaltungsorten und -unorten und der sth
 sollte auch alle diese (in kooperation) bespielen.

der sth sollte die spitze der kunst, die avantgarde, abdecken und nicht
 traditionelle "touristische" oder konservativen kunstbegriffen gerecht
 werden. daher war der schritt den sth zu einer betreibergesellschaft einer
 halle zu werden, der schwerwiegendste (und auch folgen reichsten) fehlern
 und zeigt von arroganz und unverstaendnis des kunstprozess, kunstschaffen
 und dessen schnittstellen wie den festivals.

wir erinnern uns an den satz satz "es gibt keine freie kunstszene in graz"
 den herrn intendantinnen, den er nach einen jahr seiner taetigkeit
 verlautbarte und scheinbar daraus schloss nur seine bekannten und "freundes"
 einzuladen zu muessen.

dass in graz, nicht so wie in anderen staedten, die kunstszene sich in
 zentralen institutionen wiederfindet, sondern verteilt in kleinen kreisen
 existiert und sich hin und wieder durch kohlsprossen wirkungen hervortut,
 ergibt sich vor allem aus der geschichte, dass es in graz nie  autonome
 kulturzentren, wie zb: in linz die stadtwerkstadt, oder andere 
 selbstverwaltete kulturzentren in entsprechender groesse zu enstehen
 ermoeglicht wurde. gerade in einer solchen situation ist ein sensibler
 umgang mit der  internen stimmung bei den  kunstschaffenden und deren
 nahestehenden rezipientinnen wicht und es ist notwendig experimentelle kunst
 und auch risikoreiche veranstaltungen als identitaet der grazer kunsszene zu
 veranstalten. dies sollte  sich im festival sth realisiert werden. die
 sogenannte einbindung der lokalen szene wurde trotz gegenteiliger
 behauptungen der intentanz nie in diesem sinne vollzogen.

um es klar zu stellen, da es aus dem programm des sth nicht ersichtlich ist, 
 es gibt ausser musiktheater auch noch andere kunstsparten und diese wurden
 vom sth der derzeitigen intentanz nur elementar und halbherzig mit oft
 katastrophaler programmierung betrieben. und es gibt zusaetzlich zum sth
 schon ein festival fuer neue und experimentelle musik genannt musikprotokoll
 (mp), das eigentlich diese aufgabe innehat. da ist es nicht verwunderlich
 das das mp sich auf einen bereich zurueckzog, die keine neue musik im sinne
 von kammerkonzerten und orchester werken beinhaltet, denn es hatte dort
 keine chance gegen die die finanzuebermacht sth. zwar fuehrte es zu einen
 radikalen und fuer solche festivals in europa einzigartigen programmierung
 des mp, dennoch sollte auf lange sicht die agenten dort bleiben wo sie
 hingehoeren.

- die veroertlichung einer idee

dass die wagner-biro hallen fantastische auffuehrungsorte fuer
 kunstexperimente im off-bereich waren, drueckte unter anderem aus, dass sie
 an einen (staedteplanerisch gesehenen) unort von graz befanden und sich die
 muehe des weges lohnte in alten industriehallen mit entsprechender kulisse
 "subkultur-touch" zu rezipieren. das dort jedoch dann eine noble halle im
 charakter eines stadtzentrums gebaut wird, zeigt von einer sicht von graz,
 die sich nur auf die sicht der "von aussenkommenenden" erklaeren laesst,
 naehe bahnhof und einfach mit dem auto zu parken.

das eine auffuehrungshalle gebaut wurde die ziemlich genau der groesse der
 grazer oper entspricht und im wesentlichen dem gleichen zweck dient und
 schon vor der fertigstellung angeblich die beste akustik, was immer das ist,
  hatte, entspricht der idee einer "drive in oper", wie die von
 prognostizierte "mcdonald(drive-in)isierung" einer oper am rande von graz,
 wo sich hauptsaechlich die taxifahrer ueber erhoeten umsatz freuen. nur weil
 sich frau operndirektorin  weigerte, musik, die nach 1900 geschrieben wurde
 aufzufuehren, musste eine ersatzoper gebaut werden, ein teurer streit.

- medienwirksamkeit und kunstproduktion.

dass die nationale/internationale medienresonanz und politikerresonanz sehr
 gut war, zeigt herr intendant kann das, wie auch 2003 lorenz, naemlich
 medien einfangen. das es jedoch seit einigen jahren die demokratiepolitisch
 bedenkliche konstruktion der medienpartnerschaft mit den groessten zeitungen
 gibt, wo rezeption garantiert wird und diskurs ein von nahestehenden
 schreiberlingen bestellt wird, kann kunsterfolg und definition, was aktuelle
 kunst ist, nicht mehr von diesen abgelesen werden. dass die schnittstelle
 politiker-kunstorganisation in einer, von der oeffentlichkeit isolierten,
 rezeption inszeniert wird, zeigt das diese herren eine gute managerschule
 hatten. damit ist auch die fehlmeinung in dortigen bereich, dass der sth
 sich noch aktuellen kunstbegriffen, und stroemungen in der kunst der
 heutigen zeit bewegt und erfolgreich ist, zu begruenden. ansonsten sind
 themen wie zb: "3rd places", die seit jahrzehnten von architekturtheoritkern
 anders besetzt sind und wo dann vor leeren hallen in einen gebiet, das der
 sth als neues zentrum von graz definiert, dann populistische veranstaltungen
 versucht werden und das als kunst dargestellt wird nicht zu erklaeren. daher
 unsere empfehlung: "befreit die kunst des sth"


- loesungsansatz

wir stehen nicht an, eine loesungsvorschlag einzubringen, welcher der
 aktuellen finanziellen situation in graz rechnung traegt.

es gibt eine struktur die betreiber von auffuehrungsstaetten ist und
 vereinigte buehnen heisst. es gibt eine institution, die oper heisst, die
 eigentlich (auch)  musiktheater und neuen opern produzieren sollte. daher
 koennte dieser bereich dorthin uebersiedelt werden, wo auch eine schon
 existierende finanzielle bedeckung gegeben ist (am bestem mit herrn oswald
 als chef) und einer garantie mindestens eine neue oper mit
 kompositionsauftrag produzieren zu muessen und auch eine garantierte anzahl
 auftragswerke von sonsitgen an zeitgenoessische werken in diesem bereich.
 dann waere ca. 75% des budgets des sth fuer aktuelle kunst frei.

endlich den zweifelhaften ruhm des sth, als einziges  festivals europas von
 grossindustriellen nicht sponsoringgelder zu lukrieren, sondern diese zu
 sponsern, abzulegen und die listhalle (unsubventioniert) den festen dieser
 gesellschaftsschicht zu ueberlassen. das musikprotokoll mit entsprechenden
 mittel aufzustocken um experimentelle musik zu festivalisieren und den
 steirischen herbst wieder zu den kernkompetenzen und dessen intention
 zurueckzufuehren, was er sein sollte. ein festival der avantgarde, eine
 identifikation des kunstschaffens unserer zeit ausserhalb eines
 populistischen zwanges und damit die festigung der kunstproduktion in graz
 und die attraktivitaet von graz fuer (ueber)lebende kuenstler.


dfsg




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