<html>
<head>
<meta http-equiv="content-type" content="text/html; charset=utf-8">
</head>
<body text="#000000" bgcolor="#FFFFFF">
<font face="Times New Roman, serif"><font size="3"><i>liebe
leute,<br>
</i></font></font> <br>
<font face="Times New Roman, serif"><font size="3"><i>der
neue call for papers – diemal in form einer etwas
umfangreicheren
auseinandersetzung mit den aktuellen zuständen – ist da und er
fordert, neben der einhaltung des redaktionsschlusses am </i></font></font><font
face="Times New Roman, serif"><font size="3"><i><u><b>8.
august 2018 </b></u></i></font></font><font face="Times
New Roman, serif"><font size="3"><i>(text
(für print max. 8000 anschläge), bild, sämtliche genres), ganz
unmissverständlich eines:</i></font></font><br>
<br>
<div align="center"><font face="Times New Roman, serif"><font
size="3"><b>SOLIDARITÄT</b></font></font><br>
</div>
<br>
<div align="justify"><font face="Times New Roman, serif"><font
size="3">Ist
es wirklich soweit, dass auf einem zentralen Platz mitten in
Europa
ein enthemmter Mob ungehindert „Absaufen!“ in Richtung eines
Schiffes mit gerade aus dem Wasser geretteter Menschen brüllt?
Rührt
es gar nicht, wenn Babys hinter Gittern gellend weinen, weil
sie kurz
zuvor aus den Armen ihrer Mütter und Väter gerissen wurden?
Wird
tatsächlich einfach zugeschaut, wie im viertreichsten Land der
EU
wieder Arbeitszeiten wie vor 100 Jahren zugelassen werden?
Kümmern
die Leichen von Ertrunkenen, mit denen die Badestrände des
Kontinents übersät sind, niemand mehr? Und schert es keinen,
wenn
wieder Registrierungslisten gefordert und angefertigt werden,
für
Roma und Sinti, Jüdinnen und Juden, Homosexuelle und Menschen
mit
Behinderung? Wie lange schon werden die Lager, die Todeszäune,
die
Schießbefehle nicht nur ignoriert, sondern befürwortet?</font></font><br>
<br>
<font face="Times New Roman, serif"><font size="3">Nur
das Fehlen jeglicher Empathie macht so etwas möglich und es
gründet
auf das Fehlen jeglicher Solidarität.</font></font><br>
<br>
<font face="Times New Roman, serif"><font size="3">Dieses
gänzliche Fehlen ist das Ziel, seine Erreichung nicht mehr
weit.
Längst wird die soziale Frage wieder durch die nationale
ersetzt.
Sie machen es zu einer Frage der Herkunft und meinen eine
Frage des
Besitzes. So werden tatsächliche Grenzen verschleiert – jene
zwischen Opfern und Täter*innen, zwischen jenen, die Leid
erfahren
und denen, die es verantworten. So bricht man Solidarität am
effektivsten.</font></font><br>
<br>
<font face="Times New Roman, serif"><font size="3">Denn
das ist es, worauf jede Diktatur, historisch wie aktuell,
aufbaut:
die absolute Verneinung und Verhinderung von Solidarität.
Zuerst
durch die Zerschlagung demokratischer Strukturen bei
gleichzeitig
konsequenter Umkehr ihres Wertesystems, denn Solidarität ist
die
wichtigste Stütze der Demokratie und die größte Gefahr für die
Diktatur – ein Miteinander akzeptiert keine Allmacht.
Solidarität
begründet Empathie und umgekehrt. Wer wissen will, was es
bedeutet,
wenn Menschen diese Empathie abhanden kommt, braucht nur
Mauthausen
zu besuchen. Oder Auschwitz. Oder Treblinka. Oder. Es ist das
Ende
von Menschlichkeit, von Menschsein. Denn an letzter Stelle
dieses
Umbaus steht der radikalste Schritt: Die Entmenschlichung all
derer,
die nicht in diese autoritäre Erzählung passen bzw. die, aktiv
oder
angesichts ihrer Situation, ein Verhalten, eine Haltung,
einfordern,
die diesem System der ausschließlich materiellen
Profitmaximierung
diametral entgegensteht: Mitgefühl. Hilfsbereitschaft.
Humanität.
