[Gegenbettelverbot] Fw: Ausstellungsverlängerung WIR SIND BETTLER bis 5. Juni 2011

Anton Lederer, < rotor > anton at mur.at
Mo Mai 2 22:53:38 CEST 2011


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Sent: Monday, May 02, 2011 5:04 PM
Subject: Ausstellungsverlängerung WIR SIND BETTLER bis 5. Juni 2011


Offener Brief gegen das Inkrafttreten des generellen Bettelverbots in der Steiermark

Martin Behr, Astrid Kury

 

  a.. Morgen Nachmittag (3. Mai 2011, ab 15.00 Uhr) setzen Emil Breisach, Kurt Flecker und Pfarrer Wolfgang Pucher in der Grazer Innenstadt/Herrengasse ein Zeichen gegen das Bettelverbot, in dem sie eine Verwaltungsübertretung begehen und selbst betteln. 
 

  a.. Kunst als Geste, die öffentliche Vorschreibungen missbilligt: WIR SIND BETTLER - Ausstellung im Stadtmuseum Graz wird bis 5. Juni verlängert. 
 

 

Bettelnde Menschen, die auf der Straße vor uns knien, sind ein unnötiges Ärgernis, sagt steirische Landesregierung und hat mit einem generellen Bettelverbot die Bürgerinnen und Bürger von der Belastung von diesem unangenehmen Anblick befreit. 

 

Aus den Stellungnahmen der PolitikerInnen, die dieses Bettelverbot beschlossen haben, geht hervor, dass populistische Erwägungen ausschlaggebend waren. 

Denn durch das Bettelverbot wird weder Sicherheit gewährleistet, noch Armut beseitigt. Aber die Politik erzeugt und legitimiert mit solchen Gesetzen Feindbilder, denen sie eigentlich vehement entgegentreten sollte. Ein generelles Bettelverbot ist Teil der zunehmenden Kontrolle, Kommerzialisierung und Überwachung des öffentlichen Raumes, der so seine soziale und gesellschaftsbildende Dynamik verliert.

 

Wir haben nichts zu verschenken, weder unsere Überzeugungen, noch unsere Moral, noch unsere Ehre und auch nicht unseren Ruf, in den Graz als City of Design gerade soviel investiert. "City of Design heißt, dass in der Menschenrechtsstadt Graz die Menschenrechte geachtet werden." 

Aus menschenrechtlichen und sozialen Gründen ist es nicht tolerierbar, dass es Menschen verboten wird, in öffentlichen Räumen Gaben zu erbitten.

Die Armut wird nicht beseitigt, indem man die Bettelnden per Verbot aus dem Straßenbild entfernt. Beseitigt gehören die Ursachen der beschämenden Tatsache, dass die gesamte Europäische Union, zu der eben auch die Steiermark gehört, ihrer größten Minderheit, den Roma und Sinti, die Teilhabe an Grundwerten und Grundrechten dieser Gemeinschaft verweigert. 

 

Kultur ist das Programm der Gesellschaft und Kultur ist gleichzeitig auch der Einwand gegen die Gesellschaft, wenn sie den Menschen etwas zumutet, was diese für unzumutbar halten. Die stete Auseinandersetzung bildender Kunst mit dem Thema Betteln ist solche Systemkritik. 

Die Ausstellung hält die Empörung gegen das Bettelverbot sichtbar, die tausende Menschen antreibt. Und die teilnehmenden KünstlerInnen widmen sich der "aus den Augen aus dem Sinn"-Ideologie des Bettelverbots und zeigen die soziale Rolle des Bettelns auf. 

 

Als Menschen müssen wir den Stachel der Armut anderer aushalten, wenn wir aufgefordert werden, auf eine Bitte eine Antwort zu geben - zu welcher auch immer wir uns entscheiden. Aber wir wollen uns nicht aus fadenscheinigen Gründen -  dass man Bettelnde vor Blasenentzündung, Sonnenstich und mafiösen Abzockern schützen müsse - diese zutiefst menschliche Verantwortung abnehmen lassen. 

 

Das Bettelverbot ist ein Schlag ins Gesicht der Menschen, die aus Not dazu gezwungen sind, zu betteln. Und es ist ein Schlag ins Gesicht jener Menschen, die sich verantwortlich fühlen für Menschen, die in solche Not geraten sind. Not und Armut kennen keine Nationalgrenzen. Verantwortung sollte auch keine kennen. 

 

Martin Behr, Astrid Kury

 

 

Wegen des großen Interesses

VERLÄNGERUNG bis 5. Juni 2011

 

 

 

Eine Kooperation von Akademie Graz und Stadtmuseum Graz

KuratorInnen: Martin Behr, Astrid Kury

 

Mit Arbeiten von: Mit Arbeiten von: ERIC AUPOL, DELAINE LE BAS, JOACHIM BAUR, ERNST M. BINDER, CHRISTIAN EISENBERGER,

STEFANIE ERJAUTZ, OLIVIA FÜRNSCHUSS, KARL GRÜNLING, PETER GERWIN HOFFMANN, ZLATKO KOPLJAR,

XXKUNSTKABEL, CLAUDIA NEBEL, NORBERT NESTLER, FRIEDERIKE NESTLER-REBEAU, RESANITA, CHRISTOPH SCHLINGENSIEF,

JOSEF SCHÜTZENHÖFER, WOLFGANG TEMMEL, GUSTAV TROGER, THEATER IM BAHNHOF, FRANZ WEST, JOSEF WURM, ZWEINTOPF, U.A.

 

"Wir sind Bettler. Das ist wahr!" schrieb Martin Luther am 18. Februar 1546, kurz vor seinem Tod. 

Es ist wahr, wir sind Wesen, die bedürftig sind und es ein Leben lang bleiben. Ein generelles Bettelverbot, wie es in der Steiermark und

in Graz am 1. Mai 2011 in Kraft tritt, überschreitet eine humanitäre Grenze, die unberührt bleiben muss. Es muss erlaubt bleiben, um Gaben

zu bitten und Gaben zu empfangen. Die Ausstellung versammelt bestehende und neue künstlerische Positionen zum Thema Betteln und Bettelverbote.

 

Ausstellungsdauer: 15.04. - 05.06.2011

Öffnungszeiten: Di - So, 10:00 - 18:00 Uhr

Stadtmuseum Graz, Sackstraße 18, 8010 Graz

 

Anfragen: 

Akademie Graz, 0316 837985,

office at akademie-graz.at

www.akademie-graz.at

 

Stadtmuseum Graz, 0316 872 7600, 

stadtmuseum at stadt.graz.at

www.stadtmuseumgraz.at

 

 

 
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