[Brandschutz-info] Projektionen zum 10. Mai

Information über die Projektionen zum 10. Mai von Hans Nevídal brandschutz-info at lists.mur.at
Sun May 3 16:18:45 CEST 2020




projektionen zum 10. mai  
vierunddreißig aktionen von hans nevídal  
vom 10. Mai 2000 bis zum 10. Mai 2033 (jeweils 22 h) 
an den fassaden der deutschen nationalbibliothek in frankfurt

https://www.youtube.com/channel/UCpYdQPs4DZOXRV7yw6PfP9A/featured <https://www.youtube.com/channel/UCpYdQPs4DZOXRV7yw6PfP9A/featured?fbclid=IwAR2W27to6FZbqTQxUxK_aAbFpDOw_yHQkroMfj6cmABx23r83rQET-4m0jk>

da dieses jahr größere menschenansammlungen wegen der corona-pandemie nicht möglich sind, wird die projektion chinesischer brandschutzfilme an die fassade der deutschen nationalbibliothek am 10. mai ab 22:00 uhr live im netz übertragen. anschließend wird chris hables gray (santa cruz, ca) auf basis seines referates von 2014 unter dem titel virus is a language diese entwicklung in einem livestream kommentieren (ab etwa 22:20).

behördliche verwarnung: wir wünschen, dass sie sich beruhigen und sorgfältig nachdenken, und möchten sie ernsthaft warnen: wenn sie weiter halsstarrig bleiben, ihre vergehen nicht bedauern und mit diesen illegalen aktivitäten fortfahren, werden sie strafrechtlich zur rechenschaft gezogen – haben sie das verstanden?
li wenliang: ich habe verstanden.

die dringlichkeit gebietet, die behandlung der emotionellen pest* unbedingt fortzusetzen.
die pandemische ausbreitung von SARS-CoV-2 (höchstwahrscheinlich ausgehend vom wuhan jianghan center for diseases control & prevention [WHCDC])** führt nicht nur zu einer großen wirtschaftskrise, sondern auch ausgehend von der volksrepublik china zu einer weltweiten einschränkung aller freiheiten – von der freien rede und meinungsäußerung bis hin zu einer ungeahnten ausbreitung von überwachung und kontrolle der bürger: pandemic mind control. 

in china diktiert big brother xi jinping durch neue mediale techniken die realität (und geschichte), um von seinen bürgern geliebt zu werden. auf diese entwicklung wird chris hables gray in seinem kurzen referat hinweisen.


umerziehungslager in xinjiang (offiziell / euphemistisch: „berufsbildungszentren“)


nevídal: ich wollte schon in der aktion 2016 ausgehend vom zwischenfall am 35. mai 1989*** auf die abartigkeit der chinesischen diktatur hinweisen. gehirnwäsche****, new speak, alternative fakten*****, soziale kontrolle und überwachung kennzeichnen die volksrepublik china und breiten sich durch COVID-19 auf die ganze welt aus. (ich habe aus aktuellem anlass die damalige politische situation in österreich thematisiert. je länger ich jedoch die brandschutzfilmaktion betreibe, umso beängstigender wird die situation weltweit. ich könnte eigentlich jedes jahr brandschutzfilme aus fast allen ländern der erde zeigen.) 

* das gesamte projekt nevídals ist von doppelbödigen begriffen durchzogen: so wie nevídal es versteht, bedeutet die pandemie der emotionellen pest totalitarismus bzw. faschismus. der paranoide begriff stammt von wilhelm reich, dessen bücher 1933 von den nationalsozialisten (der deutschen studentenschaft) und in den ausgehenden 50er jahren von der US-regierung (der U.S. food and drug administration) verbrannt wurden. 

** …wenn es [das erstmalige auftreten] jedoch aufgrund schlampiger praktiken an der wuhaner zweigstelle des chinesischen zentrums für seuchenkontrolle und -prävention zustande kam, ist das noch schlimmer. es ist schlicht verrückt, die forschung an potenziell tödlichen zoonosen wie dem coronavirus mitten in einer riesigen metropole wie wuhan zu betreiben. 
niall ferguson: sechs fragen zum coronavirus an xi jinping in NZZ/feuilleton. siehe auch: https://img-prod.tgcom24.mediaset.it/images/2020/02/16/114720192-5eb8307f-017c-4075-a697-348628da0204.pdf <https://l.facebook.com/l.php?u=https%3A%2F%2Fimg-prod.tgcom24.mediaset.it%2Fimages%2F2020%2F02%2F16%2F114720192-5eb8307f-017c-4075-a697-348628da0204.pdf%3Ffbclid%3DIwAR3-cMcuLZuvsrOxstv_NI_A6QliZXpLXSW09IK1MhP0vnRHVWxND65o3Og&h=AT3gxH4tz16OjMUA_YMSOiox7VU2Sw0Z4eIHte7EnSjCjBIkv1VZ0JiqPDSlBud73lhsRLYEZMr3rp26kBTpzRn6KsSZ9nA2ds_1B7p5d6geDC8TXlFaoBZkssgKjKcVMjqytDY>

*** bezeichnung für das tian'anmen-massaker. mit dem nicht existenten datum wurde versucht die chinesischen zensurbots zu überlisten.