All das stellt eine absolute Widerlegung der systematischen
Diktatur
des Profits dar, muss ergo eliminiert werden. Das bedeutet
Vernichtung. Die Bereitschaft dafür wird durch konsequente
Entmenschlichung geschaffen. Nur so lässt sich Empathie
verhindern –
durch die menschliche Entwertung des Gegenübers.</font></font><br>
<br>
<font face="Times New Roman, serif"><font size="3">An
diesem Wendepunkt befinden wir uns.</font></font><br>
<br>
<font face="Times New Roman, serif"><font size="3">Aber
wer zum Teufel ist dieses suggerierte „wir“? Die Besitzenden,
die
Freien, weil sie zufällig mit dem richtigen Reisepass an der
Nabelschnur aus der Vagina gepresst wurden? Wenn nur mehr das
Recht
des Stärkeren gilt, haben am Ende alle verloren. Worauf hofft
jemand, der das befürwortet? Dass er oder sie dieses Ende
ohnehin nicht mehr erlebt? Dass es sie/ihn eben doch nicht
trifft?
Weil dieses „wir“ davon ausgeht, dass die Zielfernrohre „nur“
gegen „die anderen“ gerichtet sind? Das „wir“ einer Diktatur
definiert sich nicht über ein gemeinsames Miteinander, sondern
einzig über den Ausschluss. Dieser manifestiert sich in der
Entwertung, Entmenschlichung der Ausgeschlossenen. Darin liegt
die
ganze Gewalt. So wird Vernichtung sagbar, denkbar, machbar.</font></font><br>
<font face="Times New Roman, serif"><font size="3">Wie
mit der Frage: „Oder sollen wir es lassen?“ auf der
Politikseite
einer der wichtigsten deutschsprachigen Printmedien über einem
Foto
eines Bootes voller Menschen in Rettungswesten. Einmal mehr
sind es
nicht zuletzt, sondern zuerst Medien und Kulturinstitutionen,
die
diese Erzählung der Vernichtung weitertragen, verschärfen –
oder
brechen.</font></font><br>
<br>
<font face="Times New Roman, serif"><font size="3">Wenn
die </font></font><font face="Times New Roman, serif"><font
size="3"><i>ZEIT
</i></font></font><font face="Times New Roman, serif"><font
size="3">die
Frage „Oder sollen wir es lassen?“ stellt, zeigt sich, wie
weit
der Wechsel der Koordinaten schon vollzogen ist. Die Barbarei
ist im
sichtbaren Herzen des öffentlichen Systems angekommen, jenes
Systems, das Werte definiert. Auch jene, die dem Mob in der
Dresdner
Innenstadt fehlen, wenn er „Absaufen!“ skandiert. Und die die
österreichische Bundesregierung nie hatte, wenn sie
Folterlager,
unmenschliche Arbeitszeiten und Nazi-Parolen vertritt.</font></font><br>
<br>
<font face="Times New Roman, serif"><font size="3">Ja,
es stimmt. Demokratie bedeutet, dass alle Meinungen,
Positionen,
Diskussionen zulässig sind und ausgesprochen werden dürfen.
Das
muss Demokratie aushalten und aus dem Diskurs gestärkt
hervorgehen.
Aber im Gegensatz zu all den Grenzen, die gerade zwischen
Menschen
und Ländern gezogen werden, werden die wichtigsten und
notwendigsten
Grenzen zunichte gemacht: jene des Menschseins.</font></font><br>
<font face="Times New Roman, serif"><font size="3">Diese
Grenzen sind unverhandelbar: die der Humanität, der
Menschenwürde
und -rechte, die der Mitmenschlichkeit und – der Solidarität.
So
wie es keine Meinungen zu Naturgesetzen geben kann, stehen
diese
Grundlagen menschlichen Zusammenlebens nicht zur Debatte.
