Es muss doch möglich sein, Geschichte anders zu erzählen. Diese
Vorgabe könnte als Leitlinie im Werk von Laura Huertas Millán gelesen
werden. Die gebürtige Kolumbianerin studierte am Studio Le Fresnoy und
an der École des Beaux Arts in Paris, bevor sie von 2014 bis 2017 an dem
von Lucien Castaing- Taylor gegründeten Harvard Sensory Ethnography Lab
teilnahm, dessen Fokus auf nicht-diskursiven Formen für experimentelle
Ethnografie liegt. „Ethnographic Fiction“ ist der Begriff den Huertas
Millán für ihre Arbeitspraxis wählt und der Exotismus, Ethnografie und
Anthropologie in eine dynamische nicht ruhende Wechselbeziehung stellt.
Ihre Filme lassen sich als vielgestaltige Herausforderungen lesen,
herkömmliche Betrachtungsmuster zu hinterfragen bzw. neu zu justieren.
(Dietmar Schwärzler)
18:00 Uhr – Programm 1
AEQUADOR [2012, 19 min]
BLACK SUN [2016, 43 min]
THE LABYRINTH [2018, 21 min]
Wie schreibt sich Architektur in eine Landschaft ein und in welchem
Verhältnis steht diese zu den Bewohner*innen? Dieser Frage gehen sowohl Aequador als auch The Labyrinth nach, die beide im kolumbianischen Amazonasgebiet angesiedelt sind. Während Aequador
die Kolonialgeschichte in den Wäldern Lateinamerikas anhand von
modernistischen Bauten wachruft und in ein Science Fiction Setting
verwandelt, stellt The Labyrinth die Ruinen der Villa des
kolumbianischen Drogenbarons Evaristo Porras ins Zentrum, die eine
exakte Imitation der „Dynasty“-Mansion der Carringtons darstellt, eine
der bekanntesten TV-Serien aus den 1980er Jahren. Black Sun
zeigt eine konfliktreiche Familiengeschichte, verknüpft Autoethnografie
mit Fiktionalität, in der ein Suizidversuch der Protagonistin die
innerfamiliären Rollen neu befragt. (ds)
21:00 Uhr – Programm 2
LA LIBERTAD [2017, 30 min]
JENY303 [2018, 7 min]
JIIBIE [2019, 24 min]
Die Freiheit abseits ökonomischer oder gesellschaftspolitischer Zwänge
über das eigene Leben zu bestimmen oder drei Porträtfilme mit
unterschiedlichen Fokussierungen. La Libertad nimmt die
Tätigkeit des Webens in einer matriachalischen Gesellschaft in den
Blick, vermisst nicht nur anhand der Fäden des Webstuhls den Bildraum
und die darin agierenden Frauen. Jeny ist der Name einer Transsexuellen,
die an Heroinsucht leidet, 303 heißt wiederum das Gebäude der
historisch aufgeladenen Architekturfakultät an der Universität in
Bogota, die in Jeny303 miteinander in Beziehung gesetzt werden.
„Jíibie" bezeichnet das grüne Kokapulver, der ritualisierte
Herstellungsprozess bildet den Kern dieser dokumentarischen
Intervention. (ds)
im Anschluß an beide Vorstellungen Gespäch zwischen Laura Huertas Millán und Dietmar Schwärzler
in Kooperation mit VIS Vienna Shorts ––> und dem Österreichischen Filmmuseum ––>
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sixpackfilm
Neubaugasse 45 / 1070 Wien