**** das wort gehirnwäsche wird auf den englischen begriff brainwashing zurückgeführt. brainwashing ging durch einen artikel „brain-washing tactics force chinese into ranks of communist party“, der 1950 in miami news erschien, in den englischen sprachschatz ein. es handelt sich um eine übersetzung aus dem chinesischen 洗腦, 洗脑 (pinyin: xǐnăo), das wörtlich „gehirn waschen“ bedeutet. der ausdruck ist in china im zusammenhang mit den befragungs- und foltermethoden an den gefangenen des koreakrieges aufgekommen. 

***** vor donald trump einfach als lügen bezeichnet.





Hans Nevídal beginnt am 10.5.2000, etwa zum Zeitpunkt des Autodafés* vom 10.5.1933, mit der Projektion von Brandschutzfilmen (Filmen des technischen Brandschutzes) an die Fassade der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main und setzt diese 2001 am Bücherturm in Leipzig fort. Die letzte Aktion wird 2033 stattfinden. 

Diese 34 Aktionen wurden bisher von zwei Symposien in der Galerie für zeitgenössische Kunst Leipzig begleitet: 
2009 Peter Glaser: Die kalte Bücherverbrennung, Digitalisierung / Datenverlust,
Marc Ries: Das brennende Bild, Bilderverbrennung / Bücherverbrennung,
2011 Zum Wandel der Zensur im Spannungsfeld zwischen Leaks, Journalismus und
neuen Medien mit Siegfried Lokatis, Bodó Balázs und Andy Müller Maguhn,
kuratiert von Eva Ursprung.

In Frankfurt wird die Aktion in unregelmäßigen Abständen von performativen Vorträgen begleitet, die zusammen das Symposion an der Tankstelle bilden:
2010 Marc Ries: Das brennende Bild
2014 Chris Hables Gray: Burning Books, burning Bodies, burning Minds
2016 Andreas Hansert: Bücherverbrennung als Event am 22. Mai 1933 auf dem Schlossplatz in Offenbach

Nevídal stellt das Projekt erstmals 2007 mit dem Vortrag similia similibus curare im Frankfurter Kunstverein zur Diskussion. Er beruft sich dort auf Paracelsus, der 1527 in Basel den canon medicinae von Ibn Sina (oder ein anderes medizinisches Kompendium) ins Johannisfeuer warf.

Historischer Zusammenhang und lokaler Bezug:
Die erste Bücherverbrennung großen Ausmaßes wird von Yíng Zhèng (秦始皇帝), dem Einiger Chinas, im Jahre 213 v. Chr. überliefert. Der bekannteste Fall von Bücherverbrennungen in der Antike ist die Zerstörung der großen Bibliothek von Alexandria. Die Vernichtung bedeutender Bestände als Kollateralschaden bei der Eroberung der Stadt durch Cäsars Truppen ca. 47 v. Chr. erinnert frappant an die Brände der Irakischen Nationalbibliothek und der Al-Awqaf Bibliothek 2003. Mit der wohl endgültigen Zerstörung der Bibliothek von Alexandria um das Jahr 400 und der folgenden bestialischen Ermordung der Philosophin Hypatia beginnt das Zeitalter der christlichen Scheiterhaufen. Nach der Einführung des Buchdruckes kommt es 1559 zur Erstellung des index librorum prohibitorum** und in der Folge zur Gründung der Kongregation für die Glaubenslehre. 