Niemand
käme auf die Idee, ernsthaft in Frage zu stellen, ob die Erde
rund
ist oder nicht vielleicht doch eine Scheibe sein könnte, oder
ob die
Gravitationsgesetze noch gelten. Es doch zu tun, würde zwar
nicht
von überbordender Intelligenz zeugen, aber zumindest keinen
moralischen Schaden verursachen bzw. im besten Fall durch die
wiederholte Beweisführung des Gegenteils einen
bildungspolitischen
Auftrag erfüllen. Wer jedoch Humanität in Frage stellt,
betreibt
keine Grundsatzdiskussion. Er betreibt die Enthumanisierung
unserer
Gesellschaft und damit ihren Untergang. (Wolfgang Luef, </font></font><font
face="Times New Roman, serif"><font size="3"><i>SZ-Magazin</i></font></font><font
face="Times New Roman, serif"><font size="3">)</font></font><br>
<br>
<font face="Times New Roman, serif"><font size="3">Wenn
Medien darin keinen Skandal mehr sehen und statt Titelseiten
kaum
mehr eine Randspalte dafür erübrigen, sind diese Grenzen
bereits
überschritten. Wenn ruhig zugesehen wird, wie der radikale
rechte
Medienmogul Steve Bannon offen ankündigt, die kommenden
Europawahlen
zu manipulieren, er damit auf keinen nennenswerten Widerstand
stößt,
sondern im Gegenteil der österreichische FPÖ-Delegationsleiter
Vilimsky im Europaparlament „punktuelle Kooperationen nicht
ausschließt“, offenbart sich das Ausmaß des politischen
Desasters.</font></font><br>
<font face="Times New Roman, serif"><font size="3">Der
Weg dorthin wurde und wird bereitet, wenn kritische
Publikationen und
ihre Verfasser*innen Ziel von politischen Attacken werden,
Öffentlich-Rechtlichkeit in Frage gestellt wird und
nicht-kommerzielle Medien finanziell und strukturell unter
Druck
gesetzt werden.</font></font><br>
<br>
<font face="Times New Roman, serif"><font size="3">Angesichts
dieser Lage geht es so entschieden wie nie zuvor darum, ob
sich
Medien und Kulturinstitutionen in den Dienst dieser
faschistischen
Wende (Finton O'Toole, </font></font><font face="Times New
Roman, serif"><font size="3"><i>Irish
Times</i></font></font><font face="Times New Roman, serif"><font
size="3">)
stellen – oder dagegen. Der tatsächliche Zustand der
Demokratie
wird darin erkennbar werden, ob ein solches Dagegen noch
möglich
ist. Oder ob es systematisch verhindert wird.</font></font><br>
<font face="Times New Roman, serif"><font size="3">Daran
kann die Tragfähigkeit demokratischer Strukturen gemessen
werden. In
ganz Europa und bis in die kleinste seiner Städte. Denn nicht
zuletzt an den lokalen Entscheidungen zeigt sich, wieviel
Demokratie
tatsächlich wert ist. An den Entscheidungen von Akteur*innen
vor
Ort, von Kurator*innen, Beamt*innen, Aktivist*innen,
Lokalpolitiker*innen, aber genauso von Kulturschaffenden,
Journalist*innen, Wissenschafter*innen und Künstler*innen,
sowie von
allen Bürger*innen – denn diese Entscheidung können sie
treffen. Können wir treffen. Denn das ist es, was dieses „wir“
ausmacht: Wir haben die Wahl – aber wir haben sie nur zusammen
mit
jenen, die sie gerade nicht haben. Weil sie nicht zu den
Besitzenden,
den Freien, den Mächtigen zählen, weil ihnen die Wahlfreiheit
genommen wurde oder sie sie nie hatten, weil sie zufällig mit
dem
falschen Reisepass an der Nabelschnur aus der Vagina gepresst
wurden.</font></font><br>
<br>
<font face="Times New Roman, serif"><font size="3">Sich
mit allen Mitteln gegen autoritäre Manöver jeder Ausprägung zu
stellen, ist nicht nur moralische Pflicht, sondern schlichtweg
bitterste Notwendigkeit. </font></font><br>
<font face="Times New Roman, serif"><font size="3">Das
gilt für Politiker*innen aller Ebenen, die demokratisch
gewählt
wurden, um das Leben aller zu verbessern und dafür eine
Verantwortung tragen, die weit über ihre Funktionsperiode
hinausreicht.</font></font><br>
<font face="Times New Roman, serif"><font size="3">Das
gilt für Medien, die sich nicht in den Dienst zerstörerischer
Propaganda zu stellen haben, sondern mit allen Mitteln dagegen
arbeiten müssen. Daraus beziehen sie ihre einzige
Legitimation.</font></font><br>
<font face="Times New Roman, serif"><font size="3">Das
gilt für jede und jeden Einzelnen, in jedem persönlichen
Gespräch,
in jeder Entscheidung, in jeder Handlung. Klar, deutlich,
unmissverständlich. Und jede*r Einzelne trägt die
Verantwortung,
dasselbe von Politik und Medien einzufordern. Nicht nur am
Wahltag
alle vier oder fünf Jahre, nicht nur beim kurzen Blick in die
Facebook-Timeline oder auf den privaten Kontoauszug.
Demokratie und
Menschlichkeit sind Lebensgrundlagen, für alle. Dafür gilt es
zu
kämpfen, jeden verdammten Tag.</font></font><br>
<br>
<font face="Times New Roman, serif"><font size="3">Eines
steht fest: Gewinnen lässt sich all das nur solidarisch.
Miteinander. Und radikal empathisch.</font></font><br>
<br>
<br>
<br>
</div>
<font face="Times New Roman, serif"><font size="3">Die
</font></font><font face="Times New Roman, serif"><font size="3"><i>ausreißer</i></font></font><font
face="Times New Roman, serif"><font size="3">-Redaktion
<br>
<br>
</font></font>
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