+comunity+ Fwd: das steirische herbst dilemma ...

ft at mur.at ft at mur.at
So Dez 12 16:03:24 CET 2004


um das dann mal von aussen als nichtgrazer und nicht unabhaengig zu
kommentieren:
> lachen tun sie ja immmer
> tun tun wir nix
"nur wer nichts macht, macht keine fehler - ausser dem einen kardinalen" wusste
lenin, bloss: das heisst ja nicht, dass deswegen notwendig gut sei, was dann
doch getan wird. soll heissen: "lieber den text nehmen als keinen zu haben"
prolongiert ja nur das nichtstun: edda hat da ja ziemlich genaue einwaende
vorgebracht (dass die argumentation naemlich eh bloss die
klezei-mainstream-kritik wiedergibt, was dann uebrigens auch nichts anderes
waere als eine andere spielart des opportunismus), und die nicht zu
verarbeiten: das ist wohl das problem. wuerd ich denken: besten dank an dfsg
dafuer, dass sie einen [auch in meinen augen]* ziemlich lausigen text
geschrieben und also was getan haben; und es gaelte einen besseren zu
schreiben.
> muessen wir wircklich alles recherchieren
ja. "was du nicht selber weisst, weisst du nicht. pruefe die rechnung, du musst
sie bezahlen," um zur abwechselung brecht zu zitieren. worueber naemlich am
meisten gelacht wird bei solchen auseinandersetzungen ist schlechte
vorbereitung; und am ehesten wird ernst genommen, wer sich auskennt in der
materie, die da kritisiert werden soll.
bestes
f,


*
um das womoeglich ein wenig zu konkretisieren:

