+comunity+ newsletter #5/11

FORUM STADTPARK forum at mur.at
Do Nov 22 16:16:02 CET 2001


forum stadtpark theater
ZWISCHEN NACHT UND TAG von Franz Weinzettl
Aufführungen am: fr 23. november 05:30, sa 24. november 05:30, so 25.
november 05:30, so 25. november 20:00, fr 30. november 05:40
mit Robert Kahr
Regie: Ernst M. Binder; Bühne: Carlos Schiffmann; Kostüme: Andrea
Plabutsch; Dramaturgie: Alexandra Rollett
Der Monolog, eine Dramatisierung des 1997 im Residenz-Verlag
erschienenen gleichnamigen Romans von Franz Weinzettl, umkreist das
vergleichsweise kurze, durch einen Arbeitsunfall gewaltsam zu Ende
gegangene Leben eines Vaters.
Aus Erinnerungen, Aufzeichnungen, Briefen setzt die Hauptfigur das Bild
ihres Vaters neu zusammen, behutsam und scharfsichtig in der Analyse der
Empfindungen. Ambivalenzen werden nicht getilgt, da der Sohn beginnt,
Züge des Vaters an sich selbst zu entdecken; Ähnlichkeiten tauchen
gerade dort auf, wo ihm der Vater fremd erschien, so als hätte er nach
Jahren des Abwehrens doch dessen Platz eingenommen. 24 Jahre liegt der
Verschüttungstod nun schon zurück, aber immer wieder werden Fragen nach
dem Abgelaufenen und Vergangenen, das nie ganz den Status von etwas
Ausgestandenem oder Abgeschlossenem erreichen kann, gestellt. Die
Bewertung findet einen Ausgleich zwischen Idol-Bildung und Nüchternheit,
zwischen Verständnisbereitschaft und Kritiklust.
Wie schon in seinen früheren Werken legitimiert sich Franz Weinzettl als
sensibler Chronist des zwischen den Menschen ungesagt Gebliebenen, der
Wirrnis aus Wünschen und Ausflüchten, aus Zuständen und Geschichten, die
nie richtig beginnen, somit des Sich-Einrichtens auf halber Höhe.
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mo 26. november 19:00
JUDITH SIEGMUND - SOZIALE GERÄUSCHE - ein Projekt zum Thema alltägliche
Fremdenfeindlichkeit
Präsentation AiRport 2001
Materialsammlung im Atelier: mo 26. november 11:00 ? di 27.november
18:00
Die Berliner Künstlerin Judith Siegmund stellt am Montag, den 26.
November 01 um 19:00 uhr in einem Dia- und Videovortrag die
Kunstprojekte „SOZIALE GERÄUSCHE III“ und  „SOZIALE GERÄUSCHE GRAZ“ vor.
„Ihr multimediales Projekt bezieht nachdrücklich die Einwohner beider
Städte ein. Sie bot ihnen die Möglichkeit (Interviews, Fragebogenaktion)
einer Realitätsformulierung, um daraus Textcollage und ?installation zu
entwickeln.„
Was haben die beiden Städte Graz und Frankfurt(Oder)/ Slubice
gemeinsam?: Sie liegen beide in der Nähe bzw. direkt an heutigen
EU-Grenzen, die sich in den nächsten Jahren in Richtung Osten
verschieben werden.
Kennen Sie andere Grenzstädte? Wenn ja, welche? Was ist ähnlich wie in
Frankfurt (Oder) /Slubice, was ist anders? Was verstehen Sie unter einer
Kultur? Kann man zu einer Kultur gehören, wenn man nicht dort, wo sie
existiert, geboren ist? Fragen wie diese bilden einen Baustein von
„SOZIALE GERÄUSCHE III„. Judith Siegmund befragte in der
deutsch?polnischen Grenzregion Bewohner mit Hilfe von Interviews und
Fragebögen. Es ging ihr dabei um Fragen nach den Ursachen von
Alltags-rassis-mus und Fremdenfeindlichkeit. Doch sie bemerkte schnell,
daß sich ein Gespräch über dieses Thema nicht führen ließ. Warum?
Überregionale Medien kommen ‚mal eben schnell‘ in die Stadt, um sich von
dem Horror der Region selbst zu über-zeugen. Auf der Jagd nach Glatzen
und Springer-stiefeln, werden sie im nächsten Einkaufs-zentrum pfündig.