Die Veranstalter der Bücherverbrennung vom Mai 1933 nennen meist zwei Ereignisse als Vorbild: Als Reaktion auf die Hinrichtung seiner Bücher verbrannte Luther 1520 in Wittenberg die Bannbulle des Papstes und ein Exemplar des corpus iuris canonici. 1817 feierten Studenten der deutschen Universitäten auf der Wartburg in Thüringen mit einer Bücherverbrennung den „Geburtstag des Glaubens und der Freiheit“. Beide Ereignisse illustrieren die Geschichte des deutschen Antisemitismus.
1820 schrieb Heinrich Heine „Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“ Er nahm Bezug auf die Verbrennung islamischer und arabischer Texte in Granada 1499 durch die Inquisition.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 rief die Deutsche Studentenschaft zu einer Verbrennung „zersetzender jüdischer und marxistischer Schriften“ auf. Vom 10. Mai bis 21. Juni 1933 (wegen des extrem starken Regens ein längerer Zeitraum) wurden an vielen Orten in Deutschland öffentlich Bücher verbrannt: mit Duldung der Behörden, sogar begleitet von Polizei und Feuerwehr, verbrannten nationalsozialistische Studenten, SA & SS und ihre Anhänger auf dem Opernplatz in Berlin und vielen anderen deutschen Städten zehntausende Bücher. In der Folge wurden anhand Schwarzer Listen die deutschen Bibliotheken von „undeutschen“ Schriften gesäubert. 

* Autodafé wird ebenso wie Inquisition seit dem 18. Jahrhundert verwendet und bedeutet Glaubensgericht.
** auf diesen Index berief sich Goebbels 1933 bei der Erstellung der Schwarzen Listen.


Hans Nevídal
* 29.3.1956 in Wien. Als Experimentalgrafiker erforscht er das weite Feld der Drucktechniken und in seiner konzeptuellen Arbeit soziale Prozesse und Beziehungen. Ein wesentlicher Aspekt seiner Arbeit ist das Interesse an den „blinden Flecken“ unserer Wahrnehmung – Dingen, die wir lieber ausblenden, nicht sehen wollen – aber durchaus auch an Sachverhalten, die so offensichtlich sind, dass wir sie nicht mehr bewusst wahrnehmen oder hinterfragen.
Nevídal: Ich sehe das Anliegen prophylaktischer psychosozialer Hygiene im Vordergrund. Dies ist durchaus doppelbödig gemeint, da manche das Vernichten von „zersetzenden Schriften“ auch als Akt der Prophylaxe und der sozialen Hygiene sehen! 

Chris Hables Gray is lecturer and Fellow at the University of California at Santa Cruz (2005-Present), where he earned his doctorate from the History of Consciousness board of studies in 1991. He earned his Bachelor’s of Arts degree with the Interdepartmental Major “Human Values and Social Change” from Stanford University in 1975.
Hables Gray has been studying the social, political, and artistic implications of cyborgization and other hybrid systems for the last 30 years: The Cyborg Handbook (ed.), Postmodern War, Cyborg Citizen, and Peace, War and Computers. Currently he is researching the political economy of Big Data; social media and social change (especially in Egypt, Spain and the U.S.); information theory (for Infoisms-Aphorisms on Information); and evolution (for a book, Taking Evolution Seriously). He co-edited a special issue of Teknokultura on Cyborgs, art, power and identity and has been involved in many exhibitions on cyborgs and art. His artistic practice is focused on information intensive art works where data and aesthetics meet.

Organisation: Annette Gloser


Kontakt Hans Nevídal:
tel. 0043.664.73156565
minimal at gmx.at <mailto:minimal at gmx.at>

Auf <http://brandschutz.mur.at <https://l.facebook.com/l.php?u=http%3A%2F%2Fbrandschutz.mur.at%2F%3Ffbclid%3DIwAR3As9r3hdccIOs1CbflqzbagINlUURTxn9qUvT_lyIVcbG1idVexS8HUww&h=AT1_TO6LgiuYZeQOvvgzckbRkF9Q6WmXRAfYSlkm45j6F5hkAmZoj7VhMX0YQjgkiGmb1PWBqCtD69hY5tbPk07lnoUo86Nnu_ZSqqrHnv21CffmZnSgRv5pUKjZQZlSaX4akUo>> gibt es Fotos und Texte zu den bisherigen Aktionen zum Download.
Dropbox: https://www.dropbox.com/sh/3a89e3adr36fo25/AACgAotv8VsGQYnDp4Z-Kx00a?dl=0 <https://l.facebook.com/l.php?u=https%3A%2F%2Fwww.dropbox.com%2Fsh%2F3a89e3adr36fo25%2FAACgAotv8VsGQYnDp4Z-Kx00a%3Fdl%3D0%26fbclid%3DIwAR064zdcuUOPCBbzz8y3evWqwtB7ZsYlyG2i_0BIQlVsLc6j7SLc07OgKJ8&h=AT0zdlg3mrCBfiEa0XwO0iPuwk1-ri1k9ZZi8Jq2A_h9M_uUFSDWoIjtnB1XrfWPoHsq9GnHPoXe2Pojx_IeX92_WHGSl_5IBvWwfIj7i8K-TbX98IfPS2sqf6cWE0EyXEZLBwA>
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