+comunity+ So wird umgebaut.

Reni Hofmueller reni at mur.at
Sa Apr 2 11:20:57 CEST 2011


So wird umgebaut.

Peter Pakesch feuert Peter Weibel. (Neue Galerie)
KIM feuert Maru (chmafu nocords). (Sonntagsabstrakt)
Der Steiermark-Falter wird "abgeschossen". (?)

Frage:
Wann wird die Steiermark zugesperrt? 
Nur damit ich weiss, wann ich meine Koffer packen soll. 

Ich bin ja nach wie vor davon überzeugt, dass Diversität, also
Vielfalt und kulturelle Differenz, durch aktives Tun, also Handeln
entstehen. Das Anregende und Inspirierende dabei liegt eben in der
Unterschiedlichkeit. Diskurs kann dort leben, wo es etwas gibt, mit
dem sich Menschen auseinandersetzen können.
Daraus entstehen dann unterschiedliche Meinungen, Geschmäcker und Räume. 

Und: ich bin nach wie vor Anhängerin von "small ist beautiful", dh. ich
halte nichts von Macht-, Einfluss- und Geldkonzentrationen wie das
Universalmuseum (Pakesch); ich bin auch nicht von Mehrfachjobs
(Weibel) überzeugt.
Aber wie eine Stadt zusieht, wie einer der "Herzeige-Weltbürger" (Weibel) einfach so
abserviert werden kann, macht mich schon sprachlos.

Ein bisschen erinnert es mich an die Umgestaltung vom (ehemaligen)
medienkunstlabor (ev. erinnert sich ja noch der oder die eine daran,
im selben Gebäude wie das Kunsthaus, im Parterre, vor vielen vielen Jahren, bevor
die Regionale mit ihrem Büro dort einzog, und dann mit der
Präsentation von Autos das Areal seiner eigentlichen Bestimmung
zugeführt wurde - dem Design, dem Retter aller Dinge, nicht wahr.)

So, wie ich vor ein paar Jahren nicht davon überzeugt war, dass es
sinnvoll ist, das medienkunstlabor von einem Ort der nicht
institutionell gebundenden Kunst in eine
Kooperationsinstitution mit verschiedenen Universitäten umzugestalten,
bin ich kein "100% Fan" (oder neudeutsch: "friend") von Peter Weibel.
Aber eine Stadt wird nun mal z.B. nicht zur Zeitungsstadt, weil es 1
Zeitung gibt, sondern viele.
Und so wird eine Stadt auch zur "Kulturstadt", weil es viele Personen und
Orte gibt.

Ich kann mit (m)einer Differenz zu einem Peter Weibel oder zu einem
medienkunstlabor oder einem Falter gut leben.
Oder: ich könnte. 
Oder: ich konnte.
Weil die nicht mehr da sind.


Dass Wilhelm Reich sein Pamphlet "Rede an den kleinen Mann" genannt
hat, war ein politisches Statement.

Die Arbeits- und Wahrnehmungsrealität, mit der ich laufend
konfrontiert bin, ist die Reduktion meiner Tätigkeit in verschiedenen
Organisationen und Gruppen als "klein". 
Mit Verniedlichungen wie "kleine Institutionen" oder dgl. geschieht
eine Kategorisierung der Wichtigkeiten, die den Großteil der aktiven
Personen, Gruppen, Initiativen und Institutionen als irrelevant und
belächelbar darstellt. Dh. diese Arbeit wird nicht ernst genommen. 

Ich habe mich beinahe schon daran gewöhnt, und dann gibt es doch
wieder so Momente, wo mich das Grauen schüttelt.

Wie z.B. wenn Maru (chmafu nocords, interpenetration festival,
sonntagsabstract) von kim gekündigt wird; wie, wenn Peter Weibel aus
der Stadt rausgeworfen wird; wie, wenn für City of Design scheinbar
unbegrenzt Gelder zur Verfügung stehen...(und ich dann auch noch zu
hören kriege, dass das Geld der Kunst ja ohnehin _nicht_ zur Verfügung
stünde...)

Oder wenn es wieder mal einen Evaluierungsreigen für die mehrjährigen
Verträge mit der Stadt (Kulturamt) gibt, und ich dann da sitze und
überlege:
"Wer ist jetzt gleich noch mal Kulturstadtrat, und wer wars vorher und
wie lang? Ah ja, und der aktuelle Bürgermeister war da ja auch mal, ach
und wie hiess der Ex-Polizist noch gleich? ...und beim Land? Stimmt,
der, der jetzt beim Land ist, war doch der, der in der Stadt die
Evaluierung eingeführt hat und den Herrn Hochreiter nach Graz gebracht
hat; und die jetzige Finanzstadträtin war doch vorher in der Kultur,
und hat da eine ...wie hat sie das noch genannt,
Frauen-Kultur-Vernetzung, angeleiert, und war dann aber nach
Bekanntwerden des Sparwahns nicht einmal zu einem Gespräch mit Frauen
"aus der Kultur" bereit?
 
Na, wenigstens scheint heute die Sonne.

Reni Hofmüller



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