> > > gebt uns den steirischen herbst zurueck - ein loesungsansatz zum dilemma
> > > sth!
ueber weite strecken haelt der offene brief exakt diesen tonfall, als sei er von
kulturpensionisten geschrieben: frueher war alles besser, und als wir jung
waren, waren wir avantgarde. und: wer ist 'wir' und wann hatte 'wir' den
sterbst?
> > >  das missverstaendnis begann mit dem satz des intentaten "der steirische
> > >  herbst hat keine heimat", denn der sth hatte immer schon eine heimat,
> > >  naemlich graz. es ensteht der eindruck, der typisch fuer eine haltung
ich glaub ja dass das missverstaendnis damit beginnt, sich ueberhaupt auf eine
dermassen bloedsinnige argumentation einzulassen. dann im gegenzug auch noch
"graz" als heimat zu dekretieren, ist nicht minder bloedsinnig: war der sterbst
nicht zb auch immer wieder mal in muerzzuschlag und andernorts? hatte er dann
da keine heimat? heisst heimat: wo die leut herkommen, die da was machen? die
da was machen duerfen? mit verlaub: das intendante argument ist der maessig
aufregende versuch, den begriff der heimat irgendwie zu aktualisieren. die
reaktion dfsg hoert sich schwer regionalistisch und provinziell an.
> > >  der sth sollte die spitze der kunst, die avantgarde, abdecken und nicht
> > >  traditionelle "touristische" oder konservativen kunstbegriffen gerecht
> > >  werden. daher war der schritt den sth zu einer betreibergesellschaft
tut mir leid, aber "wir, die avantgarde" ist ein ziemlich konservatives konzept,
naemlich eines, das tendenziell elitistisch argumentiert. darueber hinaus kommt
mir's in solchen kontexten oft genug bloss vor wie eine schmerztablette fuer
den fall, dass der publikumserfolg ausbleibt: es ist leichter, sich als
unverstandenes avantgardistisches genie zu verstehen als mal zu analysieren, ob
und welche fehler vorgekommen sind. nebenher: wovon ist denn die avantgarde die
avantgarde? vom mainstream, will ich doch wohl annehmen. oder?
> > >  und zeigt von arroganz und unverstaendnis des kunstprozess,
> > >  kunstschaffen und dessen schnittstellen wie den festivals.
nur kunstschaffende wissen ja bekanntlich wirklich, wie das geht: kunstschaffen
- da braucht es dinge wie schoepfertum und genialitaet, ewigkeitswert und
geheimnis. aber vielleicht waer dfsg so nett und erklaerte sich da etwas
genauer?
> > >  ermoeglicht wurde. gerade in einer solchen situation ist ein sensibler
> > >  umgang mit der  internen stimmung bei den  kunstschaffenden und deren
> > >  nahestehenden rezipientinnen wicht und es ist notwendig experimentelle
> > >  kunst und auch risikoreiche veranstaltungen als identitaet der grazer
> > >  kunsszene zu veranstalten. dies sollte  sich im festival sth realisiert
"sensibler umgang mit der internen stimmung" - ich weiss nicht genau: was
erwartet sich dfsg denn da? dass die intendanz mit zaepfchen kommt, wenn die
interne stimmung der kunstschaffenden auf durchfall steht? mir scheint, dass
dfsg davon ausgeht, dass in der kunstwelt das richtige leben im falschen
stattzufinden habe, eine ideale welt, in der der gute, gute wille zaehlt und in
der es weh tut, so furchtbar weh, wenn der missverstanden wird. womoeglich ist
das noch nicht bei dfsg angekommen ist: kunstproduktion, -distribution und
-konsumption hat was mit oekonomie zu tun, und sensibilitaet kann da durchaus
teil eines geschaeftsvorgangs sein. nebenher: "risikoreiche veranstaltungen als
identitaet der grazer kunsszene zu veranstalten" ... also was das heissen soll,
muss mir noch mal wer erklaeren, damit ich endlich aufhoeren kann zu lachen.
und ich uebrigens ist auch der rest des textes reich an verborgen gedeihenden
stilblueten, grammatik- und syntaxfehlern. seid so gut und korrigiert
wenigstens die!
> > >  des mp, dennoch sollte auf lange sicht die agenten dort bleiben wo sie
> > >  hingehoeren.
ich nehme an: in der kaelte. kleine anmerkung: es gibt professionelle
musikerinnen und musiker, die durchaus fantastische arbeiten relaisieren. an
manche kommt man am besten ueber deren agenten ran.
> > >  "subkultur-touch" zu rezipieren. das dort jedoch dann eine noble halle
waehrend, nehme ich an, dfsg gern das copyright auf die ganz authentische
subkulturalitaet haette. aber ich habe mich gern getaeuscht.
> > >  gibt, wo rezeption garantiert wird und diskurs ein von nahestehenden
> > >  schreiberlingen bestellt wird, kann kunsterfolg und definition, was
> > >  aktuelle kunst ist, nicht mehr von diesen abgelesen werden.
zum einen laesst sich diskurs nicht bestellen ("einen diskurs bitte." -
"erschuettert oder geruehrt?"). zum anderen: aber selbstverstaendlich kann man
auch den erzeugnissen nahestehender schreiberlinge ablesen, was aktuell fuer
kunst gehalten wird. das huebsche ist ja: darueber laesst sich trefflich
verschiedener meinung sein. und: was machen denn die dfsg nahestehenden
schreiberlinge (ausser - hoffentlich - besser schreiben)? sind das
unbestechliche kritiker, die auf die wahrheit und nichts als die wahrheit
vereidigt wurden?
> > >  ansonsten sind themen wie zb: "3rd places", die seit jahrzehnten von
> > >  architekturtheoritkern anders besetzt sind und wo dann vor leeren hallen
> > >  in einen gebiet, das der sth als neues zentrum von graz definiert, dann
> > >  populistische veranstaltungen versucht werden und das als kunst
> > >  dargestellt wird nicht zu erklaeren.
diese intendanz! da hat sie leere hallen und macht die veranstaltungen dann
davor! nein so was! - und mal ohne witz: ist der vorwurf dfsg, dass der sterbst
populistische veranstaltungen als kunst darstellt, die dann kein publikum
haben? fuer irgendwas sollte sich dfsg mal entscheiden: entweder ist der
publikumszuspruch kein entscheidendes kriterium; dann sollen sie auch 3rd
places mit solcher kritik verschonen. oder er ist fuer sie ganz entscheidend;
dann wuesst ich gern, wie es denn um den ihren bestellt ist.
> > >  daher unsere empfehlung: "befreit die kunst des sth"
wovon? von anderen kunstbegriffen als dem dfsg?
> > > wir stehen nicht an, eine loesungsvorschlag einzubringen, welcher der
> > >  aktuellen finanziellen situation in graz rechnung traegt.
natuerlich nicht. wer wollte das auch erwarten.
> > > endlich den zweifelhaften ruhm des sth, als einziges  festivals europas
> > > von grossindustriellen nicht sponsoringgelder zu lukrieren, sondern diese
> > > zu sponsern, abzulegen und die listhalle (unsubventioniert) den festen
echt? der sterbst sponsort die grossindustriellen? wow.
> > > ein festival der avantgarde, eine identifikation des kunstschaffens
> > > unserer zeit ausserhalb eines populistischen zwanges und damit die
> > > festigung der kunstproduktion in graz und die attraktivitaet von graz fuer
> > > (ueber)lebende kuenstler.
warum werd und werd ich den verdacht nicht los, dass sich der ganze offene brief
auf 'fleischtoepfe' reimt? vermutlich deswegen, weil dann ganz am ende
diesbezueglich endlich einmal tacheles geredet wird. dfsg will 75% des sterbst
budgets, und sie will sie fuer das kunstschaffen in graz, das heisst: fuer
sich. offenbar ist dfsg der meinung, dass dies der einzige ort ist, an dem sich
kunstschaffen identifizieren laesst (ich will den begriff lieber nicht
missverstehen) und begreift sich selbst als legitime stellvertreterin einer wie
auch immer freien szene. "dfsg statt lorenz" kommt mir vor wie "traufe statt
regen".

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