AW: *kig* Re: +comunity+ sexismus debatte

anita hofer anita at mur.at
So Apr 6 17:57:57 CEST 2003


anmerkungen

zu deinen ausfuehrungen ueber radikalismus: 
die kulturhistorische zuschreibung von maskulinen bzw femininen
attributen ist eng mit unserer buergerlich-patriarchalen praegung der
geschlechter verbunden und deshalb zu hinterfragen: was
maennlich/weiblich, stark/schwach, aktiv/passiv, hell/dunkel,
rational/irrational, dominant/redundant usw. ist/zu sein hat, macht sich
nach wie vor in den rollenklischees unserer gesellschaft breit. das
genau ist das dilemma: die zuschreibung dieser attribute wird dem
geschlecht uebergestuelpt! - durch die gesellschaft wird eine
feinsaeuberliche trennlinie gezogen und das maennliche prinzip
(attribut), weil dominant, uebernimmt die herrschaft. und die trennlinie
wird auch durch jedes subjekt gezogen: was hell ist, muss in erscheinung
treten, was dunkel ist, muss im verborgenen bleiben. also was im mann
unter das weibliche prinzip faellt (gefuehle zb), muss redundant
bleiben; das ist noch einfach zu schliessen. aber was ist mit der frau:
ist ist per geschlechterdefinition redundant, muss also in der
gesellschaft die redundanten weiblich attributierten funktionen
uebernehmen, um zu zu den produktionsweisen einer dominanten,
partiarchalen gesellschaft beizutragen. sie muss sich doppelt verkehrt
herum denken - und leider ergibt hier minus und minus nicht plus. ---
die buergerlich-patriarchale logik/ratio funktioniert also nur durch die unlogik/irrationalitaet.
da wir noch weit davon entfernt sind, den dualismus nicht mehr zu
denken, waere der nexte schritt zu einer veraenderung, die prinzipien
maennlich weiblich nicht mehr auf subjekte (koerper+geist) anzuwenden,
sondern sich das subjekt als etwas zu denken, das beides traegt.
und das zu denken, ist radikal, weil es das buergerlich-patriarchale
system aufloest.
 

zu deiner ausfuehrung ueber sexualitaet und gewalt: 
sexualitaet auf den sexualakt, der naturellement mit gewalt zu tun hat,
zu reduzieren ist auch schon eine gesellschaftliche praegung durch
kapitalistische herrschaftsstrukturen (wenn viel mehr mit sexualitaet
verbunden wird, sexualitaet also viel mehr zeit inanspruch nimmt als die
paar minuten des aktes, dann fehlt uns genau diese zeit, um als
produktionsmaschinen zu funktionieren.


information wrote:
> 
> tja, anita... radikalismus war schon immer problematisch. ich bin für
> konsensuale gleichberechtigung auf basis gegenseitiger, immer neu zu
> definierender absprachen.
> was in einer zweierbeziehung funktioniert, kann für die gesellschaft auch
> nicht schlecht sein.
> 
> "radikaler feminismus" erinnert mich immer an "radikaler machismus".
> und nicht ohne grund treffen sich sehr rechte und sehr linke positionen
> immer irgendwo... schönes beispiel: im momentanen, völlig gerechtfertigten
> antiamerikanismus werden mir sogar schon manche positionen der rechten
> sympathisch... rrraaarrgh! da muss ich mich täglich selbst hinterfragen.
> und so sehr ich den materialismus als gedankenkonstrukt ablehne, so weiss
> ich auch, dass er -vernünftig exekutiert- vorteile bringen kann. nix
> schlechtes ohne gutes darin...
> diese forderung nach radikalismus ist mir zu reaktionär.
> 
> und zum kig-artikel, den du ansprichst:
> eine ketzerische und provokative frage: welche frau, welcher mann kann denn
> nach jahrzehntausenden männlicher prägung noch davon sprechen, zu wissen,
> was seine/ihre bestmöglichen lebensbedingungen sind? ist nicht bereits das
> "gefühl" fürs vermeintlich "gerechte" bereits pervertiert? und ist
> "radikalismus" nicht ein BESONDERS maskuliner begriff?
> ist es nicht vielmehr so, dass gerade die (oft verheerende) vorherrschaft
> des menschen auf der erde ein klarer beweis für die -biologische-
> korrektheit seiner gesellschaftsstruktur ist? oder, um camille paglia zu
> zitieren, warum gibt es keine rein matriarchalischen gesellschaften mehr
> oder nur mehr auf früher sozialer stufe, in kleinstgesellschaften? ist es
> nicht vielleicht doch so, dass die im artikel geschmähte natur sich selbst
> die "sieger" kürt?
> bleiben wir bei der sexualität:
> jeder sexuelle akt ist per se "gewalttätig", wenn wir das rein biologische
> voraussetzen. sollten wir daher ein starres reglement des sexuellen
> verhaltens einführen? oder ist nicht gerade die maskuline aggressivität ein
> antriebsmittel zur aufrechterhaltung der art?
> künstliche befruchtung als ausweg? wenn DAS kommt, entleibe ich mich.
> 
> man sollte im osten seine lehrmeister suchen: die mitte hat die kraft. wer
> sich starr auf eine seite stellt, stürzt ab. nur der biegsame, der trotzdem
> seine festigkeit wahrt, trotzt den wogen. der fels in der brandung wird
> abgeschliffen. laut theweleit ist übrigens auch "das "gute" feste gegen das
> "böse" weiche" ein ur-patriachalischer begriff.
> härte ist dummheit, sage ich. und was ist radikalismus anderes als härte?
> 
> amen.
> jörg

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