Haben sie die entsprechende Headline im Kopf oder Kasten, berich-ten
sie, wie schwerwiegend die Probleme mit rassistischer Gewalt im
östlichen Teil Deutschlands sind. Die Selbstreferentialität der Medien
führte z.B. dazu daß die New York Times nach einem Einsatz der
UNO-Friedenstruppen in der Region verlang-te.
Diese überregionale Berichterstattung haben die Bewohner von Frankfurt
(Oder) / Slubice im Kopf, wenn sich ein Mikrofon auf ihren Mund richtet.
Sie fühlen sich nur noch als Opfer. Besonders die regionalen Politiker
werden nicht müde, die Fried-fertigkeit und Idylle der Kleinstadt zu
betonen und Fremden-feindlichkeit  als einen Standortnachteil für
Investoren  zu dementieren. So kommt es, daß  Bürgerinitiativen gegen
Gewalt und das private Engagement vieler Einwohner nicht mal regional
und schon gar nicht überregional unterstützt werden.
Wie mit den Menschen ins Gespräch kommen? J.S. entschied sich für eine
Strategie, die den Interviewpartnern zuerst das Recht einräumte, sich
selbst, ihre Situation im Postsozialismus und ihre Ängste zu
reflektieren, bevor sie Fragen nach Ursachen und Auswirkungen der
Schwierig-keiten im Umgang mit Fremdem im Alltag stellte. In langen
Interviews, ausführlich beantworteten Fragebögen, in Videostatements und
im Ausstellungsbesuch beteiligten sich die Einwohner an einer
Selbstdarstellung ihrer Stadt, in der diese Fragen nicht ausgespart
wurden.
Das Projekt „SOZIALE GERÄUSCHE III„ und seine Fortführung in Graz, an
der österreichisch / slowenischen EU-Grenze werden in einem Dia-
Videovortrag von J.S. vorgestellt.
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di 27. november 19:00
D Vortrag Agnieszka Wolodzko (Gdansk, Polen) Art as a tool? Art as a
device?
Die polnische Künstlerin und Kuratorin Agnieszka Wolodzko arbeitet im
November dieses Jahres im Rahmen des AIR_port StipendiatInnenprogramms
im Forum Stadtpark. Wolodzko versucht in ihren Arbeiten, das Paradigma
der Kunst um der Kunst willen zu brechen und andere Funktionen der Kunst
zu testen, wie z.B. Kommunikation, Erkennung sozialer Prozesse,
Beobachtung und Verstehen. Ausser ihrem Projekt “Transasia”, an dem sie
hier arbeitet, stellt sie ihre wichtigsten realisierten und geplanten
Arbeiten vor.
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mi 28. november 19:00 Vorträge
"WANTS" - Souveräne Bedürfnisse - neue medien
In der “Ökonomie der Zeichen” hat der Konsument zentralen Anteil an der
Waren- und damit an der Symbolproduktion. Immaterielle Bedürfnisse, als
grundsätzlich unendlich erweiterbare Potenziale des Erlebbaren, werden
damit zum entscheidenden Gut und “Wünsch Dir was” zur sanften aber
bestimmten Forderung einer Ökonomie, die uns durchs ganze Leben
begleiten will.
Vortragende: Thomas Wolkinger, Graz (Autor, Senior Analyst bei Evolaris)
zum Thema: “Ökonomie und Wunsch”;  Thomas Miessgang, Wien (Kurator ?
u.a. Kunsthalle, Wien, freier Autor & Journalist ? u.a. “die Zeit”, ORF,
) zum Thema: “music most wanted”; Heidi Altomonti, Wien, Mailand
(Trendscout, Modedesignerin) zum Thema: “Mode Häute”; Marin Gazzari,
Wien (Biologe, Head of Gamedesign bei der softwarefirma “Neo”) zum
Thema: “Spielwelten”; Einführung,
Moderation: Orhan Kipcak
Abschliessend ein Wunschkonzert: Die Vortragenden erfüllen
Plattenwünsche...
Eine Kooperation von forum stadtpark, Referat für neue Medien und
Evolaris


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