Wir freuen uns sehr, dass mit der Wiedereröffnung der Wiener Kinos auch endlich die langersehnte und bereits für 2020 geplante Retrospektive des filmischen Werkes von VALIE EXPORT starten wird.
Zwischen 13. und 22. Dezember 2021 werden alle Spiel- Kurz- und Dokumentarfilme von VALIE EXPORT im österreichischen Filmmuseum präsentiert.
VALIE EXPORT
Retrospektive
Österreichisches Filmmuseum
VALIE EXPORT, die letztes Jahr ihren 80. Geburtstag feierte, gilt weltweit als eine der einflussreichsten
Künstler*innen, in ihrer
Arbeit verbinden sich multimediale Kunstpraxis und Theorie mit einem
feministischen Anliegen. Bereits
1967 wählte sie programmatisch
einen Künstler*innennamen, der sie symbolisch von der ihr zugewiesenen
Rolle als Frau in der
Kunstwelt innerhalb einer
männerdominierten Gesellschaft distanzierte. In ihren Ausdrucksformen –
darunter Zeichnung, konzeptuelle
Fotografie, Installation,
Skulptur, Performance – spielen Film und Video eine zentrale Rolle. Als
eine der größten Transgressiven
in der Kunst überschreitet sie
damit beständig Medien und Kategorien wie analog/digital,
physisch/virtuell.
EXPORTs
Interesse an der Struktur und
Wirkung bewegter Bilder steht die Auseinandersetzung mit dem Körper
gegenüber, als Teil einer
"gespaltenen Existenz"
zwischen Realität und Repräsentation. Diese fundamentale Gebrochenheit
ist bei EXPORT Prinzip und Grundlage
ihrer Ästhetik so sehr wie
ihrer Politik. Das macht ihre Medienkritik nach wie vor aktuell, und ihr
Werk angesichts der tiefgreifenden
Verwerfungen, die das Digitale
in Gesellschaft, Körperverständnis und Politik hervorruft immer noch so
pointiert und unbequem
wie zu seiner Entstehungszeit.
Die Auswahl schlägt einen Bogen von den grenzüberschreitenden Aktionen
und frühen 8mm-Filmen
der 1960er Jahre (TAPP und TASTKINO) über die radikalen Film-Performances (Mann & Frau & Animal,
...Remote...Remote...) und Spielfilme wie Unsichtbare Gegner (1977) oder Die Praxis der Liebe (1985)
bis hin zu EXPORTs
Dokumentarfilmen – z. B. über Elfriede Jelinek, Oswald Wiener, die
Geschichte des Avantgardefilms und die
Entwicklung der
internationalen Aktionskunst. (Brigitta Burger-Utzer, Michael
Loebenstein)
In Kooperation zwischen Österreichischem Filmmuseum und sixpackfilm.
Das ursprünglich ebenfalls geplante Symposium zu VALIE EXPORT wird verschoben und soll im Jahr 2022 nachgeholt werden.
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Eröffnung der Retrospektive am 13. Dezember in Anwesenheit von VALIE EXPORT
18:30 Uhr


Kurzfilme von VALIE EXPORT
Selbstportrait mit Kopf AT, 1966/67, DCP, sw, 4 min
I turn over the pictures of my voice in my head AT, 2009, DCP, Farbe, 12 min. Deutsch mit engl. UT
Facing a Family AT, 1971, DCP, sw, 5 min
Interrupted Line AT, 1971/72, 16mm, sw, 9 min
Ein perfektes Paar oder die Unzucht wechselt ihre Haut AT, 1986, DCP, Farbe, 12 min
Schnitte/Elemente der Anschauung AT, 1971/74, DCP, sw, 17 min
Syntagma AT, 1983, 16mm, Farbe, 18 min
Die
Kurzfilme bilden einen möglichen Querschnitt durch die Film- und
Videoarbeit von VALIE EXPORT: das Selbstportrait in bewusster
Verwandlung und
Ausgesetztheit; die Stimme und Sprache als wichtige Teile der
Identität; Kritik an der medialen Berichterstattung
und ihren
bewusstlosen Konsument*innen; familiäre Abhängigkeit und die
Gefangenschaft der Kinder; das strukturelle Interesse
an Zeit und
Raum und die Möglichkeiten des Bewegtbildes, die Wahrnehmung zu
verschieben, zu erweitern; das Statement zum Zustand
der Welt,
ausnahmsweise als schrille Komödie inszeniert; das Dokumentarische mit
dem Seriellen verbunden in einer Untersuchung
der Stadt und
des privaten Lebensraumes; und schließlich als einer der Höhepunkte: Syntagma, der EXPORTs unnachahmliche Vielfalt an Techniken mit feministischen und aktionistischen Inhalten verbindet. (Brigitta Burger-Utzer)


Unsichtbare Gegner
Regie:
VALIE EXPORT (Mitarbeit: Peter Weibel); Drehbuch: Peter Weibel
(Mitarbeit: VALIE EXPORT); Kamera: Wolfgang Simon; Schnitt:
VALIE
EXPORT; Darsteller*innen: Susanne Widl, Peter Weibel, Dr. Josef Plavec, Monika Helfer-Friedrich, Helke Sander. AT, 1977, 16mm, Farbe, 108 min. Deutsch
mit engl. UT
Anna,
Fotografin und Videoreporterin in Wien, hört im Radio von der Invasion
fremder, unsichtbarer Wesen – den Hyksos, die
die Menschen
und die Erde in Besitz nehmen wollen. "Die für uns interessanten
Dimensionen bekommt VALIE EXPORTs Film nicht
nur durch die
Thematik einer schizophrenen, jungen Frau und ihrer Beziehung zu einem
paternalistischen Typ, sondern durch
die Ästhetik,
die sie dabei entwickelt hat. Der Film macht nämlich die säuberliche
Trennung zwischen objektiver, normaler
Umwelt und
schizophrener, anormaler Verzerrung und Projektion auch ästhetisch nicht
mehr mit. Weder trennt er quasi-objektiv
filmisch die
Projektionen und Träume von der Umwelt ab, noch verliert er sich an die
Ausmalung der subjektiven Perspektive
der Frau, indem
er vorgibt, aus dieser heraus erzählt zu sein. Vielmehr besteht die
Ästhetik des Films gerade darin, dass
er die
verschiedenen Ebenen ineinander verwebt.“ (Gertrud Koch)
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Tickets und Reservierungen
Österreichisches Filmmuseum
Augustinerstraße 1 1010 Wien
Tickets: 01-533 70 54 oder online
www.sixpackfilm.com