[Gegenbettelverbot] Jenseits: Der Falter

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Sa Jun 18 13:48:08 CEST 2011


http://bettellobbywien.wordpress.com/2011/06/17/jenseits-echte-und-falsche-arme-im-falter/

JENSEITS: Der FALTER

Wenn RedakteurInnen der „linken“ Stadtzeitung Falter beim Latte Macciato schlürfen im Museumsquartier angeschnorrt werden, dann führt das anscheinend zu einem vollkommenen Blackout. Schwupdiwupp – wird aus dem Falter die Krone und aus bettelnden ZeitungsverkäuferInnen der Inbegriff des Bösen: Der oder die FalterredakteurIn schafft keinen Gedanken mehr daran, dass es vielleicht ein System von Ausgrenzung und Armut sein könnte, das junge Männer dazu treibt, im Museumsquartier hartnäckig zu schnorren. Er/sie stellt keine Frage mehr danach, warum so viele Menschen jetzt mit der Zeitung in der Hand betteln. Nein, dafür gibt´s Ressentiments.
Und aggressives Betteln sei außerdem bei Strafe verboten, freut sich der Falter.

Das Unwort „falscher Augustin“ kreierte das „transkulturelle Magazin“ „Biber“. Hier finden wir die Langversion der „7 Sachen“ – die auch nur sehr oberflächlich die Hintergründe beleuchtet. Dass es in Wien mittlerweile viele undurchschaubare Bettelverbote gibt, die es verbieten, sitzend zu betteln, davon hat die Biberredaktion anscheinend auch noch nichts gehört. Sie findet das Bettelverbot in Graz „mit schaß“. In Wien sind Bettelverbote eurer Meinung nach okay, liebe Biberredaktion?

Klar ist es unangenehm angeschnorrt zu werden. Doch niemand schnorrt grundlos und die Armut nimmt rasant zu. In Bulgarien gibt es nicht mal mehr ein funktionierendes staatliches Gesundheitssystem. Es wurde abgebaut und eingespart. In Rumänien werden die ohnehin niedrigen Sozialhilfen und Pensionen gekürzt – wohl eine Empfehlung des internationalen Währungsfonds. Die Krise hat in diesen Ländern fatale Folgen und Angehörige von Minderheiten sind willkommene Sündenböcke. Nicht nur in Ungarn, sondern auch in Rumänien und Bulgarien gibt es gewalttätige Übergriffe auf RomnIJa.

Der Falter verklickert jetzt also seiner LeserInnenschaft, dass Armutsbetroffene, wenn sie sich nicht „angemessen“ benehmen, bestraft werden sollen. Und die Museumsquartiersecurity wird sich in Zukunft wohl noch weniger zurückhalten: Denn schon jetzt – so erzählen ZeitungsverkäuferInnen – wird ihnen der Zutritt häufig verweigert.

Klar ist es nicht angenehm, wenn mensch im Kaffeehaus sitzt und ständig angebettelt wird, doch diese Form des Bettelns ist eine unmittelbare Folge der Wiener Bettelverbote. Wenn auch die bestraft wird, werden sich die Menschen wieder andere Möglichkeiten suchen um zu überleben.

Auch Birgit Hebein, Grüne Sozialsprecherin reagierte mit einer Presseaussendung auf den Falter: „Auch wenn es ein Ruhebedürfnis der KonsumentInnen gibt, steuern wir auf eine Entsolidarisierung zu, wenn Armut verdrängt und nur mit Verboten reagiert wird“.

Die BettelLobbyWien


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